#Ins Sauerland gezwungen
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„Ins Sauerland gezwungen“
Was in der Vergangenheit in Deutschland geschehen ist, einem Land, das im zwanzigsten Jahrhundert zwei Diktaturen durchlitt, das möchte man nicht noch einmal erleben. Den Drehbuch-Autoren aber hat es ein unerschöpfliches Reservoir an Themen beschert, aus dem sich nicht nur der letzte Berliner Tatort „Ein paar Worte nach Mitternacht“ bediente, der ein Ereignis bei Kriegsende aufgriff.
Auch Wolfgang Stauch beschäftigt sich in diesem achtzigsten Kölner Tatort mit Ballauf (Klaus J. Behrend) und Schenk (Dietmar Bär), die seit 1997 ermitteln, mit Altlasten: Eine DDR-Erzählung ist es, das will schon der Titel, „Der Tod der Anderen“, andeuten, der auf Florian Henckel von Donnersmarcks Drama „Das Leben der Anderen“ anspielt.
Die reichlich müde dreinblickende Kathrin Kampe (Eva Weißenborn) checkt im Hotel ein. Sie will so gar nicht zum Ambiente des „Rheinpalais“ passen. Sie grüßt die Hotelbesitzerin Bettina Mai (Ulrike Krumbiegel), die sie offensichtlich erwartet, lässt es sich im Restaurant gutgehen und lädt einen alkoholisierten Handlungsreisenden auf ihr Zimmer ein, der zu folgen verspricht und sicherheitshalber noch zwei Cocktails bestellt. Zwei weitere Männer, die von Kampe ohne nähere Angabe von Gründen einbestellt wurden, sitzen wartend an einem beleuchteten Wassertank, der so untergründig brodelt wie die Geschichte hinter der Geschichte. Sie heißen Peter Wagner (Bernhard Schütz) und Frank Heldt (Rolf Kanies), sind wie Kampe um die sechzig und wirken nicht weiter beunruhigt. An Sieger-Typen wie ihnen prallt alles ab.
Toastscheiben zählen und Grimassen ziehen
Kurz darauf steht das Hotel Kopf. Der angespitzte Handlungsreisende fand Kampe erhängt im Zimmer vor, die Kripo rückt an. Suizid oder Hinrichtung? Ballauf und Schenk ermitteln mit Joseph Roth (Joe Bausch) und der neuen Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst aus „Now or Never“), die in „Der Tod der Anderen“ erst einmal lernen muss, wie dehnbar Dienstzeiten sind – während Jütte (Roland Riebeling) in einem nassen Gewölbe Toastscheiben zählt und Grimassen zieht.
Daran ist Bettina Mai schuld. Die Hotelbesitzerin entführte Jütte, kaum dass sie des Mordes an Kampe verdächtig erscheint, und sie hat auch Freddy Schenk in ihrer Gewalt, der in ein Auto gezwungen wurde und am Telefon so tun muss, als sei mit ihm und Jütte alles in Ordnung. Schlimmer noch: Schenk muss die gebürtige Ost-Berlinerin Mai ins „nicht-sozialistische Sauerland“ kutschieren, wo sie ein seltsamer Kauz mit gezückter Wasserpistole empfängt. Die Handlung beginnt sich um die frühere Tätigkeit Mais in der horizontalen Abteilung der Stasi zu drehen.
In der Regie von Torsten C. Fischer wird die Enthüllung dieser Vergangenheit und ihrer Folgen spannend inszeniert. Lohnend ist „Der Tod der Anderen“ aber vor allem durch die von Wolfgang Stauch geschriebenen, eigentlich mehr zu hartgekochten Agenten in Groschenromanen als Tatort-Figuren passenden Dialoge zwischen der schlagfertigen Mai und dem nicht minder schlagfertigen Schenk.
Überhaupt glänzt die Besetzung: Ulrike Krumbiegel mimt Mai als verlorene, wenn auch äußerlich erfolgreiche Post-DDR-Existenz. Bernhard Schütz („Eichwald MdB“) spielt „Porno Peter“, einen abgehalfterten Landespolitiker, der demnächst Wirtschaftsminister in Düsseldorf werden will, Rolf Kanies einen schmierigen Unternehmer, wie er im Buche steht – die beiden Kumpel können sich bei ihrer Nachbesprechung des Geschehens im Hotel jeweils vom anderen vorstellen, dass er Kampe auf dem Gewissen hat. Nur Klaus J. Behrendt als Ballauf wirkt diesmal etwas matt. Ob Förster als Neuzugang frisches Blut ins Team bringen kann? Nein, Ballauf und Schenk sind noch nicht reif für die Rente, die Chemie zwischen ihnen stimmt. Aber die Rückkehr einer Frau im Team ist wohl überfällig, auch wenn wir auf ewig ihre Assissentin Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) betrauern werden.
Der Tatort: Der Tod der Anderen läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.
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