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#Impfen für Fortgeschrittene

Impfen für Fortgeschrittene

Wenn Claudia Dunkel über die anstehenden Aufgaben in ihrer Praxis spricht, klingt das wie ein Déjà-vu: Sie fragt sich, ob genug Impfstoff vorhanden sein wird. Dabei geht es diesmal nicht um BioNTech oder Moderna, sondern um den Grippeimpfstoff für das Winterhalbjahr. Gerade der Wirkstoff für die Gruppe der über Sechzigjährigen stehe noch nicht in ausreichender Menge bereit, sagt die Frankfurter Allgemeinärztin. Die Jüngeren, die einen etwas anderen Antikörper-Cocktail erhalten, weil ihr Immunsystem anders reagiert, könnten sich aber schon anmelden.

In den vergangenen zwölf Monaten war Impfen ein wichtiges Arbeitsfeld für Claudia Dunkel und ihren Mann Christof, mit dem sie eine Gemeinschaftspraxis im Nordend führt. „Ich habe noch nie so viele Impfpässe gesehen wie im letzten Jahr“, sagt die Medizinerin. Im vergangenen Herbst hätten sich viele bereits gegen Grippe impfen lassen, um dem Coronavirus noch weniger Angriffsfläche durch eine weitere Infektion zu bieten. Dabei hätten einige Patienten erstmals wieder an andere Auffrischungsimpfungen gedacht und ihren Immunschutz auf den neuesten Stand gebracht, erzählt Dunkel.

Grippeimpfungen ab Oktober oder November

Auch in diesem Jahr werben Apotheken und Ärzte für die Grippeimpfung, insbesondere für Ältere und gefährdete Gruppen. Um rechtzeitig geschützt zu sein, sei eine Impfung im Oktober oder November zu empfehlen, so Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Die Grippesaison beginnt meist erst im Januar.

In diesem Jahr stellt sich erstmals die Frage, ob man eine Impfung gegen Influenza und gegen das Coronavirus zusammen verabreichen könnte. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat dafür erst kürzlich grünes Licht gegeben. Der Sicherheitsabstand von zwei Wochen, der bisher zwischen Covid-19- und anderen Impfungen mit sogenannten Totimpfstoffen empfohlen wurde, wird damit aufgehoben. Der STIKO lägen entsprechende Daten aus Großbritannien vor, dass beide Immunisierungen gleichzeitig verabreicht werden könnten.

Die möglichen Impfreaktionen fielen dabei allerdings etwas stärker aus, bestätigt Sabine Wicker, Ärztin am Universitätsklinikum in Frankfurt und selbst STIKO-Mitglied. „Müdigkeit, Abgeschlagenheit, leichte Schmerzen an der Impfstelle“, zählt die Medizinerin auf. „Sie geben ihrem Immunsystem ja zwei Aufgaben gleichzeitig. Dafür spart man sich einen zweiten Termin beim Arzt.“

Dieser praktische Doppelpiks in jeweils einen Arm wird allerdings zunächst nur einem kleineren Kreis nahegelegt: Denen, die noch gar nicht gegen Corona geimpft sind, und jenen, die nach einer Corona-Impfung nicht genügend Immunschutz aufbauen können. Nur für diese sogenannten Immunsupprimierten empfiehlt der Expertenrat der STIKO derzeit eine Auffrischungsimpfung mit einem Corona-Impfstoff. Alle anderen müssen sich noch gedulden, bis genügend Daten ausgewertet sind. Wann die Wirkung einer Impfung nachlasse, sei noch nicht abschließend geklärt, sagt Wicker. „Die sechs Monate, von denen immer wieder geredet wird, sind noch nicht bestätigt. Zum Immunschutz tragen ja nicht nur die Antikörper bei, sondern auch B-Zellen und T-Zellen“, erläutert die Ärztin. Diese Gedächtniszellen können bei einer neuerlichen Infektion mit dem Coronavirus selbst Antikörper produzieren.

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Auch Gesundheitsorganisationen in anderen Ländern sind noch zurückhaltend mit einer allgemeinen Empfehlung der Booster- oder Auffrischungsimpfung. Doch die Patienten schaffen bereits Fakten, denn das Interesse an Auffrischungsimpfungen besonders bei Älteren, die sich schon Anfang des Jahres impfen lassen konnten, ist da. Hausärztin Claudia Dunkel hat bereits auf Wunsch von Patienten in Seniorenheimen die dritte Spritze gegen das Virus gesetzt, allerdings nach ausführlicher Beratung und Dokumentation. Sie hofft auf eine rasche Empfehlung der STIKO für die Boosterimpfung, damit die Hausärzte nicht mehr zwischen Patientenwunsch und Empfehlung des Expertenbeirats stehen müssen.

Deutlich mehr Grippeimpfungen während der Pandemie

So effizient die gleichzeitige Gabe von Grippe- und demnächst vielleicht der Boosterimpfung gegen das Coronavirus auch ist, Claudia Dunkel will sie bei ihren Patienten lieber nacheinander verabreichen. „Dann kann ich mögliche Reaktionen auch klar einem Impfstoff zuordnen.“

Während der Corona-Pandemie haben sich deutlich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen als in den Vorjahren. Fast jeder Zweite in der Risikogruppe ab 60 Jahren ließ sich von September 2020 bis Ende März dieses Jahres gegen Influenza impfen – insgesamt 46,5 Prozent gegenüber 36 Prozent im Vorjahr, wie eine kürzlich veröffentlichte Auswertung der Techniker Krankenkasse zeigt.

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