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#Kommentar zur Geldpolitik: Angst vor steigenden Renditen

Kommentar zur Geldpolitik: Angst vor steigenden Renditen

An den Märkten für amerikanische Staatsanleihen ist ein Phänomen zu beobachten, das in eine ferne Vergangenheit zu gehören scheint: In dem jüngsten Anstieg der Renditen vor allem für Papiere mit langen Laufzeiten drückt sich die Erwartung einer steigenden Inflationsrate aus. Dieser Prozess verläuft gemächlich; nichts an ihm ist bisher dramatisch. Gleichzeitig diskutieren Ökonomen und Teilnehmer an den Finanzmärkten wieder häufiger über die Möglichkeit steigender Inflationsraten in den kommenden Jahren.

Und tatsächlich dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten auch in Deutschland moderat zulegen; allein schon wegen des höheren Ölpreises, aber auch aus administrativen Gründen wie dem Ende der Mehrwertsteuersenkung. Ob sich in diesem Anstieg der Inflationsrate ein einmaliges Phänomen ausdrücken wird oder der Beginn eines mehrjährigen, vielleicht sogar einmal bedenklichen Prozesses, lässt sich heute nicht seriös vorhersagen. Für die Geldpolitik bedeutet dies, dass Panik nicht angebracht ist, wohl aber Wachsamkeit.

Wahr ist allerdings: Sollte sich an den Finanzmärkten die Vorstellung festigen, die Welt stehe vor einer neuen Ära der Inflation, dürften vor allem die Renditen der Anleihen mit längeren Laufzeiten steigen, weil die Anleger einen Ausgleich für die höhere Inflation erwarten werden. Eine Geldpolitik, die den Anschein erweckt, sie werde sich einer Beschleunigung der Geldentwertung nicht entschieden entgegensetzen, wird als Ergebnis ihrer Laxheit höhere Anleiherenditen provozieren, obgleich viele Zentralbanken deutlich signalisieren, dass ihnen ein solcher Renditeanstieg nicht gelegen käme.

Schwammige Kommentare aus den Zentralbanken

Die gegenwärtige Strategie der Zentralbanken droht daher nicht erst in die Bredouille zu geraten, wenn die Inflationsraten steigen sollten. Sie gerät schon in Schwierigkeiten, sobald sich die Erwartung auf eine künftig höhere Inflation in den Renditen der Anleihen ausdrückt. Dieses Wissen ist natürlich in den Zentralbanken verbreitet, aber die mangelnde Souveränität, mit der zum Beispiel der amerikanische Fed-Vorsitzende Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit dieser Situation umgehen, spricht für eine erhebliche Verunsicherung. Auch gegenüber Lagarde unvoreingenommen eingestellte Beobachter hatten nach ihrer jüngsten Pressekonferenz erhebliche Schwierigkeiten, in ihren Äußerungen über den von der EZB verfolgten „ganzheitlichen und vielschichtigen Ansatz“ eine klare Botschaft zu entdecken.

In den Vereinigten Staaten ist Powell bereit, die Inflationsrate ein Stück weit laufenzulassen, aber auch dort herrscht Unklarheit, unter welchen genauen Umständen die Fed bereit ist, dann doch einmal ernsthafte Inflationsgefahren aktiv zu bekämpfen. Zentralbanken, die nurmehr schwammig kommentieren, provozieren geradezu die Erwartung, es werde ihnen die Bereitschaft fehlen, bei Bedarf konsequent gegen Inflation vorzugehen.

Da gleichzeitig aber die mit steigenden Inflationserwartungen verbundenen Renditeanstiege der Anleihen unerwünscht sind, kursieren an den Finanzmärkten Forderungen, auch die Zentralbanken in Amerika und Europa sollten wie die Bank von Japan versuchen, die langfristigen Anleiherenditen künftig noch enger zu steuern als jetzt. Offiziell will man davon in Washington und in Frankfurt nichts wissen, aber die EZB steht schon lange im Ruf, die Entwicklung der Anleihenrenditen genau zu beobachten. Strebte sie eine noch engere Kontrolle an, müsste sie vermutlich bereit sein, ihre Anleihekäufe noch einmal zu erhöhen.

Eine zum Teil selbstverschuldete Abhängigkeit

Finanzhäuser gefallen sich gerade in ihrer Kommunikation gegenüber Kunden und der Öffentlichkeit darin, den Wunsch der Zentralbanken nach niedrigen Anleiherenditen als Beleg der Abhängigkeit der Geldpolitik von hochverschuldeten Staaten darzustellen. Die Frage nach der Unabhängigkeit der Geldpolitik von hochverschuldeten Regierungen ist ein Thema, das fraglos gerade heute seine Berechtigung besitzt. Leider verzichten die Finanzhäuser meist darauf, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass die lautesten Forderungen nach einer Steuerung der Anleiherenditen durch die Zentralbanken jedoch nirgendwo lauter erschallen als in der Finanzbranche selbst.

Denn steigende Anleiherenditen gingen mit einem Fall von Anleihekursen einher, an dem Banken und Vermögensverwalter keinerlei Interesse besitzen, zumal ein Anstieg von Anleiherenditen nicht nur Anleihebesitzern Kursverluste beschert, sondern womöglich auch Besitzern von Aktien und Edelmetallen. Die drohende und zumindest zum Teil natürlich selbstverschuldete Abhängigkeit der Zentralbanken von der Finanzbranche ist ein ebenso wichtiges Thema wie die Abhängigkeit von hochverschuldeten Regierungen.

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