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#Interview: Kabarettistin Eixenberger: „Gegenwind muss man aushalten können“

„Interview: Kabarettistin Eixenberger: „Gegenwind muss man aushalten können““



Kabarettistin Christine Eixenberger ist auf der Bühne so erfolgreich wie vor der Kamera. Sie geht davon aus, dass ihre Arbeit in Zukunft anstrengender wird. Warum das?

Frau Eixenberger, Sie werden als „komödiantische Allzweckwaffe“ beschrieben. Was darf man darunter verstehen?

Christine Eixenberger (lacht): Nicht ganz: Ich werde als komödiantische Nahkampfwaffe beschrieben.

Ah, Verzeihung! Und worum handelt es sich hierbei?

Eixenberger: Mir ist immer ganz wichtig, dass ich nah an den Leuten dran bin, auch wenn es ein Bühnen-Ich ist. Ich versuche, einen starken Bezug zum Publikum herzustellen, mich mit den Menschen zu verbinden. Ich will authentisch sein. Das gilt auch für die neuen Folgen der Fernsehreihe „Marie fängt Feuer“.

Da werden Sie zur Feuerwehrkommandantin befördert.

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Eixenberger: Großartig, oder?

Ist Chefin bei der Feuerwehr ein Mädchentraum von Ihnen?

Eixenberger: Nein, gar nicht. Ich habe bisher keine großartigen Berührungspunkte mit der Feuerwehr gehabt. Oft ist es ja so, dass der Vater oder der Opa schon bei der Feuerwehr waren. Ich finde es trotzdem wunderbar, diese Rolle spielen zu dürfen. Denn als wir gedreht haben, ist in Penzberg beispielsweise eine Frau zur Kommandantin ernannt worden. Auch hier gibt es vielleicht so eine Art Zeitenwende, denn bisher ist der Anteil an Feuerwehrkommandantinnen eher gering.

Wie viel Marie steckt in Ihnen?

Eixenberger: Was uns verbindet, ist, dass wir beide sehr gerade heraus sind. Wir sind auch große Familienmenschen. Was uns unterscheidet? Marie hat ja so eine Art Mutter-Teresa-Syndrom. Ich mische mich privat nicht in Dinge ein, wenn ich nicht nach meiner Meinung gefragt worden bin. Aber der Punkt, sich selber treu zu bleiben und sich bei Problemen in den Kreis der Familie zurückzuziehen, das verbindet uns schon.

Wie viel Mitspracherecht hat eine Schauspielerin wie Sie bei den Texten der Serie?

Eixenberger: Das kommt normalerweise darauf an, mit wem man zusammenarbeitet. Ich habe das Glück, dass ich bei Marie in vielerlei Hinsicht Mitspracherecht habe.

Christine Eixenberger bei einem Auftritt in Kempten.

Foto: Christoph Kölle

Sie sind auch eine erfolgreiche Kabarettistin. Wo können Sie sich mehr ausleben: vor der Kamera oder auf der Bühne?

Eixenberger: Auf der Bühne bin ich natürlich textlich unabhängiger. Die einzigen, die mich bewerten und für mich relevant sind, sind die Menschen im Publikum. Aber das Spannende bei Film und Fernsehen ist, was man aus den Texten für seinen jeweiligen Charakter herauslesen kann. Da ist man zwar in einem gewissen Korsett. Aber innerhalb der Figur hat man Freiheiten. Mein Fazit: Beides befriedigt.

Sie kommen vom schönen Schliersee. Da wohnt auch Gerhard Polt, der ja immer davon träumte, dort einen Bootsverleih aufzuziehen. Trifft man Polt auch ab und zu beim Bäcker?

Eixenberger: Das kann ich nicht bestätigen. Es ist aber auch so, dass ich als Künstlerin im besten Fall viel unterwegs und wenig daheim bin. Natürlich kann es gut sein, dass wir uns bisher verpasst haben: Ich war beim Bäcker und er unterwegs. Und andersherum (lacht). Den Kollegen Polt habe ich jedenfalls am Schliersee noch nicht gesehen. Zeit wird’s aber.

Sie werden gerne mit Ihrer Kollegin Monika Gruber verglichen. Weil sie eine blonde Bayerin im Humorfach sind?

Eixenberger: Ganz genau. Tatsächlich ist es so, dass ich zwar auch eine bayerische Kabarettistin bin, die am Land aufgewachsen ist. Das war es aber auch. Wer unsere Programme vergleicht, wird feststellen, dass diese ziemlich unterschiedlich sind – sowohl thematisch als auch in der Art, wie wir uns auf der Bühne bewegen. Wer also meint, die Eixenberger ist ja nur die junge Gruber, den würde ich bitten, dass er sich mein Programm komplett anschaut. Dann merkt man, dass wir uns nicht ähnlich sind. Auf der anderen Seite, wenn ich wirklich damit konfrontiert werde, möchte ich gerne die Kollegin Martina Schwarzmann zitieren: „Es muaß oam a amoi wos wurscht sei kenna!“

Es sind schwere Zeiten für Kabarettistinnen und Kabarettisten. Bully Herbig etwa hat sich über die strenge deutsche Sprachpolizei beklagt. Wie geht es Ihnen in diesen Zeiten?

Christine Eixenberger: Ehrlich gesagt empfinde ich das alles als gar nicht so extrem. Denn am lautesten sind doch immer die Stimmen, die sagen, man dürfe ja bald gar nichts mehr – im Gegensatz zu denen, die gar nichts sagen, sondern einfach machen. Der Punkt ist: Jeder kann bei uns im rechtlichen Rahmen tun, lassen und sagen, was er will. Man muss halt in der heutigen Zeit damit rechnen, dass es Menschen gibt, die sich bisher zurückgehalten haben, aber jetzt laut werden. Diesen Gegenwind muss man aushalten können.

Michael Bully Herbig, Schauspieler und Regisseur.

Foto: Sven Hoppe, dpa

Gendern Sie beispielsweise, um Gegenwind zu vermeiden?

Eixenberger: Ich bin schon jemand, der vernünftig gendern will. Ich denke, ich bin relativ empathisch und mir persönlich ist das wichtig. Aber es gibt ja niemanden, der einen dazu zwingt. Die Gesellschaft entwickelt sich, Sprache macht das sowieso. Wir als Kabarettistinnen und Kabarettisten müssen davon ausgehen, dass wir in Zukunft noch häufiger damit konfrontiert werden, dass unsere Arbeit bewertet wird und es Kritik gibt, wenn man nicht den richtigen Ton trifft. Ich halte das aber eher für interessant, auch wenn es unsere Arbeit vielleicht ein bisschen anstrengender und schwieriger macht. Deshalb kann ich mich über eine Sprachpolizei nicht aufregen.

Ist das nicht auch ein zeittypischer Zug, dass jeder bei Kritik sofort aufschreit, statt gelassen miteinander zu kommunizieren?

Eixenberger: Ich halte es für schwierig, dass man sich in den sozialen Netzwerken gleich immer in Großbuchstaben anschreit. Da gehe ich nicht mit. Aber ich habe ja auch immer die Möglichkeit, das Handy oder den Laptop auszuschalten und mir zu denken: Plärrt’s halt! Mir is’ wurscht!

Man könnte sagen, das Satzzeichen unserer Tage ist das Ausrufezeichen, oder?

Eixenberger: Ja, das wäre wohl das Ausrufezeichen. Oder die drei Fragezeichen nach dem Motto: Darf man jetzt gar nichts mehr sagen??? Aber im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es bei uns die Meinungsfreiheit. Und die darf auch ausgelebt werden. Aber man muss halt auch damit rechnen, dass jemand diese Meinung nicht gut findet. Das Problem an sozialen Netzwerken ist, dass eine normale Diskussion kaum mehr möglich ist. Jeder schreit bedeutend schneller beleidigende Dinge heraus, die er im richtigen Leben nie sagen würde. Das halte ich für krass! Die Leute haben offenbar auch zu viel Zeit, um im Netz andere Leute zu beschimpfen. Viele täten gut daran, sich erst einmal zu informieren, bevor sie ihre Meinung absondern. Ich bin davon abgekommen, Kommentare von solchen Individuen zu lesen. Da muss ich mich nur aufregen. Und dafür ist mir meine Zeit zu schade.

Zur Person Christine Eixenberger, 35, wurde einst von ihrem Freund zum Schritt auf die Bühne überredet. Vorher studierte sie unter anderem Lehramt. Außerdem spielt sie seit 2016 die Hauptrolle in der ZDF-Herzkino-Reihe „Marie fängt Feuer“. Neue Folgen ab 20. Oktober.

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