Nachrichten

#Er dachte vor 100 Jahren schon an Tiny Houses

Er dachte vor 100 Jahren schon an Tiny Houses

Das bewegliche kleine Haus könnte eines der gerade so angesagten Tiny Houses sein. Doch es ist sehr viel älter. Für naturliebende Städter war das Holzhaus gedacht, das als Ferienhaus auf dem Land dienen sollte. Es war zerlegbar und dadurch mobil und so konstruiert, dass es sich leicht wieder aufbauen ließ. Das mobile Sommerhaus entsprach dem Gedanken der Lebensreformbewegung, die Menschen an die frische Luft zu bringen. Als eines der ersten beweglichen Ferienhäuser war es während der Künstlerkolonie-Ausstellung 1914 auf der Darmstädter Mathildenhöhe zu sehen. Der Architekt Albin Müller hatte das Holzgebäude für Licht- und Lufthungrige entworfen.

Dass das Haus heute immer noch existiert, ist eine erfreuliche Entdeckung, die Kuratorin Sandra Bornemann-Quecke machen durfte. Andere Holzgebäude, die Albin Müller (1871–1941) entwarf, waren nur als temporäre Ausstellungsbauten angelegt, die nachher wieder demontiert wurden. Das kleine Sommerhaus jedoch hat überlebt. In der Nähe von Kassel, in der Gemeinde Fuldatal, wo es wiederaufgebaut wurde, wird es bis heute bewohnt. Zu besichtigen ist es daher nicht. Doch kann man nun seinen Planer Albin Müller entdecken, dessen Ideen wegweisend und von überraschender Aktualität sind.

Lilienbecken und Schwanentempel ersonnen

Zu dessen 150. Geburtstag stellt das Museum Künstlerkolonie Albin Müller als „Architekt, Gestalter, Lehrer“ umfassend vor. Denn auch wenn Müller neben Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens zu den drei wichtigsten Künstlern der Mathildenhöhe zähle, sei er doch nicht so bekannt wie seine Kollegen, erläutert Philipp Gutbrod, Direktor des Instituts Mathildenhöhe. Es gebe viele Elemente auf der Mathildenhöhe, von denen Besucher womöglich nicht wüssten, dass sie von Müller stammten, wie beispielsweise das „Lilienbecken“ vor der Russischen Kirche, der „Schwanentempel“ und die goldene Uhr auf der Nordseite des Hochzeitsturms.

Mit Ausnahme von Olbrich hat kein Architekt mehr Bauwerke und schmückende Elemente auf der Mathildenhöhe geschaffen. Doch seine für die Künstlerkolonie-Ausstellung 1914 konzipierte Miethäusergruppe, die das großflächigste zusammenhängende Bauwerk auf der Mathildenhöhe war, ist im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden. Dabei waren die Mietshäuser – nach den Künstlervillen und privaten Einfamilienhäusern auf der Mathildenhöhe – mit ihren modernen, günstigeren Wohnungen für breitere Bevölkerungsschichten ein für die Moderne zentrales Vorhaben. Innovativ war Müllers Idee seines Ateliergebäudes, das an das Mietshaus anschloss: Dort sollte ein neuer Typ von Künstlerwerkstätten entstehen, in denen sich Wohnungen und Ateliers befanden, also Wohnen und Arbeiten unter einem Dach möglich war. Auch dies ein höchst aktuelles Thema.

Wenn er auch heute nicht mehr so präsent ist, zu Lebzeiten stellte Müller seine Entwürfe international beachtet vor. Die Erfolge, die der Gestalter auf der Weltausstellung in Saint Louis 1904 und der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 feierte, ebneten den Weg für seine Berufung durch Großherzog Ernst Ludwig an die Künstlerkolonie Darmstadt. In der Ausstellung zu sehen ist Müllers Kaminuhr, seinerzeit ein Verkaufsschlager, der in Serie produziert wurde. Ein drehbarer Zeitungsständer. Keramik. Möbel. Und ein Blumengefäß in Serpentinstein.

Die Mathildenhöhe bot dem Künstler eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Seine Formensprache wurde strenger und geometrischer. Ein Modell des von ihm entworfenen Hauses auf der Mathildenhöhe, in dem er bis zu seinem Tod 1941 lebte, ein Foto seiner Terrasse als Ort für Luft- und Sonnenbad und die dazugehörige Tischdecke, deren Ornamente die Licht- und Schattenspiele auf der Terrasse aufnehmen, zeigen ihn als Künstler der Kolonie, deren Ziel es war, eine ganze Lebenswelt zu entwerfen.

Albin Müller. Architekt, Gestalter, Lehrer st bis 30. Januar 2022 Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Am 2. und 3. Oktober lädt die Stadt zum Welterbefest auf die Mathildenhöhe.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!