Nachrichten

#Schatz, vergiss nie den Gehorsamsparagraphen

Inhaltsverzeichnis

Schatz, vergiss nie den Gehorsamsparagraphen

Müssen wir uns die Hausfrau nicht als einen glücklichen Menschen vorstellen? Denn wer gliche dem antiken Helden, der von den Göttern dazu verdammt wurde, unablässig einen Felsblock den Berg hinan zu wälzen, der, sooft er den höchsten Punkt erreicht hat, wieder hinunterkollert, mehr als die mit Haus- und Care-Arbeit Geschlagene, die jeden Tag aufs Neue die nie endende Plackerei wieder aufnimmt? Und für ihn postuliert Albert Camus im Schlusssatz seines Essays „Der Mythos des Sisyphos“, man habe ihn sich glücklich zu denken. Allein der vorletzte Satz in Camus’ „Versuch über das Absurde“: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen“, lässt Zweifel an der Statthaftigkeit des Vergleichs aufkommen, sind doch hauswirtschaftliche Tätigkeiten die sprichwörtlichen Mühen der Ebene: unspektakulär, unbemerkt, allzu häufig unbedankt, unbezahlt sowieso.

Graue existenzphilosophische Theorie also oder bloß allzu brachial trivialisiertes Sinnbild? Jedenfalls wurde und wird Widerspruch laut gegen die eher als Strafe denn als beglückend erlebte Hausarbeitsfron. Unübertroffen drastisch formuliert im Titel des von Erna Meyer 1930 herausgegebenen Ullstein-Sonderhefts: „Macht Euch endlich frei – von der Haushalt-Sklaverei!“ Das großformatige Doppelheft im gleichen Ton weiter: „Haushalt führen – das bedeutet für viele immer noch so etwas wie: Krieg führen.“

Managerin mit Finanzhoheit

Ging es Meyer „nur“ um die tayloristische Rationalisierung der Hausarbeit mit dem Ziel, den Frauen das Joch zu erleichtern, zielten zeitgenössische Frauenrechtlerinnen längst auf die Ursachen der Misere, das Lebensmodell der abgeschlossenen Familie mit der für bergende Häuslichkeit sorgenden und ausschließlich auf ihre häusliche Anerkennung fixierten Hausfrau. An diesem Konstrukt arbeitete sich noch die feministische Performancekunst der 1970er ab. In Martha Roslers Video „Semiotics of the Kitchen“ etwa erscheint die in ihre Schürze geschnürte Hausfrau, die angewidert Küchenutensilien alphabetisch demonstriert, selbst als Teil des Inventars. Und Nina Sobell exerziert in „Hey, Chicky!!!“ an einem rohen Hühnchen die hausfraulichen Routinen und Rollenzuschreibungen durch: die Kochende, die Nährende, das „küchenfertige“ Sexualobjekt.

Evke Rulffes: „Die Erfindung der Hausfrau“. Geschichte einer Entwertung.


Evke Rulffes: „Die Erfindung der Hausfrau“. Geschichte einer Entwertung.
:


Bild: Harper Collins

Wo der Topos der „guten“ Mutter, treu sorgenden Haus- und liebenden Ehefrau in Personalunion herrührt und wie er seine Wirkmächtigkeit entfalten konnte, dem geht Evke Rulffes in ihrem Buch nach. Sie verortet eine entscheidende Wandlung des Frauen- und Mutterbilds in einem Ausläufer der sogenannten „Hausväterliteratur“, Christian Friedrich Germershausens von 1778 bis 1781 in fünf Bänden zu je etwa neunhundert Seiten erschienenem Kompendium „Die Hausmutter in allen ihren Geschäfften“. Dieser Ratgeber praktischen Wissens über das Führen eines Gutsbetriebs richtete sich nicht wie genreüblich an das dem Gut vorstehende Ehepaar gemeinsam, sondern explizit an die Frau des Hauses. Die leitet den häuslichen Betrieb, ist Managerin mit Finanzhoheit, gebietet über ein mehr oder weniger großes Gesinde, überwacht die Arbeit der Bediensteten und ist fähig, das Gut auch ohne ihren Ehemann zu führen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!