Nachrichten

#Johnsons Weg aus dem Lockdown

Inhaltsverzeichnis

Johnsons Weg aus dem Lockdown

Auch wenn das Impfprogramm alle Erwartungen übertrifft und die wichtigsten Risikogruppen – darunter fast alle Einwohner über 70 Jahre – schon jetzt immunisiert sind, dürfen die Briten erst nach Ostern auf eine langsame Normalisierung des Alltags hoffen. Bevor Premierminister Boris Johnson am späten Nachmittag seinen „Fahrplan aus dem Lockdown“ bekanntgeben wollte, verdichteten sich Hinweise, dass das Regierungsmotto von der „vorsichtigen, aber unumkehrbaren“ Lockerung der Maßnahmen auf dem ersten Wort betont wird.

Jochen Buchsteiner

Bestätigt wurde am Morgen immerhin, dass am 8. März alle Schulen wieder öffnen. (Kindergärten waren während des laufenden, dritten Lockdowns nicht geschlossen.) Darauf warten Millionen Eltern händeringend; dass Kinder wieder zur Schule gehen können, wurde von Premierminister Johnson stets als „Priorität“ bezeichnet.

Lockerungen in Altenheimen

Die Gewerkschaften und Teile der Labour Party sind mit der Art der Öffnung nur bedingt einverstanden; sie fordern eine vorgezogene Impfung für Lehrer. In Schottland und Wales verfolgt man einen „phasenhaften“ Ansatz; allerdings durften dort zumindest die Grundschulen schon an diesem Monat wieder öffnen. Johnson kann in Gesundheitsfragen nur für das Territorium Englands entscheiden.

Laut der Regierungspläne können wohl auch die (seit Wochen durchgeimpften) Altenheimbewohner aufatmen, wenn sie am 8. März wieder Besuch empfangen dürfen – allerdings nur von einer Person. Erlaubt werden soll ab diesem Datum auch, dass die Bürger ein Mitglied außerhalb des eigenen Haushalts an der frischen Luft zu einem Gespräch treffen und dabei etwa auf einer Parkbank sitzen dürfen. Bisher ist nur das gemeinsame Laufen oder schnelle Gehen gestattet.

Vom 29. März an soll es dann bis zu sechs Personen erlaubt sein, sich an der frischen Luft zu sehen, auch in einem privaten Garten. Wenn an einem solchen Treffen nur zwei Haushalte beteiligt sind, dürfen es auch mehr als sechs Personen sein. Gleichzeitig sollen organisierte Sportarten im Freien wieder erlaubt sein und etwa Golf- und Tennisplätze öffnen dürfen.

Außer Kraft gesetzt werden könnte an diesem Tag auch das Verbot, den engeren Radius ums eigene Haus zu verlassen. Die Empfehlung, wenn möglich von zuhause aus zu arbeiten, könnte ebenfalls einkassiert werden. Eintägige Fahrten an andere Orte wären möglich, aber noch keine Auswärtsübernachtungen.

F.A.Z.-Newsletter „Coronavirus“

Die ganze Welt spricht über das Coronavirus. Alle Nachrichten und Analysen über die Ausbreitung und Bekämpfung der Pandemie täglich in Ihrem E-Mail-Postfach.

Wohl erst im Laufe des Aprils werden die Städte wieder mit Leben gefüllt, wenn „nicht-essentielle“ Geschäfte öffnen sowie Pubs und Restaurants Tische aufstellen dürfen, sofern sie über Außenflächen verfügen. Im Kabinett war überlegt worden, ob dies mit einem Ausschankverbot für Alkohol verbunden werden soll; davon wurde, auch nach spöttischen Kommentaren in den Zeitungen, offenbar Abstand genommen.

Bis Mai soll es dann dauern, bis die Gastronomie wieder innen bedienen darf – unter den üblich gewordenen Auflagen. Bis dahin müssen sich die Briten auch noch gedulden, um sich ihre Haare professionell schneiden zu lassen. Erholungsreisen mit Übernachtungen werden womöglich erst im Juni wieder erlaubt sein. Diese dürften zunächst aufs Inland begrenzt sein. Wann die Ein- und Ausreisebestimmungen mit den erst unlängst verschärften Quarantänevorschriften verändert werden, ist noch unklar.

All diese Termine sind vorläufig, weil nach jedem Öffnungsschritt die Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen überprüft werden sollen. Vor dem Einleiten jeder weiteren Lockerung müssen vier sogenannte Tests bestanden werden. Zum einen muss die Impfkampagne weiterhin nach Plan laufen, zum anderen muss gesichert sein, dass die Impfstoffe Covid-bedingte Todesfälle und Krankenhausbehandlungen ausreichend senken. Garantiert sein muss aber auch, dass neue Infektionen die klinischen Behandlungen nicht wieder in die Höhe schnellen lassen, und dass neue Varianten des Virus das Risiko der Maßnahmenlockerung nicht grundlegend verändern.

Die ersten beiden Tests dürften dauerhaft bestanden werden. Die Impfkampagne verläuft organisatorisch reibungsloser als angenommen und wird sich, sofern nicht noch Versorgungsengpässe entstehen, wohl eher beschleunigen. Auch die Wirksamkeit der Impfstoffe steht laut einer am Montag veröffentlichten Studie des schottischen Gesundheitsdienstes außer Frage. Danach sind klinisch zu behandelnde Infektionen bei Biontech-Geimpften um 94 Prozent und bei Astra-Zeneca-Geimpften um 85 Prozent zurückgegangen. Ähnliche Ergebnisse wurden am Montag für England erwartet.

Die letzten beiden Tests hängen dagegen von den Entwicklungen der Zukunft ab, was vor allem in Johnsons Fraktion Unmut schafft. Der Abgeordnete Mark Harper, der die Lockdown-Skeptiker auf den Bänken der Konservativen anführt, sagte am Montag: „Einschränkungen beizubehalten, weil eine neue Variante auftauchen könnte, ist ein Rezept für das Nie-wieder-Öffnen.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!