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#Klage gegen Staatsfernsehen-Moderator

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Klage gegen Staatsfernsehen-Moderator

Vor dem Pekinger Gerichtssaal haben sich am Mittwoch Dutzende Unterstützer versammelt, um der Klägerin Zhou Xiaoxuan Mut zuzusprechen. Die junge Frau hatte vor zwei Jahren Klage gegen einen der bekanntesten Moderatoren des Staatsfernsehens eingereicht – wegen sexueller Belästigung. Sie beschuldigte Zhu Jun, sie in ihrer Zeit als Praktikantin im Jahr 2014 in seiner Garderobe gegen ihren Willen begrapscht und geküsst zu haben. Zuvor habe der Moderator ihr erklärt, dass er ihr einen Job bei CCTV verschaffen könne.

Friederike Böge

Der Fall hatte damals große Wellen geschlagen und der Metoo-Bewegung in China große Aufmerksamkeit verschafft. Empörung hatte auch hervorgerufen, dass die Polizei Zhou zunächst von einer Anzeige abgebracht hatte, mit der Begründung, dass es dem Ruf des Staatsfernsehens schaden würde und die Arbeitsplätze ihrer Eltern gefährden könne. Ihr Vater war Beamter, ihre Mutter arbeitete für einen Staatsbetrieb. Erst vier Jahre später machte sie ihre Erfahrungen öffentlich, ermutigt durch die Metoo-Bewegung.

Vor dem Gerichtsgebäude sagt die 27 Jahre alte Zhou am Mittwoch, „selbst wenn wir diesen Prozess am Ende nicht gewinnen, solange wir vielen Leuten zeigen können, dass es Leute wie mich gibt, Opfer von Gendergewalt, dann ist schon das eine Art Sieg“. Der Druck, der auf ihr lastet, ist so groß, dass sie zwischenzeitlich in Tränen ausbricht. Ihre Unterstützer halten Plakate mit Aufschriften wie „Wir sind keine laufenden Genitalien“ und „Zerschlagt die Black Box“ hoch. Letzteres bezieht sich auf ein Buch der japanischen Journalistin Shiori Ito, die wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung vor Gericht gezogen war und in Japan eine Entschädigungszahlung erstritten hatte. Unter chinesischen Feministinnen ist das Buch „Black Box“ eine wichtige Referenz.

6000 Euro Schadenersatz

Zhu Jun, der Moderator des chinesischen Staatsfernsehens, bestreitet, die damalige Praktikantin Zhou sexuell belästigt zu haben. Er ist in China einer breiten Öffentlichkeit bekannt, unter anderem als langjähriger Moderator der Neujahrsgala, der am häufigsten gesehenen Sendung des chinesischen Fernsehens und damit vermutlich der Welt. Nachdem die Vorwürfe gegen ihn öffentlich geworden waren, verklagte er Zhou 2018 wegen Rufschädigung auf Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 80.000 Euro und forderte eine Entschuldigung. Ein Urteil in dem Fall steht noch aus. Erst daraufhin zog auch Zhou Xiaoxuan vor Gericht. Sie verlangt rund 6000 Euro Schadenersatz – und ebenfalls eine öffentliche Entschuldigung.

Die aus Wuhan stammende Zhou ist eher ungewollt zu einer Heldin der Metoo-Bewegung aufgestiegen. Ursprünglich hatte sie ihren Erfahrungsbericht nur auf Wechat im kleinen Kreis veröffentlicht. Eine Freundin postete den Text dann auf Weibo, wo er innerhalb von Stunden hunderttausendfach gelesen wurde. Inzwischen ist Zhou in China eine der am deutlichsten vernommenen Stimmen, wenn es um Frauenrechte geht. Sie unterstützt Opfer sexueller Gewalt dabei, ihre Peiniger vor Gericht zu bringen und begleitet sie zur Polizei.

Im chinesischen Internet erfuhr Zhou am Mittwoch abermals große Solidarität. Ihr Hinweis auf den Beginn des Prozesses wurde im Netzwerk Weibo von mehr als 120.000 Nutzern mit einem „Like“ versehen. Beiträge mit dem Hashtag „Lasst uns gemeinsam die Geschichte befragen“, der sich auf ihren Fall bezieht, wurden mehr als 250.000-mal gelesen. Zahlreiche Einträge wurden jedoch schnell von den chinesischen Zensoren gelöscht, so wie immer, wenn ein Thema große Aufmerksamkeit erfährt. Auch ein Bericht der Zeitschrift „Caijin“ über den Prozess wurde nach kurzer Zeit gelöscht. Demnach sollen vor Gericht zwölf Personen als Zeugen gehört werden, unter anderem Zhous Eltern und Freunde, die offenbar 2014 gemeinsam mit ihr zur Polizei gegangen waren. Der Moderator Zhu hat Mitarbeiter seines Teams als Zeugen benannt. Vor dem Gerichtsgebäude hat die Polizei die Demonstranten aufgefordert, ihre Plakate herunterzunehmen. Mehrere ausländische Reporter wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen.

Der Fall gilt als richtungsweisend für den Umgang mit sexueller Belästigung. Vor sechs Monaten war sexuelle Belästigung als eigenständiger Straftatbestand in das damals neue chinesische Zivilgesetzbuch aufgenommen worden, wohl auch unter dem Eindruck der Metoo-Bewegung. Schon davor hatte es einige symbolträchtige Urteile gegeben. Im Juli 2019 hatte ein Gericht in Chengdu einer Sozialarbeiterin Recht gegeben, die ihren Arbeitgeber wegen sexueller Belästigung angezeigt hatte. Der Täter musste sich öffentlich entschuldigen, jedoch keinen Schadenersatz zahlen. Im Oktober 2019 wurde ein Mann in Schanghai zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er einer Frau und einem Mädchen in der U-Bahn an die Brüste und zwischen die Beine gegrapscht hatte.

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