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#Ist es gerecht, die Impfreihenfolge aufzuheben?

Ist es gerecht, die Impfreihenfolge aufzuheben?

Es ist 8:30 Uhr am Montag, als an Benjamin Stieb die Mail rausgeht: Die Impfaktion startet heute Nachmittag, aktiviere deine Netzwerke, lautet der kurze Auftrag, der vom Bezirksbürgermeister an ihn herangetragen wird. Stieb ist Stadtraumkoordinator für den Kölner Problembezirk Chorweiler und fährt direkt nach der Mail in sein Büro. Die Aufgabenteilung zwischen dem CDU-Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner und ihm ist schnell klar: Zöllner organisiert, was noch zu organisieren ist, und Stieb soll die Menschen darüber informieren.

Die Impfaktion ist bislang deutschlandweit einmalig. Grundsätzlich gilt: Es wird nach Prioritätengruppen geimpft. Köln geht in der Pandemiebekämpfung seit Beginn der Corona-Krise eigene Wege. Hier werden von den Gesundheitsämtern deutlich mehr Kontakte nachverfolgt, hier werden alle positiven PCR-Tests nach Mutationen durchsucht. Und jetzt: Die Impfreihenfolge wird in einzelnen Bezirken mit hoher Inzidenz aufgehoben.

Dazu gehört Chorweiler. Die 7-Tage-Inzidenz lag hier Ende April laut der Stadt bei 520, mehr als doppelt so hoch wie im restlichen Köln. Dort erkrankten also an einem Tag 67 Menschen der 83.000 Einwohner. Seit Pandemiebeginn haben 7,5 Prozent der Bewohner eine mittels PCR-Test nachgewiesene Corona-Erkrankung durchlebt, das sind rund 6200 Menschen.

Zahlen zum Infektionsgeschehen sorgen für Aufsehen

Dass reagiert werden muss, war der Stadt klar. Wie schnell es dann doch ging, hat alle Beteiligten überrascht. Die Zahlen zu den Infektionen erschienen am 22. April und sorgten für viel Aufregung in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus. Am Freitag, dem 30. April, beschloss der Krisenstab, dass man Impfbusse in die besonders hart betroffenen Viertel senden werde. „Es handelt sich um eine Maßnahme der Gefahrenabwehr für uns alle“, sagte die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die mit einem Bündnis aus CDU, Grünen und Volt die Stadt regiert. Aber der nötige Impfstoff stand noch nicht zur Verfügung. Erst am Samstag hat das Land grünes Licht für ein Sonderkontingent an Impfstoff gegeben. Unklar war allerdings bis zuletzt, in welchem Stadtteil angefangen wird – die Wahl fiel schließlich auf Chorweiler.

Jetzt liegt es an Stieb, dem Stadtraumkoordinator des Bezirks Chorweiler, die Menschen über das Impfangebot zu informieren. Er aktiviert seine Netzwerke. Alle möglichen Institutionen einer Stadtgesellschaft werden aktiviert: Wohnungsbaugenossenschaften drucken Informationszettel und verteilen sie in Wohntürmen, Shoppingzentren werden um Mithilfe gebeten, und Vereine informieren Mitglieder. Eine Kette kommt in Gang, die sehr viele Menschen auf unterschiedlichen Wegen erreicht. Stieb sagt: „Unsere Angebotsstruktur ist sehr heterogen. Wir haben viele Gemeinden, Beratungsstellen und Kontakte, sodass wir sehr viele Menschen sehr schnell erreichen können.“

Köln-Chorweiler ist gemeinhin das, was man einen Problembezirk nennt.



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Warten auf den Pieks
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Impfungen im Brennpunkt Köln-Chorweiler

Es ist eine feine Ironie, dass ausgerechnet am Liverpooler Platz die Aktion beginnt. Während in Großbritannien schon jeder Zweite zumindest die erste Impfung erhalten hat und in der nordenglischen Stadt Liverpool schon ein Konzert vor 5000 Menschen stattfand, ist Köln in einem noch härteren Lockdown als der Rest der Republik, die Ausgangssperren beginnen hier schon um 21 Uhr. Am Montagmittag fährt der blau-weiße Mercedes-Bus vor. Er könnte auch im normalen Stadtverkehr unterwegs sein, wenn er nicht zum Rettungsbus der Kölner Feuerwehr umgebaut worden wäre und nun als Impfbus eingesetzt wird. Zu dem Zeitpunkt entsteht eine Menschenschlange auf dem Liverpooler Platz, der im Prinzip nur ein Parkplatz ist, auf dem einmal in der Woche ein Markt stattfindet.

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