#In eigenen Rollen
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„In eigenen Rollen“
Das wirklich Großartige an einem Filmstar ist, dass seine Liebe – wie die eines Gottes – bedingungslos ist. Er weiß nicht, dass wir existieren. Er kann nicht um uns trauern. Er kann nur ganz allein das sein, was er ist, ein Star.“ Als der New Yorker Autor und Dichter Tom Disch 2008 diese Zeilen für den jung gestorbenen Schauspieler Heath Ledger schrieb, gab es Instagram noch nicht. Stars waren glatte Projektionsflächen für die Träume ihrer Fans. Dischs Gott- Vergleich beschreibt treffend die bedingungslose Liebe, der sich die Bewunderer gewiss sein konnten, hatten sie doch keinen Weg, mit ihren Vergötterten zu kommunizieren und sich von ihnen etwas anderes erzählen zu lassen. Die Worte des Dichters treffen aber auch ein weiteres Merkmal: Stars waren weit entfernte, überirdische Wesen. Als Heath Ledger starb, war sein öffentliches Bild geprägt von dem herausragenden Talent, mit dem er in seinen Filmrollen glänzte – und einigen Berichten in Klatschblättern über seine Schlaflosigkeit und seinen Medikamentenmissbrauch. Tatsächliche Einblicke in sein Privatleben gab es darüber hinaus nicht.
Gut ein Jahrzehnt und ein paar Social- Media-Plattformen später hat sich das drastisch geändert: Heute hüpft Kourtney Kardashian im String auf ihren Partner Travis Barker, Karolína Kurková präsentiert ihre Schwangerschaft mit einem Nacktbild der Öffentlichkeit, und die Sängerin Lizzo teasert ihre Songs gerne auch mal in Unterwäsche an. Wer heute Instagram öffnet, ist den Stars manchmal näher, als es einem lieb ist. So sah man in der Pandemie schon Madonna nackt in der Wanne zwischen Rosenblättern über das Leben sinnieren. „Mad-Men“-Superhausfrau January Jones teilte über Instagram mit, vom Lockdown gelangweilt, was sie in ihre „Badesuppe“ schüttet (unter anderem Backpulver, Salz und Essig). Und der sonst so durchtrainierte Schauspieler Will Smith zeigte sich dank Corona- Kilos „in der schlimmsten Form“ seines Lebens, mit Bäuchlein und schlaffen Armen.
Body Positivity, Fitness und Selfies
Götter sehen anders aus. Reality-Shows im Fernsehen hatten uns schon daran gewöhnt, dass die dritte Reihe der Möchtegernprominenz sich entblößt. Doch wie reagieren wir darauf, wenn die Halbgötter jetzt von ihrem Olymp steigen und uns ihre menschlichen Schwächen in sozialen Netzwerken präsentieren? Wie Facebook, Twitter und Co. die Körperbilder ihrer Nutzerinnen und Nutzer beeinflussen, ist zunehmend ein Thema psychologischer Forschung. Doch meist handelt es sich um Studien mit kleinerem Probandenkreis, die Schwerpunkte variieren zwischen Fragen zu Body Positivity, Fitness und Selfies. Den Aspekt der Prominenz berücksichtigen nur wenige Wissenschaftler.
2015 befragten die australischen Psychologen Jasmine Fardouly und Lenny R. Vartanian 227 Studentinnen. Ihr Ergebnis: Wer auf Facebook Posts und Bilder naher Verwandter und Bekannter sieht, fühlt keinen Druck, sich damit zu vergleichen. Handelt es sich jedoch um Celebrity-Bilder, erscheint den Nutzerinnen ihr eigener Körper weniger attraktiv. Die Forscher warnen, dass dieser Effekt zunehmen könne, je länger die Nutzerinnen sich auf der Plattform aufhielten. Das Phänomen existiert nicht erst, seit es soziale Netzwerke gibt. Es ist so alt, dass es schon in der Popkultur verarbeitet wurde.
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