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#Katholische Kirche: Erbitterter Streit ist unvermeidlich

„Katholische Kirche: Erbitterter Streit ist unvermeidlich“

Im Rückblick auf das 17. Jahrhundert mag es eine akademische Frage sein, wem oder was der dem Astronomen Galileo Galilei zugeschriebene Satz „Und sie bewegt sich doch“ gegolten haben soll. Gängig ist die Lesart, dass es nicht von der Doktrin der katholischen Kirche abhänge, ob die Erde um die Sonne rotiert oder nicht.

Heute dient die geflügelte Sentenz auch als Ausdruck einer Hoffnung, dass sich auch die Kirche bewegen müsse. Denn nicht nur die Verhältnisse am Himmel, sondern auch die vermeintlich von der Natur vorgegebenen Geschlechterverhältnisse haben sich längst als Sedimente zeit- und raumgebundener Anschauungen entpuppt. Der Galileo-Moment der Kirche des 21. Jahrhunderts ist die Frage nach der Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern.

Dabei geht es in der Diskussion über das Für und Wider des Frauenpriestertums, wie sie exemplarisch auf dem „Synodalen Weg“ ausgetragen wurde, nicht um den Autoritätsanspruch des kirchlichen Lehramts als solchen.

Dass es in einer allumfassenden („katholischen“) Kirche eine Instanz geben muss, die im Konflikt über Wahrheitsansprüche das letzte Wort haben muss, wurde von niemandem bestritten. Was aber, wenn der Papst Gehorsam verlangt, aber die Argumente, mit denen er den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt begründet, nicht einmal mehr die zum Gehorsam verpflichteten Bischöfe überzeugt, ja, wenn sie teils evident falsch sind?

Eine akademische Frage ist das nicht. Schon praktisch steht die Kirche vor einem Dilemma. Weil es immer weniger Männer gibt, die Priester werden wollen und die Zulassungsbedingungen erfüllen, werden die Sakramente von der Taufe bis zur Eucharistie immer seltener gespendet. Ohne diese Sakramente aber keine Kirche, die sich als „heilsnotwendige“ Sozialform des Glaubens verstehen kann.

Nun wäre es vergleichsweise einfach, Männern den Zugang zum Priesteramt zu erleichtern. Mit einem Federstrich könnte der Papst die Vorschriften des Kirchenrechts außer Kraft setzen, wonach römisch-katholische Priester nicht heiraten und verheiratete Männer nur die Diakon-, nicht aber die Priesterweihe empfangen können.

Nichts gewonnen

Auch könnten Männer wieder als Priester arbeiten, die ihr Amt wegen einer Partnerschaft aufgegeben haben. Für die Frauen in der Kirche wäre damit aber nichts gewonnen, und nicht nur sie könnten sich damit nicht zufriedengeben.

Denn es ist nicht allein der Mangel an Priestern, der in immer mehr Ländern den Anspruch der Kirche auf Glaubhaftigkeit untergräbt. Die Behauptung, „die Kirche“ habe von Gott her nicht die Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu ermöglichen, ist für Frauen wie Männer gleichermaßen diskriminierend.

An dieser Stelle kommt wieder Wissenschaft ins Spiel, wenn auch nicht Natur-, sondern empirisch ­fundierte Geisteswissenschaft. Wer etwa bestreitet, dass Frauen in der Antike Dienste ausgeübt haben, welche die Theologie seit dem Mittel­alter einer männlichen Priesterkaste reserviert, der disqualifiziert sich selbst.

Dem Zeitgeist Tribut gezollt

Dasselbe gilt für Theologen und Bischöfe, die es als Anpassung an einen unheilvollen Zeitgeist denunzieren, wenn die Zurücksetzung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts als unvereinbar mit der in der Ebenbildlichkeit Gottes wurzelnden Menschenwürde gilt.

Denn diese Verteidigungsstrategie fällt auf sie selbst zurück. Hat die Kirche nicht einst selbst einem unheilvollen Zeitgeist Tribut gezollt? Sie sakralisierte im Zuge ihrer Integration in patriarchal strukturierte Gesellschaften heidnische, antichristliche Ordnungsvorstellungen, indem sie in der Spätantike Frauen aus allen gemeindlichen Ämtern verdrängte.

Um die fatalen Folgen dieser Entwicklung zu erkennen, brauchte es die Wahrnehmung des millionenfachen Leids, das schutzlosen Kindern und Jugendlichen, aber auch Frauen in der Kirche im Schutz von männerbündischen Strukturen und Mentalitäten bis in die Gegenwart angetan wird. Wenn nun selbst Bischöfe sich von diesen Formen des Machtmissbrauchs und ihren theologischen Ermöglichungsbedingungen abwenden, dann nicht, um aus der einen katholischen Kirche hierzulande eine zweite protestantische zu machen.

In ihrer großen Mehrheit wollen und können sie nicht mehr Verantwortung für eine Gestalt von Kirche tragen, die sich im Wesentlichen über eine archaische Geschlechterordnung definiert. Dass es darüber erbitterten Streit geben wird, ist unvermeidlich – und dies nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit Repräsentanten der Kirche aus Regionen, in denen kulturell vorgegebene Geschlechterordnungen bis heute sakralisiert werden. So unvermeidlich wie einst der Streit, ob sich die Sonne um die Erde dreht oder doch die Erde um die Sonne.

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