Spiel

#Im Test! Immortals Fenyx Rising

Im Test! Immortals Fenyx Rising


SWI Test

Titel Immortals Fenyx Rising
Japan 03. Dezember 2020
Ubisoft
Nordamerika 03. Dezember 2020
Ubisoft
Europa 03. Dezember 2020
Ubisoft
System PlayStation 4/5, Xbox One/Series X, Nintendo Switch, PC
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Ubisoft
Genres Action-Adventure
Texte
DeutschlandNordamerika 
Vertonung DeutschlandNordamerika 

Ich gebe es offen zu! Ich bin einer der wenigen, die “The Legend of Zelda: Breath of the Wild” nicht viel abgewinnen konnten. Weite Strecken der Welt waren leer, Story und Charaktere boten mir keinerlei Anreiz, um länger als nötig in Hyrule zu verbleiben und selbst der dünnste Kartoffelchip des bekannten Universums war stabiler als die meisten Waffen.

Daher war ich bei der Ankündigung von Ubisofts “Gods and Monsters” doch sehr skeptisch. Ein schamloses Kopieren der Breath-of-the-Wild-Formel und das auch noch aus dem Westen. Wie könnte mir das gefallen? Entgegen aller Wahrscheinlichkeit haben es die Entwickler doch geschafft, mich an die Konsole zu binden und durchaus positiv zu überraschen.

Bevor es nun zur genauen Analyse dieses Mysteriums geht, muss natürlich erwähnt werden, dass Gods and Monsters nicht mehr der offizielle Titel ist. Aus sich mir vollständig entziehenden Gründen, konnten die Hersteller eines grünen Energie-Drinks eine Klage einreichen und die Umbenennung erzwingen. Nun hat man sich erneut an das japanische Praktiken gewandt und sinnlos ein paar Wörter zusammen geworfen: “Immortals Fenyx Rising” war das nicht besonders subtile Endergebnis.

“You must be truly desperate to come to me for help.“

Alles beginnt, wie es in der griechischen Mythologie nicht anders beginnen kann: mit Göttern und Monstern. Dem seit vielen Jahren eingesperrte Titan Typhon gelingt die eigentlich unmögliche Flucht und alles, was ihm im Sinn steht, ist die vollständige Vernichtung des Olymps und all seiner göttlichen Bewohner.

Viele dieser Götter waren ihm bereits unterlegen, bevor Zeus sich aus Furcht an einen alten Freund wendet: Prometheus. Dieser ist, wie vielen bereits bekannt sein sollte, für die Ewigkeit an einen Felsen gebunden, während sich die Raben an seiner Leber genüsslich verlustieren.

Zwischen den beiden ehemaligen Freunden entsteht eine kleine Wette. Schafft es ein Sterblicher namens Fenyx, den Titanen aufzuhalten, so erlangt Prometheus seine Freiheit wieder. Gelingt ihm diese schwierige Aufgabe nicht, so ist Prometheus dazu verpflichtet, Zeus zu helfen und weiterhin an den Stein gefesselt zu bleiben. Vorhang auf für eine lange Erzählung von den langen Reisen und Herausforderungen, denen sich Fenyx stellen muss.

Vor diesem Review hätte ich nie zu träumen gewagt, dass Story und Dialoge in diesem offensichtlichen Breath-of-the-Wild-Klon mit Abstand die größte Stärke sein könnten. Von den ersten Zeilen, die Zeus und Prometheus austauschen, versteht man die komplizierte Verbindung zwischen den beiden Göttern und der Humor trifft einem dabei wie ein perfekt getimter Schlag ins Gesicht.

Mit Schwert, Axt und Humor

Noch bevor ich meine erste Waffe führen durfte, haben mich die beiden mehrmals zum Lachen gebracht. Denn fast alles, was auf dem Bildschirm passiert, ist gleichzeitig Teil von Prometheus’ Erzählung. Zeus hat natürlich besseres zu tun und fügt nur den ein oder anderen schnippischen und trockenen Kommentar hinzu. Eine Kombination, die bis zu den Credits keine Langeweile aufkommen lässt. Auch wenn man sich viel öfters Kommentare von den beiden gewünscht hätte.

Der sehr magere und eigentlich überflüssige Charaktereditor zu Beginn des Spieles ist nicht anderes als eine kurze Beschreibung von Prometheus, wie Fenyx in der Erzählung aussieht. Dadurch hat man den Editor sinnvoll und erneut humoristisch in die eigentliche Geschichte eingebaut, was richtig gut funktioniert.

Prometheus dabei zuzuhören, wie er durch die verschiedenen Gesichter, Hautfarben und Gesichtsbehaarungen stammelt, ist herrlich und außerdem passt ein starkes weibliches Geschöpf mit Vollbart einfach in eine epische griechische Legende.

»Grafisch kann sich Immortals Fenyx Rising sehen lassen. Trotz der üblichen Abstriche auf Nintendo Switch lädt die große Insel ohne große Ladezeiten zum Erkunden ein.«

Fenyx selbst landet auf einer sagenumwobenen Insel, nachdem ihr Schiff gekentert ist. Hier erfährt sie, dass all ihre Freunde und Familie in Stein verwandelt wurden. Dadurch erhält Fenyx ihre ganz eigene Motivation, welche sich im Ziel mit Prometheus’ Erzählung kreuzt. Es gilt nun, die große offene Welt zu bereisen, vier griechische Götter zu befreien und mit ihnen die Kraft zu erhalten, Typhon wieder zu verbannen.

Eine Stimme für einen Charakter

Es wäre sicher einfach für das Entwicklerteam gewesen, Fenyx als stummen Protagonisten zu konzipieren, schließlich ist der Charakter nur eine Puppe von Prometheus’ Geschichte. Doch durch ihre Stimme und eigene Motivation erhält Fenyx so viel mehr, nun ja, Charakter. Hier ist zwar viel Tragik durch den Verlust, doch auch viel Humor im Austausch mit den weltfremden Gestalten, die sich auf der Insel tummeln.

Man hat also zwei verschiedene Erzählebenen und zwei verschiedene Motivationen, aber dasselbe Ziel. Respekt geht dafür an die Entwickler, die dem Spiel dadurch eine ganz eigene DNA beschwert haben, obwohl nur wenig Originelles im Gameplay steckt.

Grafisch kann sich Immortals Fenyx Rising ebenfalls sehen lassen. Trotz der üblichen Abstriche auf Nintendo Switch lädt die große Insel mit den vier thematisch unterschiedlichen Gebieten ohne große Ladezeiten zum Erkunden ein. Dabei hält die Framerate die 30 Bilder pro Sekunde für den größten Teil der Reise. Wird es mal etwas voll oder hektisch, merkt man auch im Handheld-Modus einige Einbrüche.

Im Docked-Modus fällt das natürlich durch den großen Bildschirm wesentlich häufiger auf. Nichtsdestotrotz sind die kleinen technischen Unzulänglichkeiten kein Grund, das Spiel beiseite zu legen. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass dies nur für die gepatchte Version von Immortals Fenyx Rising gilt. Installiert man die Patches nicht, warten Abstürze, Slowdowns und Ruckler auf einen.

Style over Substance

Der Grafikstil an sich sieht ebenfalls schön aus und bietet genug Details, um sich in der Welt verlieren zu können. Aber hier fehlt das, was die Story so stark macht – die eigene DNA. Auch wenn wir uns in den Tiefen der griechischen Mythologie befinden, so wirken viele Gebiete doch so, als hätte man sie schon unzählige Male gesehen.

Obwohl sich die vier großen Gebiete thematisch unterscheiden, wiederholen sich einige Elemente doch sehr häufig. Das fällt besonders in den kleinen Dungeons auf, in denen es wie beim großen Vorbild diverse Rätsel zu lösen gilt.

Hier hat man sich für einen optisch langweiligen Stil mit faden Umgebungen und (welch Überraschung) bläulichem Filter entschieden, der sich viel zu oft wiederholt, obgleich er beim ersten Mal schon nicht aufregend war. Etwas ganz Eigenes hätte für diese Passagen kreiert werden müssen. Das Ausgangsmaterial hätte zweifelsohne Genug Inspiration geboten.

Charakter- und Monsterdesigns wissen da schon eher zu überzeugen. Ein leicht cartoonhafter Hauch verleiht dem Ganzen eine passende Atmosphäre und fügt sich wesentlich besser in die humorvolle Erzählung von Prometheus ein.

Gut und passend

Das geschriebene Wort ist natürlich nur ein Teil von den Dialogen. Die Synchronsprecher und ihre Performance sind der Andere. Sämtliche Sprecher im Englischen geben ihren überzogendsten aufgesetzten Akzent zum Besten und von trockenen Einzeilern bis hin zu langatmigen Monologen sitzt jede Silbe. Eigentlich nicht jede, denn die tragischen Szenen wirken ein wenig holprig und nicht gerade überzeugend.

Sieht man diese jedoch im Kontext, dann passt es wiederum zu dem spielerischen und humorvollen Ober- und Unterton. Die deutsche Synchronisation bietet zwar gute Sprecher, aber durch die fehlenden Akzente und nicht ganz so humoristische Herangehensweise verliert sie sehr an Atmosphäre.

In Sachen Soundtrack und -design gibt es nicht viel zu meckern. Die ätherisch angehauchte Trackliste, komponiert von Gareth Coker (Ori and the Will of the Wisp), geht wunderbar ins Ohr und bietet auch einige starke Themen, die man sich auch nach dem Spielen noch gerne anhört. Leider greift der Soundtrack solo etwas besser, als während der Spielzeit, da er dort gerne man in den Hintergrund rückt.

Drei Waffen zum Preis von einer

»Das Kampfsystem hat eine Wucht, die man nur ganz selten in Action-Adventures finden. Ob mit Schwert oder Axt, jeden Treffer spürt man richtig.«

Nun zum dreischneidigen Schwert an der Kehle von Immortals Fenyx Rising: dem Gameplay. Dieses lässt sich grob in drei Kategorien einteilen – Erkunden, Kämpfen und Rätseln. Und hier zeigt sich nun, warum niemand um einen Vergleich mit Zelda: Breath of the Wild herum kommt. Wer dieses System verinnerlicht hat, der kommt auch dieses Mal bestens zurecht. Jeder Berg, jeder Baum und jedes Gebäude lässt sich frei erklimmen.

Jede noch so kleine Ecke der vier großen Gebiete enthält eine Herausforderung oder Belohnung. Dem Spieler steht es also frei, seinen eigenen Fortschritt zu wählen.

Selbstverständlich wartet im Zentrum der Map auch der große böse Endboss auf einen, den man frühzeitig besuchen gehen kann. Ganz so einfach geht es jedoch nicht, da eine kleine Ausdauerleiste sowohl das Sprinten, als auch das Klettern anfangs noch stark einschränkt.

Je länger man spielt, erkundet und rätselt, desto höher und weiter wird der eigene Horizont und Fenyx wird natürlich auch deutlich stärker. Zur Überraschung von Niemandem gibt es auch einen passenden “Gleiter“, mit dem sich der Protagonist durch die Welt bewegen kann.

Breath of the Zeus

Weil eine 1:1-Kopie viel zu faul wäre, gibt es noch einige kleine Abweichungen vom großen Vorbild. So zum Beispiel der allseits beliebte Ubisoft-Turm, den es zu erklimmen gilt, bevor man in die Ferne blicken und jedes kleine Geheimnis auf der Map markieren kann. Hier werden sich wieder die Geister scheiden.

Zum einen geht damit das Gefühl von Freiheit verloren, was Breath of the Wild so einzigartig gemacht hat, aber andererseits kommt man dadurch besser zurecht und auch weiter. Da dies aber optional ist, können beide Spielergruppen hier zufrieden sein. Ich persönlich habe die Möglichkeit, sich einige Orte auf der Map zu markieren, genutzt und begrüßt.

Zu all diesen kleinen und großen Parallelen, die verhindern, dass man Immortals Fenyx Rising eine Hommage statt einen Klon nennen kann, kommen dann noch die oben erwähnten Rätsel-Dungeons. Hier haben wir leider die Achillesferse (höhöhö) gefunden.

Die Rätsel reichen selten über das gewöhnliche “Schieb eine Box auf einen Schalter“- oder “Roll eine Kugel in ein Loch“-Niveau hinaus. Also nichts, was man als Videospieler nicht schon dutzende Male gesehen und gemacht hat. Das langweilige optische Design dieser Gebiete tut dann sein Übriges.

Hier wäre nun das Schwert des Damokles gefallen (höhöhö), wenn da nicht das überzeugende Kampfsystem wäre, welches komplett ohne Waffenzerfall daher kommt (den olympischen Göttern sei Dank). Mit drei fest ausgerüsteten Waffen (einem Schwert, einer Axt und einem Bogen) zieht man gegen die vielen mythischen Kreaturen in den Kampf. Und das macht richtig Spaß.

Ganz wichtig: Motivation

Das Kampfsystem hat eine Wucht, die man nur ganz selten in Action-Adventures finden. Ob mit Schwert oder Axt, jeden Treffer spürt man richtig und mit den vielen Kombinationsangriffen heizt man den Gegnern richtig ein. Besonders viel Spaß macht es, wenn große Gruppen zu bekämpfen sind.

»Jede noch so kleine Ecke der vier großen Gebiete enthält eine Herausforderung oder Belohnung. Dem Spieler steht es also frei, seinen eigenen Fortschritt zu wählen.«

So ganz los von seinen Wurzeln kommt Ubisoft hier aber auch nicht, denn wenn es passt, kann sich der Spieler schleichend an einen Gegner heranpirschen und zustechen. Eher ungewöhnlich und unpassend im Kontext des humoristischen Settings, aber anscheinend gibt es eine Assassinen-Klausel in jedem Videospielvertrag.

Dank eines klassischen Skill-Trees, welcher mit der Zeit für einen spürbaren Wandel im Kampfsystem sorgt, bleibt die Motivation zu erkunden, zu suchen und zu kämpfen stets hoch. Hier wird dem Spieler viel Freiheit im Bezug auf den eigenen Spielstil geboten. Die griechischen Götter helfen natürlich auch wo sie nur können mit einzigartigen Fähigkeiten, welche ebenfalls aufwertbar sind.

Die Kamera weiß sich zwar nicht immer ganz gut zu beherrschen, aber zu chaotisch wird es dann doch nur ganz selten. Je nach Spielstil dauert es 20 bis 30 Stunden, bis die Credits über den Bildschirm laufen. Zudem muss man sich zwischen vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden entscheiden, sodass für jeden der passende dabei sein sollte. Vor allem, da dadurch auch einige Rätsel etwas vereinfacht werden können.

Den griechischen Göttern sei Dank!

Nach den ersten Trailern hätte ich nie gedacht, dass ich mit Immortals Fenyx Rising so viel Spaß haben könnte. Mit Zelda: Breath of the Wild wurde ich nie warm und hier sah einfach alles nach einer 1:1-Kopie aus. Aber mit den wenigen Schritten, mit denen sich das Team von Ubisoft von der Formel weg bewegt hat, kamen sie meinem Geschmack ein bisschen näher.

Allen voran mit der wirklich witzigen Story und ihrer Darstellung, die sogar den Charakter-Editor in die Erzählung eingebaut hat. Die hervorragenden englischen Synchronsprecher bringen die leicht cartoonisierten griechischen Götter zum Leben und sogar der eigens kreierte Held erhält eine überzeugende Charakterisierung.Die frustrierend zerbrechlichen Waffen haben es auch nicht ins Spiel geschafft. Stattdessen haben die Entwickler mit einer festen Kombination aus Schwert, Axt und Bogen ein wuchtiges Kampfsystem geschaffen, dass dank spürbarem Progress durch die Skill-Trees über Stunden Spaß macht.

Leider überzeugen die Umgebungen nicht und speziell die Rätsel zehren auch ganz schön an den Nerven. Außerdem gibt es neben den üblichen optischen Abzügen auf Nintendo Switch hier und da mit einigen Einbrüchen der Framerate zu kämpfen. Nichtsdestotrotz haben wir hier eine der wenigen positiven Überraschungen des Jahres 2020!

 

Story

Das größte Juwel des gesamten Spiels. Lustig geschrieben mit vielen verrückten Ideen und noch verrückteren Charakteren. Wer hätte das gedacht?

Gameplay

Breath-of-the-Wild-Remix mit bitter nötigen Änderungen. Die stabilen Waffen und motivierende Progression durch das starke Kampfsystem halten über viele Stunde gefesselt. Leider ziehen die Rätsel und das Erkunden dabei den Kürzeren.

Grafik

Schöne bunte Welt, eingeteilt in vier große Gebiete. Aber die griechische Mythologie hätte so viel mehr Kreativität hergeben können. Sich wiederholende Details und das langweilige Rätseldungeon-Design sind auch keine Stärke.

Sound

Starker Soundtrack, der im Spiel jedoch zu oft in den Hintergrund rückt. Tolle (überzogene) englische Synchronsprecher. Akzeptable deutsche Sprachausgabe. Das Sound-Design stimmt auch.

Sonstiges

20 bis 30 Stunden dauert das Märchen an. Danach muss aber nicht Schluss ein. Vier Schwierigkeitsgrade und unzählige Geheimnisse auf der sagenumwobenen Insel laden zum Wiederkehren ein.

Bildmaterial: Immortals Fenyx Rising, Ubisoft

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