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#Israelisches Spiegelbild in jeder Hinsicht

Israelisches Spiegelbild in jeder Hinsicht

Als Harrison Ford 1981 zum ersten Mal in die Kinorolle des Archäologieabenteurers Indiana Jones schlüpfte, drehte sich das Filmgeschehen um die Suche nach der Bundeslade, jenem mythischen Kultgegenstand, in dem die Israeliten die Gesetzestafeln des Moses aufbewahrt haben sollen und der bei der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier verschwand. Die biblische Überlieferung will wissen, dass der Prophet Jeremia die Lade in einer Höhle versteckt habe. Ihr Besitz verheißt göttliche Allmacht, was in Steven Spielbergs während der dreißiger Jahre angesiedeltem Hollywood-Vehikel eine Truppe Nazis auf die Spur des jüdischen Heiligtums setzt, denen der edle Amerikaner Indiana Jones zuvorkommen muss. Natürlich ist er dabei erfolgreich, obwohl das Ende des Films manche Frage offenlässt.

Andreas Platthaus

Vierzig Jahre nach „Jäger des verlorenen Schatzes“ sind nun wieder konkurrierende Gruppen auf der Suche nach der Bundeslade, allerdings nicht auf der Leinwand, sondern im Comic. Ausgedacht hat sich den jemand, die von ähnlicher Bedeutung für ihre Erzählform ist wie Spielberg fürs Kino: Rutu Modan. Die 1966 geborene Israelin macht sich allerdings weitaus rarer als der amerikanische Regisseur. 2006 kam in ihrem Heimatland der Band „Blutspuren“ heraus, eine große umfangreiche Comicerzählung über die damals häufigen Attentate palästinensischer Terroristen in israelischen Städten.

Optimaler Jahresauftakt

Sieben Jahre später publizierte sie die Graphic Novel „Das Erbe“ über eine durch eigene Erlebnisse angeregte Mehrgenerationenreise einer israelischen Familie auf den Spuren ihrer europäischen Vorfahren. Darin kam ein sardonischer Humor zum Vorschein, der die Schoa zusammenbrachte mit einem unbarmherzigen Porträt lauter Egozentriker, die sich im Stil einer Fernsehseifenoper abwechselnd kabbelten und zusammenrauften, ehe alles in einem magischen Moment auf einem Friedhof gipfelte.

Nili Broshi begegnet ihrer Nemesis Motke Sarid, dem Konkurrenten ihres Vaters.


Nili Broshi begegnet ihrer Nemesis Motke Sarid, dem Konkurrenten ihres Vaters.
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Bild: Carlsen Verlag

Und nochmals sieben Jahre danach, im vergangenen Herbst, erschien in Israel der dritte Comicband von Rutu Modan, der jetzt schon auf Deutsch da ist – schneller als die Übersetzungen in Amerika oder Frankreich, wo die Zeichnerin auch bereits große Erfolge gefeiert hat. Der Carlsen Verlag hat die Ausgabe allerdings großenteils gespiegelt, weil im Hebräischen von rechts nach links gelesen und also auch in Bildern so erzählt wird. Dabei liefen Kleinigkeiten schief – übliche wie der abrupte Wechsel von Rechts- zu Linkshändern, doch auch ärgerliche wie vertauschte Sprechblasen.

Ein komplexes Personengefüge 

Dennoch: Einen besseren Jahresauftakt kann man sich gar nicht wünschen, denn Rutu Modan hat ihre Methoden noch einmal verschärft, gewissermaßen drastifiziert. Zunächst zum Inhaltlichen: „Tunnel“ heißt die Geschichte, und es ist schade, dass im Deutschen Ein- und Mehrzahl dieses Worts identisch sind, denn der Witz besteht darin, dass mehrere Parteien graben. Da ist zunächst die Hauptfigur, Nili Broshi, die nicht mehr ganz junge Tochter eines ehedem in Israel renommierten Archäologen, der mittlerweile aber in die Demenz abgedriftet ist. Zuvor jedoch wurde er beruflich noch von seinem Kollegen Motke Sarid wegen angeblicher Inkompetenz abserviert, obwohl der seitdem von der Arbeit des Vorgängers profitiert und darüber zur Weltberühmtheit seiner Disziplin geworden ist. Die Demütigung der Familie Broshi wird dadurch komplettiert, dass Nilis jüngerer Bruder Nimrod sich als Sarids Assistent verdingen muss.

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