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Im Kopf von Quentin Tarantino

Die geheimen Gedanken von Quentin Tarantino sollen sie erschließen – und ihren Besitzer schlauer machen als alle anderen Fans seines Kultfilms „Pulp Fiction“. Der Regisseur und Drehbuchautor Tarantino will demnächst mehrere Abbildungen aus dem Originalmanuskript des Films versteigern – als Non-Fungible Token (NFT). Damit aber bringt er die Produktionsfirma Miramax gegen sich auf, die ihn wegen der Verletzung des 1994 mit ihr geschlossenen Vertrags verklagt. „Pulp Fiction“ machte Tarantino berühmt und war für sieben Oscars nominiert. Weltweit spielte der Film 214 Millionen Dollar ein und gilt als erfolgreichster Independent-Film aller Zeiten.

Nun will Tarantino vom Boom rund um NFT profitieren. Diese auf der Blockchain-Technologie basierenden, kryptographisch verschlüsselten Eigentumszertifikate sollen digitale und damit unendlich oft kopierbare Kunstwerke einmalig und handelbar machen, werden aber auch verwendet, um physische Objekte um eine auf einer Blockchain hinterlegte Besitzanzeige zu erweitern. Seitdem das Auktionshaus Christie’s das NFT einer Digitalcollage des Grafikers Beeple für 69 Millionen Dollar verkauft hat, wecken die Token Goldgräberstimmung. Das verkaufte Beeple-NFT war die drittteuerste Arbeit eines noch lebenden Künstlers, das je versteigert wurde. Von dem Werk gibt es zwar Kopien online – der Käufer des NFT darf sich nun aber als einziger Besitzer des authentischen „Everydays“ bezeichnen.

Tarantinos Kunst liegt im Drehbuch von „Pulp Fiction“. Er sagte, die NFT bestünden aus Bildern des Originals sowie einer Tonaufnahme von ihm. Gemeint ist, dass der Code der NFT wohl einen Link zu einer Website enthält, auf der die gekauften Abbildungen zu sehen und die Tonspur zu hören ist. Die NFT gäben den Käufern einen einmaligen Einblick sowohl in die „Geheimnisse des Skripts“ als auch „in den Kopf und den kreativen Prozess von Quentin Tarantino“, sagte der Regisseur bei der Vorstellung seines Plans. Auf seiner Website heißt es zudem, der neue Besitzer der NFT habe die Wahl, diese Geheimnisse „bis in alle Ewigkeit“ für sich zu behalten, sie mit einigen Vertrauten zu teilen – oder mit der ganzen Welt.

Miramax wirft Tarantino vor, er verstoße mit dem geplanten Verkauf der Pulp-Fiction-NFT gegen seinen Vertrag und gegen das Urheber- sowie Markenrecht. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass ihm durch den Vertrag von 1993 auch die Rechte an den NFT zustünden. Der Regisseur wiederum sicherte sich damals die Rechte an der gedruckten Publikation des Skripts und anderer Materialien sowie an Büchern, die nach dem Film erscheinen würden, wie etwa „Making Ofs“.

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Der Konflikt zwischen Tarantino und Miramax geht nun darum, ob die Veröffentlichung von NFT unter diese Kriterien fällt oder nicht. Der Verleiher argumentiert auch, dass der Regisseur nicht das Recht habe, das Skript seitenweise zu verkaufen. Tarantino wiederum beruft sich auf das amerikanische Urheberrecht, demzufolge es sich nicht um eine regelrechte Veröffentlichung handele, wenn Kopien eines Werks nur an eine sehr kleine Gruppe ausgegeben werden. Der Regisseur will die NFT schließlich nur an wenige Menschen verkaufen.

NFT sind ein Statussymbol

Um eine Verletzung des Markenrechts nachzuweisen, müssten die Anwälte von Miramax zeigen, dass die NFT selbst für ein Produkt des Verleihs gehalten werden können. Dem Unternehmen gehören auch die Rechte an den Werbemitteln zum Film, wie zum Beispiel T-Shirts oder Tassen. Falls das Gericht zu der Überzeugung gelangt, dass NFT eher in diese Kategorie fallen, müsste Tarantino vermutlich eine Strafe zahlen. Aaron Moss, Urheberrechts-Anwalt aus Kalifornien, glaubt nicht, dass es dazu kommt. Letztlich seien NFT „Glitzerobjekte“, und rechtliche Auseinandersetzungen darum bekämen deshalb viel Aufmerksamkeit. Die eigentliche urheberrechtliche Frage werde aber einfach zu klären sein, sagte Moss in einem Interview. Am Ende sei der Streit nur die Krypto-Variante der wichtigen Auseinandersetzung darüber, ob ein Künstler sein bereits verwertetes Werk abermals zum Geldverdienen nutzen dürfe, kommentierte die Los Angeles Times den Fall.

Derweil machte sich Brian Frye, Jura-Professor an der Universität von Kentucky, über den Streit lustig, indem er sein eigenes „Pulp Fiction“-NFT generierte. Das geht über eine App. Das NFT gebe dem Käufer Eigentumsrechte über „gewisse geheime und vertrauliche Gedanken“ seinerseits zum Film, schrieb Frye. Damit wollte er auch zeigen, wie einfach man ein NFT von Dingen herstellen kann, deren Eigentümer nicht zugestimmt haben. Die NFT selbst lösen das Problem der Authentifizierung und Repräsentation von Kunstwerken also nicht – sie geben dem Besitzer aber das Gefühl, etwas exklusiv zu haben, und seien es vermeintliche Geheimnisse aus dem Kopf eines Filmemachers. Damit sind sie nicht zuletzt ein Statussymbol, selbst wenn der Käufer am Ende gar nichts „in der Hand“ hat.

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