Nachrichten

#In Japan ist die Notenbank der größte Aktionär

In Japan ist die Notenbank der größte Aktionär

Der japanische Aktienmarkt kennt derzeit im Trend fast nur eine Richtung: nach oben. Der Nikkei-Index hat seit Jahresbeginn rund 9 Prozent zugelegt und bewegt sich schon seit Herbst auf einem Niveau, das die Japaner nur aus der Zeit der Börsenblase 1989/90 kennen. Vor kurzem überschritt der Index zeitweise die Marke von 30.000 Punkten. Am Montag schloss er leicht im Plus mit 29.766 Punkten.

Patrick Welter

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Die Entwicklung stützt sich auf die erwartete Erholung der Weltwirtschaft in diesem Jahr, nachdem die globale Covid-Krise ein wenig ihres Schreckens verloren hat. Auch die japanische Wirtschaft hat die Rezession des vergangenen Jahres überwunden. Viele große börsengehandelte Unternehmen haben ihre Gewinnerwartungen für das im März endende Geschäftsjahr heraufgesetzt. Zugleich bleiben die Finanz- und Geldpolitik in Japan weiter expansiv.

Die Bank von Japan realisiert, dass sie die Geldpolitik an die Börsenentwicklung anpassen muss. Am Freitag wird Gouverneur Haruhiko Kuroda die Ergebnisse einer Überprüfung der Strategie vorstellen und den expansiven Kurs bestätigen. In den Details aber, so wird erwartet, wird die Notenbank sich Flexibilität einräumen. Von Anlegern besonders beäugt wird die Ankaufspolitik der Bank am Aktienmarkt. Unter Leitung von Kuroda hat die Bank die Ankäufe von börsengehandelten Wertpapierfonds (ETF) und von börsengehandelten japanischen Immobilienfonds (J-Reit) drastisch ausgeweitet.

Expansive Geldpolitik

In diesem Jahr überholte die Bank den staatlichen Pensionsfonds als größter Aktionär Japans. Sie hält über Trustbanken ETF im Wert von 35,7 Billionen Yen (rund 275 Milliarden Euro) und J-Reit im Wert von 657 Milliarden Yen (5 Milliarden Euro). Gemessen am Marktwert, beläuft das Portfolio sich irgendwo um 7 Prozent der Marktkapitalisierung. Bei manchen Unternehmen wie dem Einzelhändler Fast Retailing (Uniqlo), dem Elektronikhersteller TDK oder dem Messgerätehersteller Advantest besitzt die Zentralbank mehr als 20 Prozent der Anteile.

Mit der guten Entwicklung an der Börse in Tokio sind diese Ankäufe, die offiziell der Verringerung von Risikoprämien dienen, immer schwieriger zu rechtfertigen. In den vergangenen Wochen hat die Bank das Volumen der Käufe verringert und kauft seltener. Ging sie früher schon in den Markt, wenn der breit gefasste Aktienindex Topix in der Morgensitzung 0,5 Prozent oder mehr verlor, war zuletzt eher ein Minus von einem Prozent ein Interventionssignal. Überwiegend erwartet wird, dass die Zentralbank am Freitag die offizielle Linie von ETF-Ankäufen von 6 Billionen Yen im Jahr aufgeben wird. Die Obergrenze der ETF-Ankäufe von 12 Billionen Yen im Jahr aber könnte die Bank beibehalten. Mit dieser zweigleisigen Kommunikation könnte die Bank sich nach Meinung vieler Analysten mehr Flexibilität in den Ankäufen verschaffen, zugleich aber signalisieren, dass sie die Möglichkeit zu drastisch expansiven ETF- und Reit-Käufen offenhalten will.

Aufsehen an der Börse in Tokio erregte zuletzt der Internethändler Rakuten. Am Freitag nach Börsenschluss hatte das Unternehmen verkündet, dass die japanische Post, das chinesische Internetunternehmen Tencent und der amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart insgesamt 242 Milliarden Yen (1,86 Milliarden Euro) in Anteile von Rakuten investieren würden. Am Montag dankten die Anleger mit einem Kurssprung. Die Aktie von Rakuten legte 24,1 Prozent zu und schloss den Handel mit 1545 Yen. Japan Post Holding gewann 2,5 Prozent auf 1051 Yen.

Kapital für Amazon-Rivalen

Die privatisierte japanische Post wird künftig 8,32 Prozent von Rakuten halten und größter Anteilseigner nach der Gründerfamilie Mikitani. Die Kapitalverwendung vertieft eine Kooperation der Unternehmen. Die Anleger reizt die Aussicht, dass der Internethändler mit dem Zugang zum Vertriebs- und Zweigstellennetz der Post besser gegen den Marktführer Amazon antreten kann. Die Kapitalinjektion hilft Rakuten auch beim Aufbau seines Mobiltelefonnetzes, mit dem es sich als vierter großer Anbieter in Japan etablieren will. Rakuten gehört mit seinen vielfältigen Aktivitäten rund um das Internet, Zahlungsdienste und die mobile Telefonie zu den aktivsten Internetunternehmen des Landes.

Nicht zufällig ähnelt das Portfolio den Interessen des japanischen Technologie-Investors Softbank. Auch Softbank hatte gerade wieder Erfolg mit einem Internethändler, und zwar aus Südkorea. Coupang, in das Softbank und sein Vision Fund insgesamt 3 Milliarden Dollar investiert hatten, ging in New York an die Börse und verkaufte Anteile im Wert von 4,6 Milliarden Dollar. Es war der größte Börsengang eines ausländischen Unternehmens in New York seit dem chinesischen Internethändler Alibaba im Jahr 2014, an dem Softbank auch beteiligt ist. Coupang wird am Markt mit mehr als 80 Milliarden Dollar bewertet. Softbank brachte der erfolgreiche Börsengang einen Buchgewinn von rund 25 Milliarden Dollar.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!