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#Im Test! Ninja Gaiden: Master Collection

Im Test! Ninja Gaiden: Master Collection


SWI Test

Titel Ninja Gaiden: Master Collection
Japan 10. Juni 2021
KOEI TECMO
Nordamerika 10. Juni 2021
KOEI TECMO
Europa 10. Juni 2021
KOEI TECMO
System PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Team Ninja
Genres Spectacle-Fighter
Texte
NordamerikaJapan
Vertonung DeutschlandNordamerikaJapan

Es besteht kein Zweifel daran, das knüppelharte Spiele, die für eine Unzahl von zerkauten Controllern und exazerbierten Karpaltunnel-Syndromen verantwortlich sind, mit Dark Souls ihren zweiten Frühling gefeiert haben. Doch bereits vor der Geburt des Souls-like-Genres gab es eine Reihe, die mit den gleichen Mottos, „git good“ und „if at first you die, try again and again and again“, für sich geworben hat.

Wii U? Noch nie gehört

Viele jüngere Spieler haben sicher von der berüchtigten Ninja-Gaiden-Reihe gehört, aber aufgrund fehlender Verfügbarkeit auf der 8. Konsolengeneration (*hust*) nicht erlebt. Team Ninja will diesen Fehler nun rückgängig machen und spendiert allen aktuellen Konsolen die Trilogie, die früher als Ehrenabzeichen für alle galt, die sie erfolgreich beendet haben.

Doch kann eine so alte Reihe, trotz ihres Rufes, die mittlerweile gestählten Fingermuskeln heutiger Spieler zum Beben bringen? Und wie war das nochmal mit den mehr als üppigen Oberweiten von Ryu Hayabusas weiblichen Kollegen? Hier findet ihr es heraus.

Bevor es jedoch richtig losgeht, zuvor ein kleiner Hinweis: ich persönlich habe Ninja Gaiden 2 und 3 bereits für einige Stunden gespielt. Meine Sichtweise kann also ein wenig von alten Ninja-Gaiden-Hasen und Neulingen differieren.

Tradition < Wahnsinn > komische Tragik

Wo die Sichtweise jedoch eindeutig identisch sein sollte, ist die epische Geschichte, die Team Ninja mit den drei Spielen erzählen will. Alles beginnt, wie es bei Ninjas nicht anders beginnen kann: in einem kleinen idyllischen Dorf, das seit Jahren von einem altehrwürdigen Clan bewohnt wird, der mystische und mächtige Artefakte beschützt.

Diese Gegenstände ziehen natürlich die Aufmerksamkeit aller machthungrigen Individuen im Radius von hunderten Meilen auf sich und ehe man sich versieht, steht das Dorf in Flammen und der Erbe des Hayabusa-Clans muss sich einer Horde böser Ninjas stellen, um sein Dorf zu retten, die magischen Gegenstände zurückzuerobern und die Ehre seines Clans wiederherzustellen.

Was wie eine simple Geschichte klingt, ist es eigentlich auch. Die übernatürlichen Elemente sind anfangs zwar vorhanden, passen aber gut in das Grundkonzept. Das gilt zumindest für den ersten Teil der Kollektion. Was danach passiert, entzieht sich jedoch jeder Sinnhaftigkeit.

So geht CIA richtig!

Während Hayabusa mit einem Fetisch-Modell der CIA mit D/E-Körbchen kreuz und quer ineinem Hubschrauber durch die Welt reist, muss er im Kolosseum gegen den Werwolf-König oder in New York gegen die Freiheitsstatue kämpfen.

Von einer richtigen Erzählung kann man in Ninja Gaiden 2 eigentlich gar nicht sprechen, weil die einzelnen Kapitel nur von wenigen Sätzen auf dem Ladebildschirm verbunden werden. Da es sich bei beiden Teilen um die erweiterte Sigma-Version handelt, finden sich zwischendrin zudem einige Kapitel, in denen man statt Ryu ein knapp bekleidetes AV-Modell der üppigen Kategorie spielt.

Während diese Abschnitte im ersten Teil zumindest ein wenig mehr Bezug zur Hauptstory haben, wirken sie im zweiten Teil wie vollkommen fremde, an die Geschichte geklebte Fetzen, die allenfalls einen minimalen Beitrag hinzu steuern.

Die Moral von der Geschicht ist vielleicht, dass man direkt in die Hölle kommt, wenn man sich mit der SM-Abteilung des amerikanischen Geheimdienstes einlässt. Denn hier führt die Reise von Hayabusa im zweiten Teil hin.

Im dritten und letzten Teil dieser Kollektion wird Ryu dann hauptsächlich als beste Anti-Terror-Einheit der Welt genutzt. Selbst gegen biologische Kriegsführung ist ein einziger Ninja mit einem Schwert effektiver als jede andere existierende Organisation.

Ein bisschen Resident, ein bisschen Duty

Nach Komplettierung aller drei Teile wird deutlich, dass nach dem Erstling ein richtiger Plan für die Sequels gefehlt hat. Serienschöpfer Itagaki scheint in Ninja Gaiden Sigma 2 einfach alle Ideen, die er als cool empfand, ohne Vision eingebaut zu haben und im dritten Teil wird seine Abwesenheit durch normal proportionierte und sinnvoll gekleidete Frauen deutlich.

Da man hier hauptsächlich Terroristen und Biowaffen in grau-braunen Städten und Untergrund-Laboren bekämpft, scheint sich Team Ninja hier an andere, zu jener Zeit beliebte Videospielreihen wie zum Beispiel Resident Evil orientiert zu haben.

Was sich das Team jedoch von der beliebten Capcom-Reihe hätte abgucken sollen, ist, dass verrückte Geschichten ein wenig Augenzwinkern, Selbstironie und Humor brauchen, um nicht in Absurdität zu verschwinden.

»In bester Hack-and-Slay-Manier schnitzen sich Ryu und seine weibliche Entourage durch die Gegnermassen. Doch […] gibt es hier keinen Raum für Fehler.«

Hier wird eine Geschichte erzählt mit Ninjas, Werwölfen, Dämonen, halbnackten Frauen sowie Dinosauriern und das alles mit ernsten Miene. Im dritten Teil wurde zudem versucht, eine dramatische Charaktergeschichte mit Ryu Hayabusa im Zentrum zu fabrizieren. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass viele unfreiwillig komische Situationen daraus resultieren.

Update wie man es kennt

Naja, die Story der Ninja-Gaiden-Spiele war wohl kaum der Grund für den Kultstatus der Reihe, daher wird jetzt ein Blick auf die optischen Neuerung und technischen Verbesserung geworfen.

Auf Nintendo Switch machen alle drei Spiele eine gute Figur. Das gilt sowohl für den Handheld-, als auch für den Docked-Modus. Hin und wieder kommt die Hardware dann aber doch an ihre Grenzen, vor allem, wenn viele Gegner und viele Partikel durch die Gegend fliegen.

Hier ist dann mit einigen Slowdowns zu rechnen. Doch zum größten Teil läuft die Kollektion in flüssigen 60 fps über den Bildschirm. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Spektakel mit blitzschnellen kämpfen, Enthauptungen und kreativer Gliedmaßen-Verwertung.

Grafisch können sich besonders die Charaktermodelle sehen lassen. Im direkten Vergleich fällt die bessere optische Qualität sofort auf, aber vor allem in den wenigen weitläufigen Gebieten und bei extremen Wetterbedingungen lässt sich das Alter der Spiele in der starken Kantenbildung und den unschönen Texturen nicht von der Hand weisen.

Es ist dunkel, eng und geht recht schnell

Da ein großer Teil der Missionen dann in dunklen, engen Korridoren spielt, leidet die Übersicht stark in diesen Abschnitten. Das fällt vor allem beim Spielen unterwegs auf und sorgt für ordentliche Frust-Momente, da der Bildschirm einer Nintendo Switch auch nicht entspiegelt ist.

Generell zeigt sich auch hier, dass die Entwickler bei der völlig abgedrehten Story eher einen düsteren Ton angepeilt haben, was in diesem Fall einfach nicht gut passt.

In Sachen Sound hat sich nicht viel getan. Der rockige Soundtrack passt sich den wilden Auseinandersetzungen an, aber wird in der Sekunde, in der man die Konsole abstellt, wieder vergessen.

Die Synchronsprecher fallen natürlich in das Fettnäpfchen, welches sich in die Entwickler selbst gestellt haben. Jede Dialogzeile wird ernst und mit düsterer Miene gesprochen, was, wie oben bereits beschrieben, zu vielen unfreiwillig komischen Momenten führt.

Nun stellen sich Neulinge natürlich die Frage, weshalb diese Spiele trotz dürftige Erzählung, „nur“ guter Optik und durchschnittlichem Sound Kultstatus erreicht haben. Die Antwort liegt beim knüppelharten Gameplay. In bester Hack-and-Slay-Manier schnitzen sich Ryu und seine weibliche Entourage durch die Gegnermassen.

Eiskalte Präzision oder Game over

Doch anders als die Konkurrenz im Spectacle-Fighter-Genre, gibt es hier keinen Raum für Fehler. Beginnt man mit dem ersten Spiel der Kollektion, ist man praktisch gezwungen, Gegner-Lokalisationen und Movement-Sets auswendig zu lernen, um in den ersten Kapiteln überhaupt zurecht zu kommen.
Hinzu kommt ein gigantisches Arsenal an Ninja-Fähigkeiten, die es ohne große Tutorials sofort zu meistern gilt.

Wenn man dann aus Frustration auf den Joy-Con rumkaut, sollte man nie vergessen, dass die Sigma-Erweiterungen bereits eine „zugängliche“ Variante von Ninja Gaiden darstellen. Eine äußerst schwere Vorstellung.

Nach einigen Stunden hat man den blitzschnellen Rhythmus aus Angriff, Verteidigung und Ausweichen jedoch so weit heraus, dass man nicht mehr jede Minute das Zeitliche segnet. Doch ganz fair sind die Kämpfe auch nicht, da der größte Feind die Kameraführung bleibt.

Unzählige Male habe ich das Zeitliche gesegnet, nur weil jemand außerhalb des limitierten Blickfeldes angegriffen oder einen Fernangriff gestartet hat.

Frust > Motivation… nicht gut

Wenn dann noch die unzähligen engen Korridore und großen Gegnermassen hinzu kommen, dann hat das nichts mehr mit „git good“, sondern purem Glück und Zufall zu tun.

»Auf Nintendo Switch machen alle drei Spiele eine gute Figur. Hin und wieder kommt die Hardware dann aber doch an ihre Grenzen.«

Haut man oft genug in die Tasten und beißt sich durch eine Handvoll Joy-Con, kommt man zwar bis zu den Credits, aber im Nachhinein war deutlich mehr Frust als Motivation zu spüren.

Mit einem Gefühl der puren Unbesiegbarkeit wendet man sich dann den beiden Sequels zu und das erste, was auffällt, ist die Tatsache, dass die beiden Spiele im Vergleich wie ein Kindergeburtstag wirken. Die Action ist größer und schneller, die Bosskämpfe brachialer und die Gegner vielfältiger.

Dennoch kommt man wesentlich angenehmer durch den gesamten Story-Modus. Die Kamera benimmt sich zwar immer noch nicht so, wie man es gerne hätte, aber ein deutlicher Schritt nach vorne ist zu spüren.

Literally hack’n slay

Optisch weiß die Action jedoch in jedem der drei Teile zu überzeugen. Wenn Ryu Hayabusa mit den Feinden tanzt, ihren Angriffen ausweicht und dann im perfekten Zeitpunkt ihre Gliedmaßen abhackt, hat das fast schon eine poetische Schönheit. Als Ninja stehen den Charakteren dabei viele traditionelle Fähigkeiten zur Verfügung, wie zum Beispiel das Rennen an der Wand oder magische Angriffe.

Als Zeichen eines besonders gut durchdachten Movement-Sets werden diese Fähigkeiten nicht nur für frustrierende Platforming-Passagen genutzt, sondern auch unabdingbar, um aus jeder Auseinandersetzung erfolgreich herauszutreten.

Nur wenige Spiele schaffen es, einem das Gefühl zu geben, ein echter Ninja zu sein. Die Ninja-Gaiden-Reihe erreicht diesen Höhepunkt jedoch absolut und das ist der Grund für den Kultstatus.

Im dritten Teil wird dann mit Rollenspiel-Elementen ein etwas anderer Weg eingeschlagen, der von der Erfahrung jedoch mehr entzieht als er ihr hinzufügt. Zum Glück wurde die “Razor’s Edge”-Erweiterung für die Kollektion genutzt, da hier das Balancing noch einmal deutlich überarbeitet wurde und einem mehr Waffen zur Verfügung stehen.

Die geringere Gegner-Vielfalt und weniger kreativen Umgebungen zementieren dann die Tatsache, dass Itagaki die eindeutig besseren Ninja-Gaiden-Spiele konzipiert hat.

Viel zu tun, aber nur alleine

Fast alle DLCs haben es zudem in die Kollektion geschafft. Seien es neue Zwischensequenzen, Missionen oder Kostüme. Neben dem Story-Modus gibt es noch eine Vielzahl von anderen Modi, welche die Spieler länger bei Laune halten werden, jedoch nicht zu stark von der Quintessenz abweichen.

Gestrichen wurden jedoch die Online-Elemente, was für viele sicher ein akzeptabler Kompromiss für die Wiederaufarbeitung der beliebten Spielereihe darstellt.

Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen, dass alle drei Teile mit einem sogenannten Hero-Modus geliefert werden. Das ist ein etwas zugänglicherer Schwierigkeitsgrad, der jedoch besonders beim ersten Teil nicht davor schützt, Blut, Schweiß und Tränen investieren zu müssen.

Ninja Gaiden³

Ich habe jetzt die „Ninja Gaiden“-Trilogie auf Nintendo Switch beendet. Ich verstehe jetzt besser, warum die Reihe einen Kultstatus genießt. Die Kombination aus Gore, Ninjas, Monstern und leicht bekleideten, vollbusigen Frauen zusammen mit dem extremen Schwierigkeitsgrad funktioniert einfach wunderbar.

Leider gibt es in jedem Teil kleine Baustellen, welche die pure Freude bremsen. Sei es die katastrophale Kameraführung im ersten, die ernste Herangehensweise an die Story im zweiten oder die generelle Ausrichtung des dritten Teiles. Nichtsdestotrotz kann ich diese optisch leicht aufgehübschte Kollektion jedem Hack-and-Slay-Fan ans Herz legen, ebenso wie folgenden Tipp: Wer eine niedrige Frustrationstoleranz hat, sollte mit dem zweiten und dem dritten Teil starten, um nicht sofort abgeschreckt zu werden.

Zwar sind die Online-Modi weg vom Tisch, aber für einen vernünftigen Preis erhält man eine umfangreiche Kollektion und ein Stück verfluchte Videospielgeschichte.

PS: Nicht vergessen, den Gore-DLC herunterzuladen! Der versüßt das Ganze noch ein wenig.

 

Story

Erst traditionell mit einem übernatürlichen Twist, dann komplett abgedreht und dann ein unfreiwillig komisches Charakterdrama. Hier wird alles mit ernster Miene geboten, oft auch ohne jeglichen Zusammenhang.

Gameplay

Eine super Mischung aus Kampf, Akrobatik und Gore im Ninja-Gewand. Die schreckliche Kameraführung und die anfänglich raren Speicherplätze des zu schweren Erstlings machen es einem jedoch nicht leicht, in das Universum einzutauchen.

Grafik

Leichte optische Überarbeitung, die in den größeren Arealen schon mal an ihre Grenzen kommt. Schöne Charaktermodelle und tolle Animationen bleiben jedoch erhalten.

Sound

Die Synchronsprecher nehmen sich, wie die Story, zu ernst und dem Soundtrack fehlt es trotz fetziger Stücke an Wiedererkennungswert.

Sonstiges

Drei Spiele mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und mehreren Modi, die für einen akzeptablen Preis angeboten werden. Die Online-Modi sind vom Tisch, dafür sind alle nötigen Erweiterungen vorhanden.

Bildmaterial: Ninja Gaiden: Master Collection, Koei Tecmo, Team Ninja

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