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#Isabell Werths Ritt von der Angst ins Glück

Isabell Werths Ritt von der Angst ins Glück

Isabell Werth hat bei den Europameisterschaften der Dressurreiter in Hagen ein emotionales Wechselbad erlebt, wie es selten ist in diesem kontrollierten Sport. Kaum war ihr Ärger über die irritierende Notengebung der Richter im Mannschaftswettbewerb verraucht, da erschien all dies, ja, die ganzen Titelkämpfe und sogar der Gewinn des Mannschaftstitels am Mittwoch nur noch zweitrangig. Sie wurde noch am selben Abend dringend zu ihrem Olympiapferd Bella Rose gerufen, das zuhause in Rheinberg an einer Kolik erkrankt war. Die Fuchsstute war in die Tierklinik Meerbusch gebracht worden und musste operiert werden.

Die erfolgreichste Reiterin der Welt sprang ins Auto und eilte zu ihrer leidenden Stute, zu der sie ein ganz besonderes Verhältnis hat. Sie nennt sie ihr Herzenspferd, und nun war dieses Herzenspferd in Lebensgefahr. „Es handelte sich in Bella Roses Fall um eine besonders schwere und schmerzhafte Form der Kolik, ein sogenanntes Foramen epicloicum, bei dem keine herkömmlichen Medikamente geholfen hätten“, sagte Mannschaftstierarzt Marc Koene. „Eine Operation war dringend notwendig und deshalb alternativlos.“

Zum Glück stand Bella Rose nach der Operation, für die ein kurzer Schnitt genügte, rasch wieder auf. Am Donnerstag, bevor in Hagen die Einzel-Entscheidung im Grand Prix Special stattfand, fuhr Isabell Werth zum zweiten Mal in die Klinik, am Nachmittag war sie schon wieder auf Posten – auf ihrem Mobiltelefon hatte sie ein Video mit Bella Rose dabei, wie sie gerade wieder ihr erstes Futter zu sich nahm. Ein wenig hatte Isabell Werth zu diesem Zeitpunkt der alte Punch verlassen. „Es war nicht der einfachste Tag heute“, sagte sie. „Und der alte Kampfgeist war auch nicht da.“

„Unterwegs ging’s los“

Doch dann stieg sie auf ihre Rappstute Weihegold, dieses schöne, zuverlässige, treue Pferd, das vielleicht nicht so viel Genie strahlen lässt wie Bella Rose, aber immer, wenn es gefragt ist, Glanzleistungen abliefert. Werth dachte: Heute will ich es nur genießen. Und dann legte Weihegold los, als wollte sie ihre Reiterin ihren Kummer vergessen machen. „Unterwegs ging’s los“, berichtet sie, „und ich habe alles ausgeblendet.“ Sie sei ihrem Pferd sehr dankbar, sagte sie, „dass sie mich so mitgenommen hat.“

Weihegold ließ ihre Stärken in Piaffe und Passage strahlen und machte keinen einzigen Fehler. Mit 81,702 Prozentpunkten wurden sie Zweite hinter der zur Zeit unantastbaren Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl auf Dalera, ihrer Goldstute von Tokio. Ihre 84,271 Prozentpunkte ragen weit heraus, und es hätte noch mehr werden können ohne den Patzer in den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung. Die beiden zelebrieren in Hagen noch einmal ihre Olympiaform, und es ist schwer vorstellbar, dass sie nicht am Samstag auch noch den Titel in der Kür holen werden.

Man wird Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth in Hagen also noch einmal wiedersehen. Und Helen Langehanenberg (Havixbeck) wird dann noch einmal ihre langbeinige Holsteiner Stute Annabelle zeigen können. Nach zwei Schnitzern am Vortag, die sehr viele Punkte kosteten, hatte sie sich vorgenommen, diesmal eine fehlerfreie Prüfung hinzulegen, und das glückte ihr auch. 75,228 Prozentpunkte bekam sie von den sieben Richtern dafür und lag als Elfte vor ihrer internen Konkurrentin Dorothee Schneider aus Framersheim mit ihrem Ersatzpferd Faustus auf Rang 14 – ihr Olympia-Crack Showtime war kurzfristig ausgefallen. Da nur drei Paare pro Nation für die Kür zugelassen sind, reichten deren 74,802 Prozentpunkte nicht mehr zum Weiterkommen.

Uneinige Richter

Auch diesmal fielen die sieben Richter wieder – wie am Vortag von Werth kritisiert – mit eklatant unterschiedlichen Einschätzungen auf. Bei Helen Langehanenberg reichte die Spanne von 72 bis 77  Prozentpunkten, bei Dorothee Schneider von 71 bis 77 und bei anderen Reitern war sie sogar noch größer – für einen Titelkampf mit internationalen Klassereitern geradezu unwürdige Schwankungen.

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„Das Richten ist nicht mein Part“, sagte Helen Langehanenberg zu dem heiklen Thema achselzuckend. Und Dorothee Schneider hatte andere Dinge im Kopf, nämlich große Pläne mit dem 13 Jahre alten Faustus. Den Fehlern, die er in der Passage gemacht habe, wolle sie auf den Grund gehen, sagte sie. Natürlich, um sie zu beheben. „Wenn wir diesen Schritt schaffen, dann hat er alles, was es braucht für ein Championatspferd.“  Nicht einmal die Tatsache, dass der gute Faustus ihr am Vortag bei der Mannschafts-Siegerehrung übel auf den rechten Fuß getreten war, konnte ihre Freude trüben. Der Fuß sei blau. „Aber ich kann wieder laufen“, sagte sie fröhlich.

Zur großen Verabschiedung von Bella Rose beim glanzvollen CHIO in Aachen in der kommenden Woche wird es also nicht kommen können.  Die 17 Jahre alte Stute, mit der Werth Welt- und Europameisterin wurde und bei den Olympischen Spielen in Tokio Einzel-Silber und Mannschafts-Gold gewann, hat ohnehin schon eine dramatische Krankheitsgeschichte hinter sich, und wird noch Rekonvaleszentin sein. Dass selbst ihr Abschied nicht ohne Gesundheitsdrama von statten gehen kann, scheint geradezu typisch für die fragile Diva Bella Rose.

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