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#Im Test! Legend of Mana

Im Test! Legend of Mana


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Titel Legend of Mana
Japan 24. Juni 2021
Square Enix
Nordamerika 24. Juni 2021
Square Enix
Europa 24. Juni 2021
Square Enix
System PlayStation 4, Nintendo Switch, PC
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Squaresoft
Genres JRPG
Texte
DeutschlandNordamerikaJapan
Vertonung  

Spätestens seit der weltweiten Veröffentlichung der Remakes von Secret of Mana und Trials of Mana sollte die altehrwürdige Rollenspiel-Reihe jedem ein Begriff sein. Obwohl die Umsetzungen nicht frei von Fehlern waren, konnten sich die Spieler auf klassische JRPG-Kost mit einem actionreichen Echtzeit-Kampfsystem freuen.

Nun reiht sich der vielleicht ungewöhnlichste Ableger der Mana-Reihe in diese illustre Runde ein, dieses Mal jedoch als ordentliches Remaster statt Remake. Warum ausgerechnet Legend of Mana bei vielen Spielern einen besonderen Platz im Herzen einnimmt, erfahrt ihr hier!

Abwechslung tut gut

Viele JRPG-Fans alter Schule kennen die übliche Leier bereits in und auswendig. Ein tragischer Held mit gutem Herzen, auf seiner Seite eine kleine sympathische Truppe und das pure Böse auf der anderen Seite. In einem Genre, in dem es praktisch kaum Grauzonen gibt, hat man sich damals bei Squaresoft wohl gedacht, dass ein wenig Abwechslung genau das Richtige wäre.

Normalerweise würde ich hier in wenigen kurzen und oft überspitzen Worten die Hauptgeschichte zusammenfassen. Aber eben das geht bei Legend of Mana nicht. Das Spiel bietet keine große Geschichte, keine epische Erzählung, durch die sich unsere Helden durchschlagen müssen und keine finsteren Gegenspieler zu bezwingen.

Bevor das Spiel richtig losgeht, muss sich der Spieler zwischen einem weiblichen und einem männlichen Protagonisten entscheiden. Eine rein kosmetische Auswahl, wie sich im weiteren Verlauf der Geschichte herausstellt. Dann wird die gesamte Weltkarte vor einem ausgebreitet, welche seltsamerweise komplett leer zu sein scheint. Hat man sich komplett ohne Zusammenhang für einen leeren Fleck entschieden, “pflanzt“ man dort das eigene Heim. Hier können die Monsterfarm, der Schmied oder ein Kaktusfratz besucht werden.

Mit einem Artefakt, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Heim einpflanzen lässt, zieht man die Stadt Domina aus dem Boden. Und genau hier fängt die nichtlineare Erzählung an. Ziel ist es nämlich, mit jedem NPC zu sprechen, bis eine Quest gestartet wird. Diese oftmals sehr kurzen Exkursionen belohnen den Spieler mit weiteren Artefakten, die man in der Umgebung einpflanzen kann, um weitere Städte und Dungeons zu kreieren, in denen mehr NPCs und somit mehr Quests zu finden sind.

Zu viel Abwechslung jedoch nicht

Legend of Mana ist also eine Sammlung von Kurzgeschichten, die mal mehr und mal weniger üppig ausfallen und oft von humoristischer Natur sind. Die Reihenfolge, in welcher man die Quests findet und erledigt, liegt komplett beim Spieler. Das ist zwar eine wirklich große Abwechslung zur üblichen Formel, aber sie kommt mit ihren ganz eigenen Nachteilen.

Eins davon ist der Protagonist. Durch die nichtlineare Struktur und die kleinen Erzählungen bleibt dieser ohne jeglichen Charakter. In den meisten Quests ist er nicht weiter als eine Nebenfigur, welche die Drecks- und Laufarbeit erledigt, auch wenn man dafür zum Beispiel eine eigene Sprache lernen muss.

Der Protagonist lernt nicht dazu, wächst nicht und dem Spieler wird zu keiner Zeit ein klares Ziel gesetzt. Das könnte vielen die Motivation rauben, die nötigen dutzenden Stunden bis zu den Credits in das Spiel zu investieren.

Zum Glück geben die charmanten Nebencharaktere ihr Bestes, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Nichtsdestotrotz ist man hier offensichtlich einige Schritte zu weit in die andere Richtung in Sachen Erzählung gegangen.

Ohne Worte

»Legend of Mana ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die mal mehr und mal weniger üppig ausfallen und oft von humoristischer Natur sind.«

Wo die Entwickler jedoch absolut ins Schwarze getroffen haben, ist die gesamte Präsentation. Legend of Mana ist eines der schönsten PSX-Spiele seiner Zeit. Und dank der handgezeichneten Hintergründe, die jedem das Gemüt anheben, sowie der cleveren Animationen, hat das Spiel auch 22 Jahre nach dem originalen Release nichts von seiner Schönheit eingebüßt.

Die grafische Überarbeitung und das 16:9-Format lassen die bunten Farben in moderner Pracht erstrahlen. Auch die Pixel-Charaktere sprühen trotz limitierter Darstellung nur so vor Charme, was sicherlich auch an den fantastischen Design liegt. Besonders die vielen Boss-Monster und Spezial-Angriffe begeistern ein ums andere Mal mit einzigartiger Optik.

Den Rest der Präsentation stemmt Yoko Shimomura mit einem zeitlosen Soundtrack, der zurecht als einer der ganz großen Klassiker gilt. Sowohl die extra für das Remaster überarbeitete Version als auch die originalen Stücke finden sofort ihren Weg ins Spielerherz und nisten sich dort ein. Vom grandiosen Opening bis zu den Credits ist der Soundtrack voller unvergesslicher Ohrwürmer.

Leider hat es beim Remaster nicht für eine volle Synchronisation der vielen Dialogzeilen mit verschiedensten Sprachfehlern und Akzenten gereicht. Das wäre wahrlich ein Genuss für die Ohren geworden.

Starrköpfige Waffen

Wie seine Namensvettern auch, bietet Legend of Mana ein Echtzeit-Kampfsystem mit einer Vielzahl von Freiheiten, was Ausrüstung und Kampfablauf betrifft. Die vielen Auseinandersetzungen, die man dank einer neuen Funktion nach Belieben abschalten kann, zählen leider nicht gerade zu den Stärken dieses Ablegers.

Bevor es in den ersten Kampf geht, kann sich der Spieler für eine von vielen Waffen entscheiden, darunter Dolche, Schwerter, Hämmer, Speere oder bloße Fäuste. Je nach Präferenz unterscheiden sich natürlich Distanz, Schaden und Schnelligkeit der jeweiligen Angriffe.

Bedauerlicherweise nehmen sowohl die normalen Angriffsanimationen als auch die Spezialfähigkeiten sehr viel Zeit in Anspruch, sodass man nach jedem Knopfdruck erst auf das Ende der jeweiligen Aktion warten muss. Das verhindert einen ordentlichen Kampffluss und drückt ordentlich auf die Frustrationstube.

Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase hat man aber den Rhythmus raus und versteht die Konsequenzen jedes Knopfdruckes. Jedoch bleibt das Kampfsystem dann immer noch unglaublich starr und undynamisch.

Komplettlösung gefällig?

Umso ungewöhnlicher sind dafür die vielen Systeme um das Kampfsystem herum. So kann man im Menü verschiedene Aktionen auf die X- und Y-Taste zuweisen. Hier stehen unter anderem Abwehren, Ausweichen oder Kontern zur Auswahl. Je nachdem welche Kombination man oft, nutzt entsteht aus diesen Aktionen eine komplett neue, die dann ebenfalls ausgewählt werden kann. Nutzt man zum Beispiel die Aktionen Ducken und Springen sehr oft, so schaltet man nach einigen Kämpfen das “Hohe Springen“ frei.

So entsteht ein natürliches Verlangen, alle Kombinationen auszuprobieren, um die unzähligen Fähigkeiten freizuschalten. Leider werden solche Informationen in den spärlichen Tutorials allenfalls nur angerissen und es ist viel Eigeninitiative nötig, um das Beste aus Legend of Mana heraus zu holen.

»Vom grandiosen Opening bis zu den Credits ist der Soundtrack von Yoko Shimomura voller unvergesslicher Ohrwürmer.«

Das gilt auch für die zunächst sinnlos erscheinende Platzierung der Städte und Dungeons auf der Weltkarte. Es gibt nämlich bestimmte Artefakte, die an bestimmten Orten platziert werden sollten. Zudem gibt es tages- und ortsabhängig unterschiedliche Monster, die dadurch unterschiedliche Attribute besitzen oder verschiedene Items fallen lassen.

Nichts davon wird richtig erklärt, obwohl komplexe Systeme hinter diesen Entscheidungen stecken. Man kommt zwar auch ohne Komplettlösung durch das Spiel, aber so entgeht einem tatsächlich unglaublich viel Inhalt.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Auf den vielen Reisen werden ganz genretypisch NPCs rekrutiert, die einem danach stets zur Seite stehen. Bei einer äußerst fragwürdigen KI dienen sie in den Kämpfen jedoch hauptsächlich als Ablenkung und Kanonenfutter. Da zusammen fast alles doppelt so viel Spaß macht und jeder Frust geteilter Frust ist, ist der Koop-Modus sehr zu empfehlen. Ohne großen Aufwand kann eine zweite Person einsteigen und mitkämpfen.

Als dritter im Bunde gesellt sich ein Monster dazu. Dafür muss man zunächst Eier in den Dungeons sammeln, die dann in der oben bereits erwähnten Monsterfarm zu Monstern werden. Auf der Farm können diese dann noch verstärkt werden, sollten sie nicht mit in den Kampf ziehen.

Die Dreier-Kombinationen sorgen für viel Abwechslung und mit Team-Link-Funktionen für erneut mehr Tiefe. Letztere werden aktiviert, wenn Teamkameraden im Kampf nebeneinander stehen. Die Link-Fähigkeit von Charakter A wird dann bei Charakter B ausgelöst und umgekehrt. Besitzt Charakter A zum Beispiel die Link-Fähigkeit HP-Boost, erhält Charakter B diesen Effekt, wenn beide nebeneinander stehen.

Equation of Mana

Neben all diesen Systemen kommen noch multiple Schwierigkeitsgrade, viele verschiedene Ausrüstungsgegenstände, Monster-Nahrungsmittel mit unterschiedlichsten Effekten, Ring-Ding-Land zur Stärkung der eigenen Monster und Quests mit bestimmten Voraussetzungen dazu und auch jene, die in einer bestimmten Reihenfolge nicht mehr angegangen werden können.

Der Punkt ist: Legend of Mana ist ein JRPG mit unglaublich viel Komplexität und Tiefe, das bei vielen Elementen seiner Zeit deutlich voraus war, jedoch durch seine Zeit deutlich zurückgehalten wurde. Das Team von Squaresoft hat es nicht geschafft, die vielen spannenden Komponenten zu einem kompletten Paket zu schnüren. Die nicht-lineare Geschichte, die Freiheiten im Kampf und die Experimentiermöglichkeiten sind fantastische Ideen, die nicht optimal umgesetzt wurden.

Zum Glück trösten die heute noch wunderschönen handgezeichneten Hintergründe, die unvergleichliche Atmosphäre und der atemberaubende Soundtrack über die Nachteile hinweg. Daher kann jeder JRPG-Fan mit einer gewissen Frustrationstoleranz und viel Geduld hier bedenkenlos zugreifen. Denn Legend of Mana ist nicht ohne Grund ein gutes Stück Videospielgeschichte!

 

Story

Als würde man durch ein Märchenbuch mit vielen Kurzgeschichten spazieren. Diese werden hier im nicht-linearen Ablauf geboten. Oft interessant und lustig, aber ohne klares Ziel und jegliche Charakterentwicklung fehlt oft die Motivation, weiter zu machen.

Gameplay

Starres Echtzeitkampfsystem trifft auf eine Fülle von komplexen Systemen, bei denen ganze Lexika notwendig sind, um alles zu verstehen. Im Koop-Modus geht alles wesentlich angenehmer von der Hand.

Grafik

Heute noch wunderschön anzusehen. Handgezeichnete Hintergründe treffen auf charmante Pixel-Charaktere sowie clevere Animationen und fantastische Artdesigns. Eine grandiose Kombination.

Sound

Leider hat es beim Remaster nicht für eine volle Vertonung gereicht, aber der phänomenale Soundtrack von Yoko Shimomura überzeugt sowohl im Original als auch in der überarbeiteten Fassung.

Sonstiges

Hier gibt es unendlich viel zu entdecken. Jeder “Story-Durchlauf“ kann anders ausfallen. Wer viel Geduld und Eigeninitiative mit sich bringt, wird hunderte Stunden unterhalten.

Bildmaterial: Legend of Mana, Square Enix

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