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#Die Zahl der Pleiten wird steigen – und auch die Banken treffen

Die Zahl der Pleiten wird steigen – und auch die Banken treffen

Die Banken müssen sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank in den kommenden Monaten auf einen Anstieg der Insolvenzen und Kreditausfälle einstellen. Bis zum ersten Quartal nächsten Jahres könnte die Zahl der Insolvenzen auf mehr als 6000 im Quartal ansteigen, warnte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Dienstag bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts.

Christian Siedenbiedel

Das wären dann allerdings immer noch weniger Pleiten als zur Zeit der globalen Finanzkrise. Damals stieg diese Zahl auf 8000 im Quartal. Auch in der Dotcom-Krise Anfang der 2000er Jahre wurden mehr Unternehmen insolvent.

Die Banken dürfte die Pleitewelle gleichwohl treffen. Die Wertberichtigungen auf Kredite könnten sich gegenüber Juni ungefähr vervierfachen, auf 13 bis 15 Milliarden Euro, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Bei einem Gesamt-Kreditbestand von 1,6 Billionen Euro seien Wertberichtigungen in Höhe von etwa 0,8 Prozent zu erwarten, schätzt die Bundesbank. In absoluten Zahlen dürften die Ausfälle im Dienstleistungssektor stärker sein, prozentual aber erwartet die Bundesbank im verarbeitenden Gewerbe die größten Ausfälle.

Die Krise treffe die Banken in einer ohnehin schwierigen Phase, sagte Bundesbank-Vorstand Wuermeling: „Es ist unschön, wenn beim stotternden Motor auch noch ein Reifen platzt.“ Gleichwohl hätten die Banken hohe Kapitalpuffer, die sie bislang noch nicht einmal hätten einsetzen müssen.

Kreditausfälle bislang überschaubar

Der Schlüssel zu einer guten Vorbereitung auf die steigende Zahl von Insolvenzen für Banken, Politik und öffentliche Verwaltung liege darin, ausreichende administrative Kapazitäten zu schaffen, erfahrenes Personal bereitzustellen und die Vereinfachung von Insolvenzverfahren zu prüfen, meinte Buch.

In der Corona-Krise hatten die Bankenaufseher den Instituten eine Reihe von Erleichterungen gewährt, damit diese die Wirtschaft weiterhin mit Krediten versorgen. „Banken sollten ihre Kapitalpuffer nutzen, um Verluste aufzufangen“, forderte Buch. „Sie sollten gleichzeitig die Ausschüttung von Gewinnen begrenzen.“

Bislang allerdings kommt Deutschlands Bankensystem recht stabil durch die Krise. Durch die Reformen der Regulierung nach der Finanzkrise 2008 sind die Banken nach Einschätzung der Notenbank heute besser kapitalisiert und grundsätzlich gut gerüstet. Allerdings seien die Simulationen mit großer Unsicherheit behaftet. Es seien auch Szenarien möglich, in denen Insolvenzen und die damit verbundenen Kreditausfälle unerwartet stark steigen, heißt es in dem Bericht.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Deutschland bislang überschaubar, unter anderem auch wegen der seit dem Frühjahr ausgesetzten Insolvenzantragspflicht. Die Bundesregierung verlängerte jüngst die Sonderregelung bis Ende 2020 im Fall einer Überschuldung. Für Unternehmen, die zahlungsfähig sind, gilt diese Verlängerung nicht.

Zwei Risiken fürs Finanzsystem hat sich die Bundesbank genauer angeguckt: die gestiegene Verschuldung im privaten und im öffentlichen Sektor – und die Entwicklung des Immobilienmarktes in Deutschland. Für die Industrieländer und die Schwellenländer rechnet die Bundesbank insbesondere mit einem Anstieg der Verschuldung des öffentlichen Sektors relativ zum Bruttoinlandsprodukt durch die Krise, aber auch die Verschuldung im privaten Sektor sei gestiegen. Die weiterhin niedrigen Zinsen könnten dazu führen, dass Marktteilnehmer auf der Suche nach Rendite höhere Risiken eingehen, warnte Buch. Das müsse man im Blick behalten.

Wenig Spuren bei Wohnungspreisen

Auch der Immobilienmarkt in Deutschland bildet einen Schwerpunkt im Finanzstabilitätsbericht. „Bislang waren die Auswirkungen der Pandemie am Markt für Wohnimmobilien kaum sichtbar“, sagte Buch. Die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum seien im zweiten Quartal in Deutschland durchschnittlich um knapp 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Banken hätten zuletzt knapp 6 Prozent mehr Wohnungsbaukredite vergeben als im Vorjahreszeitraum, das deute auch nicht auf ein Ende des Booms hin. „Die Ausfallraten sind weitgehend konstant“, meinte Buch. Etwas anders sei es am Markt für Gewerbeimmobilien, auch wenn dieser Markt deutlich heterogener sei. „Am Gewerbeimmobilienmarkt könnten sich steigende Insolvenzzahlen und eine geringere Nachfrage nach Büroflächen negativ auswirken“, meinte die Bundesbank-Vizepräsidentin.

Zuletzt seien die Preise von Büroimmobilien weniger stark gestiegen als in den vergangenen Jahren und die von Einzelhandelsimmobilien sogar leicht zurückgegangen. Eine Auswirkung eines möglichen Trends zum Homeoffice bei der Nachfrage nach Büroflächen sei bislang allerdings nicht zu beobachten, meinte Wuermeling. „Kurzfristig ist das keine große Gefahr.“

Die Herausforderungen für die Banken in Deutschland seien offenbar insgesamt bisher nicht so groß wie im Euroraum insgesamt, meinte Wuermeling. „Die Banken funktionieren, die Kreditvergabe läuft“, sagte der Bundesbank-Vorstand. „Aktuell erfüllt das Bankensystem damit seine zentrale Rolle.“ Wichtig sei jetzt, dass die Banken weiterhin ihre Aufgabe erfüllten: gute von schlechten Risiken zu unterscheiden – und Kredite an gute Kreditnehmer auch zu vergeben.

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