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#Kaviar statt Butterbrot

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Kaviar statt Butterbrot

Die Impfkampagne wirkt wie ein Konjunkturprogramm. Dieser bemerkenswerte Satz steht in einem Ausblick auf die Welt nach Corona, den die OECD, der Club der reichen Industrieländer, kürzlich veröffentlicht hat. Daraus lässt sich dreierlei ableiten: Je besser und schneller ein Land die Impferei hinbekommt, umso schneller geht es mit der Wirtschaft bergauf. Je besser das Impfen funktioniert, umso mehr Freiheit gewinnen wir zurück. Und schließlich: Dass geimpft wird, ist ein großer Erfolg des Kapitalismus und seiner die Freiheit und die Menschenleben rettenden Kreativität. Wer wie der Grünen-Chef Robert Habeck meint, der Kapitalismus habe in der Pandemie versagt, weil der Markt im Frühjahr 2020 nicht jedem weltweit eine Maske zum Nulltarif angeboten hat, sollte sich das Impfwunder zu Gemüte führen.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Freude über Freiheit und rückläufige Inzidenzen ist seit den sonnigen Tagen mit Händen zu greifen. Unsere Corona-Gereiztheit lässt nach, weicht einer Stimmung freudiger Gelassenheit. „Back to normality“ ist das Schlagwort der Stunde. Alles schnell öffnen, verlangt der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Sonst ist der Sommer schon wieder vorbei.“ Das trifft unsere Ungeduld gut.

Es gibt Zeitgenossen, die uns einreden wollen, wir dürften jetzt nicht zurück zur Normalität. Bescheidenheit, Askese und die Reduktion des Lebens auf die echten Bedürfnisse seien das Gebot der Stunde: Bayern statt Bali, Butterbrot statt Beluga-Kaviar. Das würde den Propheten der Askese so passen. Was meine „wahren“ Bedürfnisse sind, will ich schon selbst entscheiden. Wer meint, dafür gebe es ein objektives Maß, verfolgt nur ein Umerziehungsprogramm nach seinen eigenen Normen. Anmaßende Verhaltenslenkung im Gewande der moralisch guten, ökologisch korrekten Erwachsenenpädagogik.

Roboter sind gegen Viren immun

Inzwischen häufen sich kluge Analysen, die erwarten, dass wir den Roaring Twenties des 21. Jahrhunderts entgegengehen. Dafür spricht das vitale Bedürfnis, endlich wieder in vollen Zügen zu leben. Dem gesellen sich ökonomische und historische Fingerzeige hinzu. Schaut man sich die Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds an, so wird in allen G-7-Ländern in diesem Jahr ein robustes Wachstum erwartet, das von mehr als sechs Prozent in den USA über 3,6 Prozent in Deutschland bis zu gut drei Prozent in Japan reicht. Einen derart synchron verlaufenden Aufschwung, noch dazu in dieser Stärke, hat die Weltwirtschaft seit den Fünfzigerjahren nicht mehr erlebt. Entscheidender Treiber dieses Wachstums sind gigantische Konjunkturprogramme, die viele Länder aufgelegt haben.

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Hinzu kommt, dass die Pandemie einen enormen Schub der Digitalisierung bewirkt hat. Die Erfindungen rund um das Internet und ihr möglicher technischer und wirtschaftlicher Nutzen sind schon lange bekannt. Aber jetzt setzt sich der digitale Fortschritt breit durch. Das war mit Fernsehgerät, Spülmaschine und Automobil in den Fünfziger- und Sechzigerjahren nicht anders. Alles gab es schon seit den Zwanziger- und Dreißigerjahren. Aber erst in den Roaring Sixties fanden diese Geräte Eingang in jeden Haushalt. Andy Haldane, der Chefökonom der Bank of England, vertritt die Auffassung, der Digitalisierungsschub der Pandemie bringe nun endlich die Lösung des „Produktivitätsparadoxons“: Jetzt werden sich die Früchte der Digitalisierung im Gesundheits- oder Bildungswesen, in den Fabriken und den Büros und deshalb auch in den volkswirtschaftlichen Statistiken niederschlagen. Das könnte freilich auch den Effekt haben, dass die Unternehmen ihre Fertigung ins Internet der Dinge hinein automatisieren – als Maßnahme zur Stärkung der Resilienz gegen kommende Schocks: Roboter in den Fabrikhallen sind – anders als Menschen – gegen gefährliche neue Viren nachhaltig immun.

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