Im Video schlägt er auf eine Frau ein

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Die erste Niederlage musste Sean „Diddy“ Combs schon wenige Stunden nach Prozessbeginn einstecken. Auf einer Leinwand, die der Vorsitzende Richter Arun Subramanian am Montag im Gerichtssaal in Manhattan ausfahren ließ, sahen die Geschworenen, wie der bis auf ein Handtuch und Socken nackte Musikmogul auf eine Frau einschlug, sie an den Haaren zerrte und mit Füßen trat.
Combs’ Verteidiger hatten in den vergangenen Wochen wiederholt versucht, das Video aus dem Jahr 2016 als Beweisstück streichen zu lassen. Die Aufnahme einer Überwachungskamera des Hotels Intercontinental in Los Angeles erreichte den Sender CNN vor einem Jahr unter weiterhin ungeklärten Umständen. Wie die Staatsanwaltschaft rekonstruierte, zeigte das Video, wie Combs seine damalige Lebensgefährtin Casandra Ventura, als Sängerin bekannt unter dem Namen Cassie, brutal misshandelte.
Die Anwälte des Rappers, Produzenten und Gründers des Labels Bad Boy Records verwiesen dagegen auf angebliche Manipulationen. Die Aufnahme sei geschnitten, verändert und aus dem Zusammenhang gerissen worden. „Falls das Video im Gerichtssaal gezeigt wird, kann es die Geschworenen verstören und in die Irre führen“, hatten Combs’ Verteidiger, unter ihnen Teny Geragos, Brian Steel und Marc Agnifilo, gewarnt.
„Bei diesem Fall geht es um Liebe“
Wie erwartet, versuchte Geragos in ihrem Eröffnungsplädoyer, die Bilder für die Jury abzufedern. „Sean Combs ist ein komplizierter Mann, aber der Fall ist nicht kompliziert. Bei diesem Fall geht es um Liebe, Eifersucht, Untreue und Geld“, fasste die Strafrechtlerin Geragos zusammen. Ihr Mandant habe sich zwar häuslicher Gewalt schuldig gemacht. Mit Sexhandel, organisierter Kriminalität und Waffenvergehen, die ihm die Bundesstaatsanwaltschaft in New York vorwirft, habe Combs aber nichts zu tun.
Laut Anklage hatte Combs mehr als 20 Jahre lang Frauen und Männer bei Orgien unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und Begleitern für sexuelle Übergriffe angeboten. Um mögliche Enthüllungen zu verhindern, soll der Fünfundfünfzigjährige die Übergriffe gefilmt und die Beteiligten mit den Aufnahmen unter Druck gesetzt haben. „Verschiedene Zeugen werden über einige der schmerzhaftesten Momente ihres Lebens aussagen. Über die Tage in irgendwelchen Hotelzimmern und unter Drogen, in Kostüme gesteckt, um die sexuellen Phantasien des Angeklagten zu erfüllen“, bereitete die Staatsanwältin Emily Johnson die Geschworenen, vier Frauen und acht Männer, auf die kommenden acht bis zehn Prozesswochen vor.
Bei einem Schuldspruch in allen Anklagepunkten droht Combs lebenslange Haft. Der Rapper gab sich dennoch ungewohnt gelassen. Während seine Mutter Janice und sechs seiner sieben Kinder den Prozessauftakt im Gerichtssaal verfolgten, machte er immer wieder Notizen und griff gelegentlich zur Bibel.
Offenbar verstörende Beweismittel
Der Musikmogul, der Jury und Fans am Montag mit grauem Haar überraschte, war im vergangenen September in einem Hotel in Manhattan verhaftet worden. Seine frühere Lebensgefährtin Ventura hatte zuvor eine Zivilklage gegen ihn eingereicht. Obwohl Combs den Rechtsstreit mit der Sängerin innerhalb von 24 Stunden durch eine Zahlung in unbekannter Höhe beilegte, folgten 2024 Razzien des Ministeriums für Heimatschutz auf den Anwesen des Rappers in Holmby Hills, einem Nobelviertel in Los Angeles, und auf Star Island bei Miami. Die Beweisstücke, welche die Ermittler damals beschlagnahmten, sollen verstörend sein.
Auch die beiden Zeugen, die der Vorsitzende Richter Subramanian am Montag anhörte, wiesen auf eine Mischung aus Gewalt, sexuellen Ausschweifungen und Einschüchterungsversuchen hin. Der frühere Stripper Daniel Phillip sagte aus, Ventura vor mehr als zehn Jahren wiederholt zu sexuellen Begegnungen getroffen zu haben. Combs soll derweil zugesehen und masturbiert haben. Bei einem der Treffen hörte Phillip auch, wie der Musikmogul seine Partnerin in einem Nebenzimmer prügelte.
Bei einer weiteren Begegnung, für die der Einundvierzigjährige bis zu 6000 Dollar einstrich, wies Ventura den Stripper an, vor Combs’ Augen auf sie zu urinieren. Ein früherer Wachmann des Hotel Intercontinental in Los Angeles, Israel Florez, erinnerte sich am Montag an die Nacht des 15. März 2016, in der die Überwachungskamera Combs’ Schläge und Tritte gegen Ventura aufzeichnete. Florez war damals wegen „einer Frau in Not“ in den sechsten Stock gerufen worden. Wie er aussagte, half er Ventura, ihre Tasche und ihr Mobiltelefon aus der Suite zu holen und das Hotel zu verlassen, nachdem Combs versucht hatte, sie zurückzuhalten. An den „teuflischen Blick“ des Musikmoguls erinnere sich Florez bis heute.
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