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#Kommt mir nicht in die Quere!

Kommt mir nicht in die Quere!

Dass Eiskunstlauf keine zuckersüße Sportart für Prinzessinnen ist, sondern durchaus eine dunkle Seite hat, weiß man seit dem Fall Tonya Harding, großartig verfilmt mit Margot Robbie in der Hauptrolle. Hardings Ehemann beauftragte damals einen Attentäter, der ihre Hauptkonkurrentin mit einer Eisenstange das Knie verletzte, so dass sie die amerikanische Weltmeisterschaft nicht fortführen konnte. Fast so brachial geht Lola Bouvier (Chloé Jouannet) auch vor, als sie bei der Weltmeisterschaft nur Zweite wird: Mit ihren Kufen tritt sie der kanadischen Mitbewerberin vor Wut auf die Finger, und die sind dann halt ab.

Das ist das Ende der Karriere, und das ist auch das Ende der Ehe ihrer Eltern. Seitdem wohnt Lola bei ihrem Vater (Olivier Mag), einem liebenswerten Lehrer, der Lola vieles durchgehen lässt und einfach nur sein kleines Mädchen wiederhaben will. Tagsüber sitzt sie in einem trostlosen Sportdiscounter an der Kasse, langweilt sich durch die neonlichtbestrahlten Tage und nimmt ihre Umwelt nur widerwillig zur Kenntnis. Als ihr Kollege Mickaël (Adrien Ménielle) für den Ausstand von Brigitte sammelt, fragt sie nur: „Wer ist Brigitte?“ – „Na die aus der Wanderabteilung.“ – „Wir haben eine Wanderabteilung?“ Nein, Lola ist nicht der empathischste Mensch der Welt.

Nicht das beste Ausgangsmaterial

Durch mehrere Zufälle stößt sie auf das Phänomen des Roller Derbys. Weil die „Black Weirdos“ sie nicht nehmen, schließt sie sich dem schlechtesten Team der Liga an, den „CannibalLicornes“, einem zusammengewürfelten Grüppchen, das in Sachen Training, Können und Moral alles vermissen lässt, was eine gute Sportmannschaft ausmacht. Kapitänin „Acid“ hat den Laden zwar im Griff, ist aber auch alleinerziehende Mutter, die in einer Imbissbude arbeitet, und kommt ohnehin schon dauernd zu spät. „MJ“ ist klein, moppelig, dauernd unterzuckert, wird von ihren Eltern verhätschelt und himmelt Lola grenzenlos an. Die planlose „Mother Blocker“ lebt allein in einer hygienisch fragwürdigen Butze und sieht Lola vieles nach, weil sie „hot“ ist. „Absinthe“ ist tagsüber Krankenpflegerin und abends Goth. Der Rest ist ein ebenso disparater Haufen, der sich regelmäßig in einem heruntergekommenen graffitibesprayten Betonkomplex trifft, um zu trainieren.

Kurz: Dieses Team ist nicht eben das geeignete Ausgangsmaterial, wenn es darum geht, das beste Roller-Derby-Girl der Welt zu werden, denn drunter macht es Lola nicht. Mit ihrem übersteigerten Ehrgeiz, einem viel zu großen Ego und einer Persönlichkeit, die irgendwann in ihrer Pubertät aufgehört haben muss, sich weiterzuentwickeln, bringt sie außerdem bald die Gruppe gegen sich auf. Die aber erkennt: Lola kann wirklich was, also darf sie bleiben.

Das Beste der schlimmsten Ecken Frankreichs

Dabei zuzuschauen, wie die kindische, selbstbewusste Lola an diesem Team wächst und das Team auch an ihr, macht durchaus Spaß. Das Ganze hat Witz und Tempo, das Timing stimmt und ist an den richtigen Stellen überdreht. Die Kulissen von herrlicher Trostlosigkeit, gedreht wurde offenbar in den schlimmsten Ecken Frankreichs, kontrastieren aufs schönste mit der blonden, stets rosa gekleideten, inzwischen nicht mehr ganz so grazilen Eislaufkönigin. Auch Details wie die Szene, in der Lola in Zeitlupe die Autoscheiben des Konkurrenzteams mit dem Baseballschläger einschlägt, sind eine hübsche Hommage an das popkulturell mittlerweile solide verankerte Beyoncé-Video „Hold up“.

Man wird also bestens unterhalten, während man zusieht, wie Protagonistin und Team sich zusammenraufen, Selbstbilder und Fremdbilder allerorten knirschen, Lola sich mit ihrem Vater überwirft, weil der eine neue Freundin hat, wie Kollege Mickaël sich nicht traut, Lola zu sagen, was er für sie empfindet, wie Lola ihren Job verliert und bei „Mother Blocker“ einzieht. Man sieht den Mädchen beim Tindern zu und beim Biertrinken in finsteren Kneipen und bei aller Überspitztheit ist das dann doch ganz nah dran an der Lebenswirklichkeit.

Sollen wir die wirklich behalten? Absinthe-ni-touche (Suzanne de Baeque, l.), Acid Cyprine (Jisca Kalvanda, M.) und Mother Blocker (Sophie-Marie Larrouy, r.) sind sich uneins.


Sollen wir die wirklich behalten? Absinthe-ni-touche (Suzanne de Baeque, l.), Acid Cyprine (Jisca Kalvanda, M.) und Mother Blocker (Sophie-Marie Larrouy, r.) sind sich uneins.

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Bild: ZDF und Beta

Es wäre ganz schön gewesen, wenn derjenige, der für die Übersetzung ins Deutsche verantwortlich war, sich an einem Jargon orientiert hätte, der grob ins 21. Jahrhundert passt. Wenn sich da „verduftet“ wird und Leute „Luschen“ sind, weht doch manchmal die Muffigkeit der alten Bundesrepublik durchs Bild. Für die Serie spricht, dass nicht einmal das dem Vergnügen viel anhaben kann. Außerdem tut der Sache gut, dass ZDFneo die Folgen in einer Nacht durchspielt und sie dann gleich in die Mediathek stellt.

Derby Girl läuft an diesem Freitag von 23.30 Uhr an, fünf Folgen am Stück, auf ZDFneo. Ab Samstag, 20 Uhr, in der Mediathek.

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