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#Kampf gegen die Inflation: Die Quälerei der letzten Meile

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Die Bekämpfung der Inflation von 2,9 auf 2 Prozent könnte noch haarig werden, meint EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Auch, weil die sogenannten „Basiseffekte“ bei der Energie sich umkehren.

Fast geschafft, könnte man meinen: Von mehr als 10 Prozent im Oktober 2022 ist die Inflation im Euroraum auf 2,9 Prozent im Oktober 2023 gesunken. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent scheint zumindest nicht mehr unendlich weit entfernt. Die Finanzmärkte wetten schon darauf, wann die Notenbank nach zehn Zinserhöhungen in Folge die erste Zinssenkung vornehmen wird.

Christian Siedenbiedel

Redakteur in der Wirtschaft.

Doch in einer Rede in den Vereinigten Staaten warnt EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel jetzt: Der Weg der Inflationsbekämpfung von 2,9 zu 2 Prozent könnte herausfordernd werden – so, wie bei einem Langstreckenlauf die letzte Meile oft besonders hart ist.

„Wenn beim Laufen die Ziellinie in greifbarer Nähe ist, muss man sich oft noch mehr anstrengen, um das lang gehegte Ziel zu erreichen“, sagt Schnabel. „Das Gleiche könnte man auch über die letzte Meile der Disinflation, also der Senkung der Inflationsraten sagen.“ Dabei ergibt sich nicht nur das generelle Motivationsproblem, dass es Disziplin erfordert, bei langwierigen Angelegenheiten bis zum Ende durchzuhalten. Bei der Bekämpfung der Inflation gibt es noch spezifische Gründe, warum vieles, was auf den ersten Metern wie von selbst zu gehen schien, im Zeitablauf immer mühsamer und die Inflationsbekämpfung zu einer Frage der Beharrlichkeit wird.

Öl und Gas haben geholfen

Nun sagt die EZB nicht, dass die Verringerung der Inflationsrate von 10,6 auf 2,9 Prozent ganz ohne ihr Zutun erfolgt sei. Immerhin hat sie in der Zwischenzeit zehn Mal in Folge die Leitzinsen angehoben, einen solchen Parforceritt gab es in der Geschichte der Geldpolitik noch nicht oft. Aber ein wichtiger Grund, warum die Inflationsraten erst so angestiegen und dann wieder gefallen sind, war die Entwicklung der internationalen Energiepreise für Öl und Gas. „In den vergangenen zwölf Monaten haben wir die erste Phase der Disinflation erlebt“, sagt Schnabel: „Die Gesamtinflation ging rasch und messbar zurück, da sich frühere Schocks auf der Angebotsseite umkehrten.“ Die Verwerfungen in den globalen Lieferketten nach der Pandemie wurden behoben, und die Energiepreise kamen von ihren Höchstständen herunter: „Dies waren die schnellen Erfolge des Disinflationsprozesses.“

Der Weg von 2,9 zu 2 Prozent Inflation werde jetzt schwieriger, sagt Schnabel, und verweist dazu unter anderem auch auf das, was die Statistiker einen „Basiseffekt“ nennen. Gemeint ist damit: Bisweilen ändern sich Raten der Preissteigerung und damit auch Inflationsraten von Monat zu Monat nicht nur deshalb, weil sich aktuell die Preise ändern – sondern auch, weil es im Vorjahresmonat gegenüber dem Monat davor bei den Vergleichsgrößen Änderungen gab, die jetzt die Preissteigerung auf Jahressicht größer oder kleiner ausfallen lassen.

Solche statistischen Basiseffekte haben zuletzt die Inflation zum Teil gedrückt. Sie könnten aber bald umgekehrt wirken.

Der Großteil des starken Rückgangs der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate hänge mit dem Rückgang der Beiträge von Energie und Nahrungsmitteln zur Gesamtinflationsrate zusammen, sagt Schnabel. Diese Effekte seien zum großen Teil durchaus erwartbar gewesen. Sie ergäben sich aus der statistischen Beobachtung, dass die Inflation sich nach einem großen Preisschock in der Regel messbar verlangsame, sobald die ungewöhnlich hohen monatlichen Preissteigerungen des Vorjahres aus den jährlichen Inflationsraten herausfielen. Das sei das übliche Wirken dieser „statistischen Basiseffekte“.

Insbesondere die Öl- und Gaspreise seien von den Höchstständen, die unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu beobachten waren, bemerkenswert schnell gesunken, sagt Schnabel. Heute notieren sie in der Nähe des Niveaus vor der Invasion oder sogar darunter. Nach großen Rohstoffschocks sei ein anfänglicher schneller Rückgang der Gesamtinflation eher die Regel als die Ausnahme: „Dies war auch nach der Finanzkrise 2008 und den Finanzturbulenzen 2012 der Fall.“

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