Nachrichten

#In Deutschland ist der Aufstieg leichter als gedacht

„In Deutschland ist der Aufstieg leichter als gedacht“

Der wirtschaftliche Aufstieg in Deutschland hat viele Gesichter. Eines von ihnen ist das von Nabil Essadik. Essadik hat einen schwarzen Bart, eine Glatze – und ein Unternehmen. Seit 2008 betreibt er den Handyreparaturladen iPhoneStudio im Frankfurter Stadtteil Bockenheim.

Alexander Wulfers

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

„Ich habe nach der Schule eine Ausbildung als Kaufmann bei einem Bekleidungsgeschäft gemacht“, erzählt er. Ein Studium sei für ihn nicht infrage gekommen: „Ich wollte schnell starten und direkt Geld verdienen.“ Auch sein Vater hatte eine Ausbildung gemacht, als Kfz-Mechaniker. Sein Großvater kam als Gastarbeiter aus Marokko.

Essadik arbeitete bei Zara, blieb dort aber nicht lange. „Ich habe gemerkt, was für große Umsätze die machen und wie wenig die Angestellten davon bekommen.“ So gründete er mit 23 Jahren seinen Handyladen. „Damals gab es kaum iPhones, die meisten Handys waren richtig alte Dinger“, sagt er und lacht. Das nötige Wissen habe er sich selbst angeeignet: „Ich habe damit angefangen, die Handys der Nachbarskinder zu reparieren, und immer weiter gemacht.“ Mittlerweile hat er drei Angestellte.

Nabil Essadik, 37, in seinem Handyladen


Nabil Essadik, 37, in seinem Handyladen
:


Bild: Maximilian von Lachner

Der 37-jährige Essadik bezeichnet sich selbst als sozialen Aufsteiger. Und er sagt, dass seine Selbständigkeit der Grund für diesen Aufstieg sei. Er ist ein Beispiel unter vielen, wie es Kindern aus Arbeiterfamilien gelingen kann, es finanziell besser zu haben als ihre Eltern. Gerade die Selbständigkeit ist dafür wichtig, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.

Ist Deutschland wirklich so undurchlässig?

Wenn es um die Einkommensmobilität in Deutschland geht, hält sich seit Längerem die Erzählung von einem Land, das im internationalen Vergleich abgeschlagen ist und seinen Arbeiterkindern kaum Chancen bietet. Im Jahr 2018 erschien eine oft zitierte Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die genau das zu belegen schien.

Im Schnitt sechs Generationen dauere es hierzulande für Menschen aus Familien mit niedrigen Einkommen, zur Mittelschicht aufzuschließen, so die Wissenschaftler damals. Die Einkommensmobilität liege auf dem Niveau von Chile und Ungarn, deutlich unter dem OECD-Durchschnitt und noch viel weiter unter den Spitzenreitern Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden.

Das Ergebnis überraschte viele Ökonomen, fiel es doch sehr viel pessimistischer aus als vorherige Studien. Das Münchner Ifo-Institut rechnete kurz darauf vor, dass es sich um einen statistischen Ausreißer handelte. Dennoch blieb die Geschichte im öffentlichen Diskurs hängen.

Selbständigkeit als Schlüssel

Eine noch unveröffentlichte Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, die der F.A.S. vorliegt, wirft allerdings nun noch mehr Zweifel an den OECD-Ergebnissen auf. Denn, so argumentiert IW-Forscher Maximilian Stockhausen: Die Daten, auf deren Grundlage Deutschland so schlecht aussieht, haben einen blinden Fleck. Die OECD betrachtete nämlich ausschließlich abhängig Beschäftigte.

Menschen, die sich selbständig machen, so wie Nabil Essadik, kamen in der Studie nicht vor. Dabei haben Selbständige eine viel höhere „Einkommensdynamik“, schreibt Stockhausen. Soll heißen: Es geht viel schneller nach oben mit dem Einkommen – und bisweilen auch nach unten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!