Spiel

#Im Test! Crymachina


PS5 Test TOP

Titel Crymachina
Japan 27. Juli 2023
FuRyu
Nordamerika 24. Oktober 2023
NIS America
Europa 27. Oktober 2023
NIS America
System PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, PCs
Getestet für PlayStation 5
Entwickler FuRyu / Aquria
Genres Action RPG
Texte
Nordamerika
Vertonung Japan

In dem FuRyu-RPG Crymachina schlüpft man in die Rolle von Androiden und philosophiert über das Menschsein. Eine Thematik, die schon in Spielen wie NieR: Automata viele Spieler begeistern oder vielleicht auch zum Nachdenken anregen konnte. Für Crymachina hat sich FuRyu wieder mit dem Entwickler Aquria zusammengetan, die schon als Gespann für The Caligula Effect zuständig waren.

Philosophische und psychologische Anspielungen konnte man auch in The Caligula Effect finden, Crymachina dreht hier den Regler allerdings nochmal ein paar Stufen höher und wirft noch eine Prise Agnostizismus mit in die Mischung. Themen, die seit Beginn japanischer RPG-Produktionen durchaus oft Anklang bei Fans finden konnten.

Neben den vermeintlich tiefgründigen Themen setzt man in Crymachina auf ein Action-basiertes RPG-Erlebnis mit auffallenden visuellen Effekten und augenscheinlich motivierendem Kampfsystem. Das Interesse ist geweckt, also schauen wir uns doch einmal das ganze Produkt an. Ob Crymachina diesen Eindrücken letztlich gerecht werden kann oder ob ich nur aus Frust am Ende weinend auf dem Boden lag, lest ihr nun.

Menschen sind kacke

Crymachina beginnt mit der Protagonistin mit dem ungewöhnlichen Namen Leben Distel. Kurz vor ihrem vermeintlichen Ableben flucht sie über die Menschheit und ein gewaltiger Zeitsprung folgt. Leben ist nun mit einem mechanischen Körper ausgestattet und findet sich in einer ihr unbekannten Welt wieder. Kurz darauf wird klar, dass einige tausend Jahre vergangen sind.

Die Menschen sind ausgestorben und auf einer Raumstation namens Eden sollten sich acht sogenannte Dei ex Machina um den Neuaufbau der Menschheit kümmern. Einige ehemalige Seelen von verstorbenen Menschen wurden erwählt, als die ersten Menschen in ein neues Leben geschickt zu werden. Eine davon: unsere Heldin Leben. Ein Paradebeispiel, bedenkt man ihre enorme Abneigung gegenüber ihren Mitmenschen.

Im Laufe der Geschichte wird allerdings schnell klar, dass die anfänglichen Motive der Roboter nicht ganz korrekt waren und die Ereignisse überschlagen sich, was in mehreren Twists resultiert, die zwar zahlreich, aber später mehr als vorhersehbar sind. Auch wenn die Erzählung an sich nicht schlecht ist, einige interessante Elemente anspricht und abarbeitet, bleiben viele Anspielungen leider nur Plattitüden.

Genesis zur Teestunde

Nach knapp 20 Stunden Spielzeit wird man spätestens den Abspann über den Bildschirm laufen sehen. Ein kurzer Spaß und mit der richtigen Direktion wohl auch ausreichend für eine interessante und unterhaltende Geschichte. Crymachina verpasst das allerdings alles und liefert nur ein grobes, obskures Skelett einer Handlung und füllt dieses mit kleinen Teekränzchen, wo die Charaktere sich über „tiefere“ Themen austauschen.

Die Gespräche zum Tee entfalten letztlich kein großes Niveau und plätschern zwischen Smalltalk und kurzen Abschweifungen ins Pseudointellektuelle dahin. Auch gibt es hier und da Erinnerungen in Textform, die von Gegnern hinterlassen werden können. Die kann man zum einen nachlesen oder können zum anderen auch weiteres Teegeschwätz freischalten.

Was am Ende zurückbleibt, ist allerdings nicht viel, denn der doch magere Content an Hauptgeschichte und Dialogen bietet trotz Potenzial nichts wirklich Bleibendes. Lebens Schicksal, besonders zum Ende, mag sie selbst zu Tränen rühren, bei mir blieb hingegen nur Leere. Besonders ausschlaggebend hierfür, muss ich gestehen, war aber das Gameplay.

Es blitzt und blinkt in allen Ecken

So wie die Geschichte konnte sich auch das Gameplay zumindest in ein vielversprechendes Gewand werfen. Auch hier ist das aber leider mehr Schein als Sein. Während die Story durchaus noch Höhepunkte aufweisen kann, fallen gerade die Kämpfe schwer ab. Nach kurzer Zeit hat man den Dreh raus und haut nur noch stumpf auf die Knöpfe, ohne wirklich darauf zu achten, was um einen passiert.

Crymachina beweist zwar, dass man ein Kampfsystem auch mit kleinerem Budget schön in Szene setzen kann, der Kern bleibt hier aber hohl und wenig durchdacht. Möchte man ein High-Paced-Action-Spiel liefern, dann sollte man dieses auch technisch umsetzen können. Crymachina schafft dies traurigerweise in Hinsicht auf Framerate und dementsprechend knackige Reaktionszeiten nicht, sodass wichtige Funktionen, wie das Ausweichen, oftmals zur Glückssache werden.

Auch allgemein fehlt etwas die Balance in den Kämpfen. Das Spiel selbst gestaltet sich zwar wenig anspruchsvoll in puncto Schwierigkeitsgrad, allerdings sorgen die weiteren Mechaniken, wie Leveling und Erfahrungsverteilung, dafür, dass man im späteren Verlauf des Spiels gerne des Öfteren mit einem Gegnertreffer das Zeitliche segnet und manche Charaktere so schwach sind, dass sich Bosskämpfe extrem in die Länge ziehen.

ExP oder EXP … Finger weg

Erfahrungspunkte sind in Crymachina auch ein wichtiger Bestandteil der Hauptgeschichte, worauf ich nun nicht näher eingehen werde. Der Gameplay-Aspekt hingegen stellt einen weiteren Minuspunkt für das Spiel dar. Im Lauf der Geschichte ändert sich kontinuierlich das Maximallevel der Charaktere und die Menge der Erfahrungspunkte ist vom gegnerischen Level abhängig. So weit nicht wirklich verwunderlich, jedoch lässt Crymachina dem Spieler die Freiheit, zu welchem Zeitpunkt Erfahrungspunkte eingesetzt werden sollen.

Der Levelaufstieg findet also manuell im Menü statt und die einzelnen Missionen zeigen die empfohlene Stufe an. Was man nicht direkt merkt, ist, dass allein schon ein Level über dieser Empfehlung kaum noch Erfahrung abwirft. Grindet man zu Beginn also immer schön bis zum derzeitigen Maximum, wird man später enorme Probleme mit den Kämpfen bekommen, da man nur noch den aktuellen Abschnitt wiederholen kann, um Erfahrung zu erhalten, hier aber dann zufällig mit einem Schlag Game Over geht.

Die Missionsstruktur selbst ist immer gleich aufgebaut. Ein Abschnitt besteht aus drei Missionen, die jeweils nur kurze Korridore mit einer Handvoll Gegner sind. Am Ende wartet ein Bossgegner, der meist auch ohne Herausforderung niedergehauen werden kann. Neben den Hauptabschnitten kann man auch Nebenmissionen freischalten. Hier muss man eine Zahlenkonfiguration erraten und landet dann in einem Abschnitt, der entweder Level-100-Gegner beheimatet oder einfach nur einen weiteren leeren Gang aufweist, welcher am Ende mit einem zufälligen Ausrüstungsgegenstand belohnt.

Status und Ausrüstung, die großen Unbekannten

Crymachina schimpft sich RPG, also dürfen da Statuswerte und Ausrüstungsgegenstände natürlich nicht fehlen. Was kann da schon schiefgehen? Heutzutage wirft doch jedes Spiel sogenannte RPG-Elemente ein, mit mehr oder minder sinnvoller Einbindung ins Gameplay. Auch hier wollte man wohl über den Tellerrand blicken und eine kreativere Alternative bieten, die leider wieder mal nach hinten losgeht.

In Crymachina kann man einzelne Statuswerte sogar unabhängig vom Level optimieren, allerdings hat man vergessen eine sinnvolle Erklärung beizulegen. Kaum einer dieser Werte bietet ausreichend Informationen, um wirklich mit diesem System arbeiten zu können. Letztlich guckt man einfach nur, dass man da auch mal die Zahlen hochbekommt, was man da aber macht, setzt man allerdings dann nicht mehr wirklich sichtbar in den Kämpfen um. Zumindest die drei verschiedenen Charaktere spielen sich leicht anders.

Während man bei den Statuswerten und dem Stufenaufstieg alle Freiheiten gibt, zwingt einem das Spiel aber die spielbaren Charaktere auf. Die Variationen der drei Heldinnen gehen von super stark, aber stirbt sofort; bis hin zu lächerlich schwach, aber lebt etwas länger … Wahrlich ein Rezept für Alpträume und auch letztlich das, was mich gebrochen hat. Zur Hälfte des Spiels fand ich dann auch den versteckten Knopf, um Ausrüstung anzulegen, was kurzzeitig zwar durchaus etwas Abwechslung ins Spiel bringen konnte, aber durch die obskuren Werte auch dann wieder nur in „was ist die höchste Zahl“ ausartete.

Hübsche Artworks, eintönige Musik

Nach dem ganzen Negativen nun doch noch etwas Positives. Crymachina bietet für die Charakterporträts wirklich schöne, ausgefallene Artworks. Auch wenn die 3D-Modelle dazu manchmal nicht ganz so überzeugend sind, ist der Stil der Artworks doch etwas Erfrischendes, was man am Spiel gutheißen kann.

Da das Spiel abseits dessen nur leere, futuristisch angehauchte Gänge und grob drei verschiedene Gegnermodelle zu bieten hat, erspare ich mir hier einmal weitere Kommentare zu der künstlerischen Darbietung. Wenigstens fliegen ständig irgendwelche Waffen durch die Gegend, um ein Action-geladenes Erlebnis vorzugaukeln. Grafisch bleibt Crymachina somit ebenso nur im unteren Mittelfeld.

Interessant fand ich noch den Fokus auf Musik, denn die einzelnen Stücke lassen sich sogar im Laufe der Geschichte freischalten. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, aber Crymachina bietet zwar etliche verschiedene Lieder, jedoch sticht wirklich keines heraus. Jeder Track klingt gleich und wirklich nichts konnte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die japanische Synchronisation lässt sich aber, wie so oft, gut anhören und verleiht dem Geschehen etwas emotionale Tiefe. Diesen Eindruck kann der Charakter, der ständig englische Zitate von sich gibt, nur um sie darauf direkt nochmal auf Japanisch zu sagen, dann doch nur geringfügig mindern.

Ein Sprung in die Disteln

Crymachina scheint viel zu wollen, aber kriegt so ziemlich nichts wirklich gut umgesetzt. Man will schon fast behaupten, dass das an dem Producer-/Developer-Gespann zu liegen scheint, bedenkt man, dass The Caligula Effect mit ähnlich halbgarem Gameplay um die Ecke kam.

Bis auf die zahlreichen nicht erklärten Mechaniken und versteckten Regeln bezüglich des Levelns, ist Crymachina allerdings auch nicht wirklich schlecht. Traurig ist nur, dass ein so mittelmäßiges Spiel interessante Handlungsstränge und Themen so halbherzig umsetzt, zumal das Ganze durchaus Potenzial hatte, vielleicht ein kleiner Geheimtipp zu werden.

Nimmt man das alles zusammen, kann man wenigstens die kurze Spielzeit positiv bewerten. Crymachina ist nicht wirklich empfehlenswert, aber auch kein extrem schlechtes Spiel. Ein wortwörtlicher Distelstrauch der Videospiellandschaft.

 

Story

Dem Anschein nach tiefgründig, aber im Ganzen fehlt es an einem bleibenden Impakt.

Gameplay

Actionreich ohne die nötige Technik mitzuliefern. Konfuse Statuswerte und leere Korridore hinterlassen insgesamt einen faden Beigeschmack.

Grafik

Kreatives und hübsches Artwork-Design. 3D-Modelle ganz ok, allerdings bleibt das drumherum eher karg.

Sound

Unzählige verschiedene Lieder, die alle gleich klingen.

Bildmaterial: Crymachina, NIS America, FuRyu, Aquria

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