Wie kann das menschliche Immunsystem zehn Milliarden verschiedene Antikörper zur Krankheitsabwehr produzieren, wo doch im gesamten Erbgut Baupläne für nur 20.000 Proteine gespeichert sind? Eine Antwort auf diese Frage haben die amerikanischen Immunologen Frederick Alt und David Schatz gegeben. Dafür werden sie mit dem Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis 2023 geehrt. Die Auszeichnung ist mit 120.000 Euro dotiert und wird am 14. März, dem Geburtstag Paul Ehrlichs, in der Paulskirche verliehen.

Ein gezähmter Parasit

Wie die Paul-Ehrlich-Stiftung am Dienstag mitteilte, haben Alt und Schatz entscheidend dazu beigetragen, den Mechanismus zu erklären, mit dem die genetischen Informationen für eine große Vielfalt von Antikörpern zusammengefügt werden. Schatz entdeckte ein Enzym namens RAG1/2, das bei diesem Vorgang eine entscheidende Rolle spielt. Das Gen, das seine Bildung ermöglicht, war ursprünglich ein DNA-Parasit – seine „Zähmung“ war eine Voraussetzung für die Entstehung des adaptiven Immunsystems. Alt wiederum identifizierte die Enzyme, welche die von RAG1/2 eingeleitete Neuzusammensetzung der Erbinformation vollenden, indem sie die DNA reparieren.

Alt, 73 Jahre alt, ist Professor an der Harvard Medical School. Sein 64 Jahre alter Kollege Schatz hat einen Lehrstuhl an der Universität Yale.