#Corona in USA: Donald Trumps zynische Genesungs-Show
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„Corona in USA: Donald Trumps zynische Genesungs-Show“
Dramatische Musik wie aus einem Hollywood-Film begleitet den Hubschrauber, der Donald Trump aus dem Walter-Reed-Militärkrankenhaus zurück ins Weiße Haus bringt. Trump schreitet über den Rasen seines Domizils, auf dem Balkon nimmt er sich mit theatralischer Geste die Gesichtsmaske ab. Szenen vom Montagabend, zum Teil aus Propaganda-Videos, die der Präsident von seiner Rückkehr produzieren ließ. Vor der Kamera forderte Trump die Amerikanerinnen und Amerikaner auf, sich nicht vom Coronavirus „dominieren“ zu lassen. Zuvor hatte er schon bei Twitter geschrieben, man solle „keine Angst vor Covid“ haben und das eigene Leben nicht davon bestimmen lassen. Er werde „führen“, wie er das stets tue, so der Präsident, und bald werde man das Virus besiegt haben. Trump selbst habe nun viel über Covid-19 gelernt, beteuerte er in seinem Video – und die Bürgerinnen und Bürger müssten nun wieder „rausgehen“ und „keine Angst“ vor dem Virus haben.
Für die Angehörigen und Freunde von fast 210.000 Menschen, die bislang in den Vereinigten Staaten an den Folgen des Coronavirus gestorben sind, war die Vorstellung des Präsidenten an Zynismus kaum zu überbieten. Hunderttausende Amerikanerinnen und Amerikaner leiden an Spätfolgen der Infektion, Millionen haben ihre Jobs verloren oder konnten ihre Verwandten monatelang nicht sehen. Doch der Präsident ist bereits dabei, seine eigene Erkrankung in eine Triumph-Geschichte umzudeuten, die viele Beobachter nur noch zu hilflosen Faschismus-Vergleichen bei Twitter anregt. Und viele im Umfeld des Präsidenten spielen das Spiel unverzagt mit. Kayleigh McEnany, Trumps positiv getestete Pressesprecherin, die er vielleicht auch ansteckte, beteuerte am Montagabend, wie glücklich sie sei, den Präsidenten bei so guter Gesundheit zu sehen.
Trumps Durchhalteparolen sind reines Wunschdenken
Trump tönte auch abermals, dass er die allerbeste Behandlung bekommen habe und dass die phantastischsten Medikamente auf dem Weg zu den Amerikanern seien. Doch viele Menschen im Land können von der Vorzugsbehandlung mit den neuesten experimentellen Medikamenten, die Trump erhielt, nicht einmal träumen. Um die 30 Millionen Amerikaner haben keine Krankenversicherung, weil auch die privat zu erwerbenden „Obamacare“-Policen teuer sind, und das bei trotzdem hohen Eigenanteilen. Die Beschwörungen des Präsidenten, das Land werde bald wieder in den Normalzustand zurückkehren, sind nicht durch Zahlen gedeckt. Seine eigenen Gesundheitsexperten, allen voran Dr. Anthony Fauci, warnen immer wieder vor einem zu laxen Umgang mit der Pandemie. Fauci gab, Trumps Comeback-Show zum Trotz, am Abend auch zu bedenken, dass der Präsident sich nach wie vor schonen müsse, um Rückschläge bei der Genesung zu vermeiden.
Trumps Durchhalteparolen sind denn auch reines Wunschdenken. Während sich die Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen ganz auf seine Krankheit richtete, ist deutlicher denn je, dass die Vereinigten Staaten die Pandemie alles andere als im Griff haben. Vielmehr haben sich die Menschen mit einer neuen Normalität arrangieren müssen. Ein neues Rettungspaket scheiterte am Widerstand der Republikaner im Kongress, und in vielen Bundesstaaten gibt es längst eine zweite Ansteckungswelle – oder ein Plateau, das nie ganz abflachte.
Die Vereinigten Staaten melden zum ersten Mal seit zwei Monaten ansteigende Infektionszahlen – nur in drei Bundesstaaten weist der Trend nach unten. Im ganzen Land stecken sich am Tag immer noch durchschnittlich 42.600 Menschen mit dem Coronavirus an, 700 Menschen sterben den offiziellen Zählungen zufolge täglich daran. Mitte September waren es im Mittel 35.000 nachgewiesene Infektionen und 800 Tote täglich. Die Rate der Todesfälle ging seit der ersten Ansteckungswelle im Frühjahr zurück, weil Ärztinnen und Ärzte besser vorbereitet waren, Behandlungsmöglichkeiten verbessert wurden und die Vorsichtsmaßnahmen für die Bevölkerung die Krankenhäuser entlasteten. Auch steckten sich nach den ersten Infektionshäufungen in Altenheimen immer mehr junge Leute an, die im Durchschnitt bessere Überlebenschancen haben. Es gab und gibt allerdings große regionale Unterschiede und deutliche Ungleichheiten zwischen den Bevölkerungsgruppen.
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