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#Im Kunsthaus Bregenz verbindet Michael Armitage in seinen Bildern das postkoloniale Afrika mit Europa

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Wie selbstsicher muss eine Malerhand sein, die meisterlich mit Referenzen wirtschaftet, bevor sie den Schrecken geschundener Kreaturen weckt? Die zwischen der dröhnenden Anklage und der sinnlichen Präsentation buchstäblich eine nicht vernähbare Wunde klaffen lässt? Die Spezialität des britisch-kenianischen Malers Michael Armitage sind Bildträger, die aus Lubugo bestehen. Das Volk der Baganda gewinnt es aus der inneren Rinde der ugandischen Natalfeige. Diese wird gebrannt, geglättet und vernäht. Ursprünglich wurde der so hergestellte Stoff für Grabtücher verwendet. Inzwischen droht die rituelle Bedeutung abhandenzukommen, weshalb man Lubugo schon mal auf Touristenmärkten als Bierdeckel für klebrige Gläser zweckentfremdet findet.

Diesen Verlust des kulturellen Narrativs hat der neununddreißigjährige Armitage zum Anlass genommen, Lubugo als Malgrund zu nutzen, mit allen Nachteilen, die der spannbare Stoff bietet, von sichtbaren Nähten bis zu handgroßen Löchern à la Alberto Burri. Das tat er schon, bevor seine Karriere spätestens seit seiner Teilnahme an der 58. Kunstbiennale von Venedig einen schwindelerregenden Lauf genommen hatte. Um die Werke des in Nairobi geborenen Sohns einer Kenianerin und eines Briten wetteiferten die Sammlungen des Guggenheim über das Metropolitan Museum bis zur Tate Gallery. Auch der Markt zeigte sich für den Absolventen der Londoner Slade School of Fine Art anschlussfähig: 2019 knackte eines seiner Gemälde bei einer Sotheby’s-Auktion in New York die Eine-Million-Dollar-Marke.

Verwunschene Landschaft: Michael Armitages „Baikoko at the mouth of the Mwachema River“ von 2016



Bilderstrecke



Michael Armitage in Bregenz
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Die Geister der Vergangenheit geben ihre Macht nicht ab

Er übersetzt Gauguin in die Jetztzeit

Das Kunsthaus Bregenz versammelt nun in seiner Überblicksschau auf drei Stockwerken 17 großformatige Malereien und 15 Zeichnungen, viele von ihnen gerade mal ein Jahr alt. Großzügige Abstände sorgen dafür, dass die offensiven Farbakkorde auf den Betonwänden ihre Wirkung entfalten können. Trotz des Schönklangs, der die Historienbilder mit durchgehend schwarzen Personal umgibt, leben sie vor allem vom überbordenden Gestus des Malerischen. Es ist aber auch die Mischung aus Mythen, Erinnerung und surrealen Phantasien – Armitage verknüpft sie mit ostafrikanischen Kunsttraditionen und postkolonialen Realitäten.

Zugleich gelingt es ihm, an europäische Maler wie Manet oder Cézanne anzuknüpfen und Landschaften, die nur wenige dieser Titanen bereisten, gegen jede Exotik politisch aufzuladen. Auf „Baikoko and the mouth of the Mwachema River“ von 2016, einer eng an Gauguins „Vision nach der Predigt“ von 1888 angelegten Frauengruppe, herrscht noch der Anschein einer Idylle. Während man die hochgesteckten Haare der Frauen in rosa Kleidern betrachtet, die sich dem erotisch aufgeladenen tansanischen Tanz Baikoko hingeben, kommt man nicht umhin, die Falten und geflickten Risse ins Visier zu nehmen, die der Leinwand bei aller Entrücktheit des Motivs den Charme eines Schlachtfelds verleihen.

Weniger kampfversehrt wirkt auf den ersten Blick „Witness“ von 2022. Ein Affe sitzt angekettet auf einer Terrasse. Im Hintergrund schimmert das blaue Meer, die Vegetation sprießt üppig. Blasen steigen aus dem Kopf des Tiers, das verblüffend dem Affen von Albrecht Dürer ähnelt. Es erinnert sich an die Menschen, die ihm begegnet sind. Sie schweben in Blasen, bedrohlich und doch wie Geister, die ihm nicht ernsthaft gefährlich werden können.

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