#„Wir haben überreagiert“
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„„Wir haben überreagiert““
Der Krieg in der Ukraine ist weit weg und doch so nah. Bezeichnend, dass es in Baden-Baden im Palais Gagarin passieren musste, wo vor 200 Jahren russische Fürsten wohnten. Der ukrainische Barkeeper Igor Golod weigert sich, dort seit dem Angriff der Russen auf die Ukraine russische Gäste zu bedienen und droht ihnen mit dem Rauswurf. Dabei sind es Stammkunden, die schon lange in der Stadt leben und gerne ins Restaurant Rizzi kommen.
Das ist seit 15 Jahren im Palais Gagarin zu Hause. Ein internationaler Treffpunkt vieler Nationalitäten, die gemeinsam am Tisch sitzen. Golod ist allseits beliebt. Doch seit dem Krieg beruht das nicht mehr auf Gegenseitigkeit: Er beleidigt russische Gäste, muss sich dafür entschuldigen und dreht schließlich ein kurzes Video beim Joggen, in dem er ziemlich wüst und derb auf Russland und Russen schimpft.
Als das Video viral geht, sieht sich Peter Schreck einem Sturm der Empörung ausgesetzt, wie man solch einen Mitarbeiter noch beschäftigen kann. Schreck ist seit 40 Jahren Gastronom, betreibt neben dem Rizzi noch weitere Restaurants, er ist der Chef von 170 Mitarbeitern. Er redet mit Golod, der Familie in der Ukraine hat und nicht weiß, wohin mit seinem Schmerz und seiner Wut. Golod, seit sieben Jahren im Unternehmen, wird außerordentlich gekündigt, was die Aufregung nochmals deutlich erhöht.
Selbst der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schaltet sich ein: „An euren Händen klebt Blut, das selbst das beste deutsche Waschmittel nicht entfernen kann“, lässt er wissen.
Nun versucht Schreck die Lage zu deeskalieren: „Wir haben überreagiert. Wir hätten ihn erst mal freistellen sollen, bis sich die Lage beruhigt. So wurde alles nur noch mehr aufgebauscht“, sagt Schreck. Er kündigt an: „Wir werden die außerordentliche Kündigung zurücknehmen und streben eine gütliche Einigung an.“ Eine Weiterbeschäftigung werde es aber nicht geben. „Dafür ist zu viel passiert, das lässt sich nicht mehr zurückdrehen.“
Schreck äußert sich tief betroffen von dem Schicksal von Golods Familie und dem Leid in der Ukraine. „Es ist unsagbar traurig, und es tut so weh, zu sehen, wie ein Mensch in seinem Schmerz nicht mehr anders weiterweiß.“ Er hoffe, dass alle Beteiligten ihre Gemüter wieder etwas beruhigen und ihre Aktionen künftig überdenken. Von einer Petition wegen Volksverhetzung gegen das Video war zuletzt die Rede. Auch Strafanzeigen gegen Golod, den Barkeeper aus Baden-Baden, wurden erwogen. Der Krieg ist weit weg und doch so nah.
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