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#Keine Entwarnung trotz milderen Erkrankungen

Keine Entwarnung trotz milderen Erkrankungen

Mildere Verläufe – und trotzdem kein harmloses Erkältungsvirus, hoffen und dennoch nicht entwarnen: Die Omikron-Variante stellt die Experten inzwischen vor delikate Kommunikationsaufgaben. Ein gutes halbes Dutzend neuer Studien mit klinischen Daten sind im Laufe der vergangenen Tage öffentlich geworden – viele davon allerdings noch gar nicht abschließend begutachtet –, die alle in eine Richtung deuten: Omikron kann zwar genauso krank machen wie Delta, das allerdings seltener. Zudem erkranken weniger Infizierte nach einer Ansteckung mit Omikron an Covid-19, aber weniger so schwer, dass sie klinisch behandelt werden müssen. Damit gibt es für die Wissenschaftler gute Gründe anzunehmen, dass das Risiko für einen schweren und tödlichen Verlauf – jedenfalls gilt das für Geimpfte – geringer ist als etwa bei der aktuell in Deutschland noch dominierenden Delta-Variante. Trotzdem gibt es von fast keinem Experten Entwarnung.

Neue Modellrechnung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Warum das so ist, lässt sich an einer neuen Modellrechnung aus dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle zeigen. Das Team um Chris Murray hat in seinen aktualisierten Projektionen der Covid-19-Pandemie die Omikron-Befunde und Ausbreitungswellen seit Auftauchen der Variante Ende November eingearbeitet. Die entscheidende zugrunde liegende Annahme: Omikron ist dank seiner Kombination von mehr als fünfzig Mutationen noch sehr viel ansteckender als Delta, wegen der Immunflucht des Virus insbesondere infektiöser auch für unvollständig, ungeboosterte Menschen – allerdings ist die Variante auch weniger gefährlich mit Blick auf die Covid-19-Krankheit. Die Konsequenz: In den nächsten zwei bis drei Wochen seien weltweit gesehen mindestens so viele Infektionen zu erwarten wie schätzungsweise in der gesamten Pandemie bisher: gut drei Milliarden Ansteckungen, im Januar zum Höhepunkt etwa 35 Millionen täglich.

Da wegen des milderen Verlaufs aber 90 Prozent der Fälle unentdeckt, sprich: ohne Symptome bleiben (verglichen mit 40 Prozent bei den bisherigen Varianten), wird der Mammutanteil der Omikron-Welle unbemerkt bleiben, die Bevölkerung wird unter der Wahrnehmungsschwelle durchseucht. „Glücklicherweise“, so Murray, werde sich diese gewaltig ansteigende Welle nicht eins zu eins in der Gesundheitsversorgung niederschlagen. Die Zahl an Klinikeinweisungen und auch an Todesfällen werde in der (besser durchgeimpften) Nordhemisphäre dank der Impffortschritte und der durchgestandenen Infektionen zwar global gesehen unterhalb der Infektionswellen des ersten Pandemiewinters bleiben. Doch die Klinikeinweisungen wie auch die Zahl der Todesfälle würden wegen der massiven Zahl an erwarteten Infektionen trotzdem in den kommenden Monaten wieder steigen. In einigen Ländern sogar massiv, weil dort ein großer Teil der Bevölkerung immer noch immunologisch „naiv“ ist, sprich: mit einem Impfstoff oder dem Virus selbst noch nicht in Kontakt gekommen war.

Im Januar täglich 3000 Hospitalisierungen in England

Die Studien aus Südafrika zeigen das: Dort wird wegen der früheren Infektionswelle von einer hohen Immunität gegen die Beta-Variante ausgegangen. Zusammen mit der Zahl an Geimpften gehen Epidemiologen davon aus, dass in Südafrika geschätzt mehr als 90 Prozent der Menschen zumindest eine Teilimmunität gegen Omikron besitzen. Die „älteren“ Antikörper und T-Zellen, die im Blut noch bei vielen zirkulieren, schützen zwar nicht perfekt vor Omikron und erst recht nicht vor einer Ansteckung der Atemwege, aber doch so gut, dass ein Großteil der Infizierten nicht fürchten muss, zu erkranken. Die südafrikanische Gruppe um Cherry Cohen vom National Institute for Communicable Diseases, of the National Health Laboratory Service in Gauteng hat in einem – bisher nicht wissenschaftlich begutachteten – Vorabdruck den Vergleich der Erkrankungsraten am Ende der Delta-Welle mit den Covid-19-Fällen in den ersten Wochen der Omikron-Welle verglichen: Fazit: Bei 70 bis 80 Prozent sei das Risiko verringert, so stark zu erkranken, dass eine Klinikeinweisung nötig wird. Da aber in der Studie der Immunitätsstatus der Hospitalisierten nicht genau erfasst wurde, bleibt unklar, was genau den Schutz vor der Erkrankung bewirkt hat. Die Forscher deuten an, dass die hohe Vorimmunität eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Schwer übertragbar ist das Ergebnis auch wegen demographischer Besonderheiten: Die Bevölkerung in Südafrika ist insgesamt jünger und damit immunologisch auch besser gefeit als jene etwa in Europa.

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