#„Im Sport gab es keine Hotspots“
„„Im Sport gab es keine Hotspots““
Herr Müller, was bedeutet ein zweiter Lockdown des Sports für Verbände und Vereine in Hessen?
Nach dem ersten Lockdown waren die Vereine eigentlich in einer relativ guten Verfassung. Die finanziellen Auswirkungen wurden noch überwiegend positiv gesehen. Es gab auch keine Mitgliederverluste in großem Maße. Das wird bei einem zweiten Lockdown aus meiner Sicht völlig anders werden. Dann werden die finanziellen Reserven der Vereine sicherlich aufgebraucht sein. Wir benötigen deshalb eine Fortsetzung der bisherigen Förderprogramme und müssen weiterhin auf die Robustheit, die Anpassungsfähigkeit und die Kreativität der Vereine hoffen. Am Ende werden aus meiner Sicht aber einige Vereine in wirklich existentielle Situationen und Nöte kommen.
Hinter vorgehaltener Hand sprechen Vereinsvertreter nicht selten von einem Todesstoß. Halten Sie das für übertrieben?
Ich mag solche martialischen Vokabeln nicht. Es ist eine ganz, ganz schwierige Situation. Wir machen uns große Sorgen. Todesstoß würde aber bedeuten, dass den jemand bewusst ansetzt. Es ist notwendig und richtig, dass die Gesundheit an erster Stelle steht. Existentiell gefordert sind ja auch Kulturtreibende, Gaststätten und viele mehr. Ich glaube, es ist besser, jetzt mal kurz und sehr radikal einen Eingriff vorzunehmen, als sich über einen längeren Zeitraum mit diesen steigenden Zahlen auseinanderzusetzen zu müssen.
Also haben Sie Verständnis für eine Verschärfung der Maßnahmen für den Sport unter den gegenwärtigen Umständen?
Ja. Es müsste aber gleich verteilt werden. Das große Problem für uns im Amateursport ist, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und für den kommerziellen Sport, zumindest den Fußball, aufgrund der sehr großen Finanzmittel, die es dort gibt, andere Regeln gelten. Es ist nicht gut für die Wahrnehmung des Sports innerhalb unserer Gesellschaft, wenn der Eindruck eines Zweiklassensystems entsteht. Wir haben es beim ersten Mal mit viel Solidarität geschafft, dass kein Unterschied zwischen den Sportarten gemacht wurde. Es wäre gut, wenn der organisierte Sport in Deutschland mit einer Zunge spräche und gleich betroffen wäre.
Nicht alle Vereinsvertreter sind Ihrer Meinung. Es wird moniert, dass der rasante Anstieg der Corona-Zahlen nach bisherigen Erkenntnissen nicht auf den Amateursport zurückzuführen ist …
Wir sind nicht in einer Situation, in der wir auf andere zeigen und sagen sollten, dass wir davon nicht betroffen sind. Wir sind sehr zufrieden, dass es im Sport keine sogenannten Hotspots gab. Wenn es aber eine gesellschaftliche Notwendigkeit gibt, auf diesen Anstieg und die Gesundheitsgefährdung zu reagieren, ist es richtig, dass jeder in der Verantwortung steht.
Welche Vereine und welche Sparten werden von einem abermaligen Stillstand am härtesten getroffen?
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Im Prinzip trifft es alle Vereine und alle Sportarten. Da wird es keinen Unterschied geben. Wir müssen das wieder gemeinsam und solidarisch tragen. Es gibt unzählige Beispiele, dass Vereine während des ersten Lockdowns ihre Mitglieder durch digitale Angebote binden konnten. Das wird auf Dauer aber nicht funktionieren. Unsere Vereinsumfrage, aber auch die direkten Erfahrungen im Umgang mit den Mitgliedern haben deutlich gemacht, dass viele in der Krise wieder den sozialen und emotionalen Wert des Sportvereins erkannt haben, der vorher für selbstverständlich gehalten wurde. Dieser Aspekt und das Gemeinschaftserlebnis lassen sich durch keine Technik der Welt herstellen. Das wird zum großen Problem, wenn der Lockdown länger dauert. Gedanken mache ich mir auch über die Motivation der Nachwuchsleistungssportler, wo ich einen großen Einbruch befürchte. Da wird es um die Frage gehen, wie wir diese Demotivation durch das Ausbleiben von Training und Wettkampf stoppen können.
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