Nachrichten

#Wie die Hamas Gaza spaltet

Wie die Hamas Gaza spaltet

Khaled Abudayer steht auf Schutt und Glassplittern im Hof seiner Familie, neben dem von Trümmern bedeckten dunkelroten Sofa, dort, wo sein Bruder und seine zehn Jahre alte Nichte starben. Ein silberfarbener Mercedes parkt noch im Hof, das Dach eingedrückt, die Scheiben zerborsten. Als der Krieg begann, hatte sein Bruder entschieden, hierherzukommen in die Wehda-Straße, wo die Familie ein Haus hat. In der Innenstadt, dem Geschäftszentrum und neben den hohen Gebäuden sei es sicherer, habe sein Bruder geglaubt. Aber als sie an einem Abend im Hof zusammensaßen, griffen israelische Kampfflugzeuge die unmittelbare Umgebung an. Teile des Nachbarhaus mit seinen sieben Geschossen sackten in sich zusammen. Trümmer beschädigten die umliegenden Gebäude und trafen auch die Abudayers. Khaled Abudayer zeigt erst ein Bild seiner kleinen Nichte beim Spielen, dann das Foto ihrer Leiche mit geschwollenem Kopf.

Jochen Stahnke

Politischer Korrespondent für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien mit Sitz in Tel Aviv.

Vom Anfang der Wehda-Straße aus wirkt es, als hätte jemand mit den Bomben Lücken präzise wie ein Tortenstück aus dem Stadtbild geschnitten. Aus der Nähe wird klar, dass auch Präzisionsgeschosse ihre Grenzen haben. Ein paar Häuser weiter in derselben Straße wurde beim Einsturz eines Hauses der Chefarzt der Inneren Medizin eines Krankenhauses getötet. Israels Angriffe haben nicht massenhaft Tote verursacht. Doch die Schuttberge an der Straße und vor allem die durch Steintrümmer versehrten Nachbargebäude zeugen von der Gefahr, die solche Angriffe nach sich ziehen. In den sieben Stockwerken des Ghazi-Shawa-Gebäudes hatten sich eine Bank befunden, die Handelskammer, die Büros von Nichtregierungsorganisationen, eine Repräsentanz Qatars. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte hatte man auf Tunnel unmittelbar neben den Häusern gezielt. Möglicherweise sei dort gelagerter Sprengstoff der Hamas explodiert und die Häuser seien in der Folge eingestürzt.

Khaled Abdoulayer steht in seinem zerstörten Hof.


Khaled Abdoulayer steht in seinem zerstörten Hof.
:


Bild: Jochen Stahnke

Mehr als tausend Luftangriffe flog Israel auf Ziele der in Gaza herrschenden Islamisten, etwa tausend Gebäude wurden beschädigt oder zerstört, mehr als 250 Menschen getötet, darunter nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden 66 Kinder. Zweitausend Menschen wurden verletzt. In Israel wurden zwölf Menschen getötet.

Neben dem noch nicht abgefahrenen und von weißem Staub bedeckten Schutthaufen steht ein langes blaues Trauerzelt, davor ein mannshohes Plakat mit den Bildern des Mannes und des Mädchens. Die Abudayers sind eine wohlhabende Familie, Khaled und sein Bruder führten ein Import-Export-Geschäft. Er zeigt seine Genehmigung, mit der er dauerhaft nach Israel reisen darf. Über Tel Aviv fliegt er geschäftlich in die Welt, nach China, in die Türkei und in die Ukraine. Nun frage er sich: „Warum wurden mein Bruder und meine Nichte getötet?“ Alle seine Verwandten seien gebildet, niemand sei politisch aktiv. „Kriege sind nicht die richtige Sprache. Wir wollen Frieden mit Israel, wir wollen in Würde leben“, sagt Khaled Abudayer.

Die Raketen in Richtung Jerusalem, mit denen die islamistische Hamas den elf Tage währenden Krieg mit Israel begonnen hatte, hält er für gerechtfertigt. „Wir verteidigen Jerusalem, es war Verteidigung.“ Jetzt ist der Krieg vorbei und der übliche Klang von Gaza-Stadt zurück: das beständige kurz angetippte Hupen der zerbeulten Autos, die sich durch die engen und verstopften Gassen quetschen, dazu das Röhren der israelischen Aufklärungsdrohne. An einigen Straßenabschnitten fehlt Asphalt, dort quälen sich die Fahrzeuge durch den lockeren Sand. Es sind die Stellen, an denen Israel Tunnel angegriffen hatte. Die Hamas hatte sie unter die größeren Straßen gegraben, um sich zu schützen und um militärisches Material zu deponieren. Nach der Waffenruhe ließen die Machthaber die Bombenkrater eilig mit dem Sand zuschütten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!