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Gegen alte Widerstände

Angefangen hat er das Buch schon. „Aber ich bin leider noch nicht sehr weit gekommen“, sagt Daniel Thioune. Ein Fußballtrainer, der Romane liest? Geschichten, die von Flucht handeln, vom Ankommen in Deutschland, vom Heimischwerden? „Warum nicht?“, fragt Daniel Thioune. Wenn man den Autor kennengelernt hat, erst recht – mit Widmung im Werk. „Er hat eine beeindruckende Ausstrahlung“, sagt Thioune und meint Saša Stanišić, den Träger des „Deutschen Buchpreises“ 2019 für seinen Roman „Herkunft“.

Das Zusammentreffen beider war kurios – und doch zwangsläufig. Stanišić ist Fan des Hamburger SV. Und Mitglied der Jury „Deutscher Fußball-Kulturpreis“. Als solches stimmte der Schriftsteller dafür, Daniel Thiounes Worte als „Fußballspruch des Jahres“ 2020 zu würdigen: „Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen, sondern besser auf die eigenen sportlichen Fehler schauen.“

Mit Widmung: Buchpreisträger Saša Stanišić war auch Mitglied der Jury für den „Fußball-Kulturpreis“.


Mit Widmung: Buchpreisträger Saša Stanišić war auch Mitglied der Jury für den „Fußball-Kulturpreis“.
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Bild: Francois Klein

Für diese Haltung wurde Thioune im Oktober ausgezeichnet. Den kleinen Pokal überreichte im leeren Volksparkstadion ganz coronakonform Saša Stanišić. Seitdem kennen sich die beiden. Stanišić schrieb in der Montagausgabe des „Hamburger Abendblatts“ den Spielbericht des HSV-1:3 gegen den VfL Bochum. Thioune will sich bald die Zeit nehmen, in „Herkunft“ weiterzukommen.

Man könnte denken, Thioune seien Ruhm und Aufmerksamkeit für seinen Spruch unangenehm. Als sei er etwas, das gegen die Norm verstößt, etwas, über das man lieber nicht spricht. Das wäre typisch Profifußball. Aber Thioune ist auskunftsfreudig und offen. „Ich habe das damals gesagt, weil ich mich geärgert habe. Es war nicht kalkuliert, und es sollte auch keine Botschaft sein. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen: Das kann doch nicht euer Ernst sein!“, sagt er dieser Zeitung.

Thioune war im August 2019 noch Trainer des VfL Osnabrück, als die Geschichten um Herkunft und Existenz Bakery Jattas hochkochten. Die Pfiffe gegen Jatta während eines HSV-Spiels in Karlsruhe und die Ankündigungen einiger Vereine, Ergebnisse anzufechten, nahm Thioune auf einer VfL-Pressekonferenz zum Anlass, sich vor Jatta zu stellen. Heute sagt er: „Ich kannte Baka damals gar nicht. Und zu meiner Aussage gab es auch Finger, die kritisch gehoben wurden. Aber das war mir egal. Ich wollte den moralischen Aspekt in der Diskussion hervorheben. Wie weitreichend die Aussage sein kann, hatte ich nicht bedacht.“ Selbst im Osnabrücker Vereinsumfeld gab es manche die meinten, Thiounes Kritik am Verhalten anderer Klubs könne als Kritik am Profifußball missverstanden werden, es sei unangemessen, nach dem Motto: Man beißt nicht die Hand, die einen füttert. Thioune hat sich auch das angehört, wie er es immer macht. Aber dann entschieden, bei seinen Sätzen zu bleiben.

Thioune schwärmt von Jatta

Heute, als Coach des HSV, schwärmt er vom Menschen Jatta: „Ich habe Baka als richtig guten Typen kennengelernt.“ Vor ein paar Wochen beim 3:0 gegen Aue spielte Stürmer Jatta eine Art offensiver Linksverteidiger. Das klappte wunderbar. Am Sonntag gegen Bochum spielte Stürmer Jatta eine Art offensiver Rechtsverteidiger. Und es klappte gar nicht. Nach der ersten Niederlage der Saison, dem dritten Spiel ohne Sieg, wirkt das Glas in Hamburg plötzlich halbleer, Geschichte scheint sich zu wiederholen. Thioune sagt: „Ich bitte um sachliche Einordnung. Das, was beim HSV war, können wir nicht ändern oder abstreifen. Es ist Teil der Klubgeschichte. Aber wir verändern die Gegenwart nicht durch den ständigen Blick in die Vergangenheit. Wir leben hier nicht in der ständigen Erwartung, bald zu stolpern. Das wäre die klassische selbsterfüllende Prophezeiung. Wir hatten sechs, sieben Spieltage einen guten bis sehr guten Auftritt, wir sind Erster. Für mich ist das Glas halbvoll.“

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