Kosmetika verändern unsere körpereigene Wolke

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Unser Körper erzeugt um sich herum eine eigene chemische Atmosphäre. Denn die Fette unserer Haut reagieren mit dem Ozon aus der Luft zu reaktiven OH-Radikalen, die wiederum mit anderen Substanzen in unserer unmittelbaren Nähe reagieren. Tragen wir jedoch Kosmetikprodukte wie Parfüm oder Körperlotion auf, verringert sich dieser Effekt, zeigt eine Studie. Obwohl noch unklar ist, wie sich unser körpereigenes Oxidationsfeld auf unsere Gesundheit auswirkt, zeigen die Ergebnisse, dass vielfältige Einflussfaktoren über die Luftqualität direkt um uns herum bestimmen.
Unsere Atemluft enthält einen Mix zahlreicher chemischer Verbindungen. In Innenräumen zählen dazu unter anderem die Ausdünstungen von Möbeln, Wänden und Bodenbelägen sowie Substanzen, die bei alltäglichen Tätigkeiten wie Kochen oder Putzen freigesetzt werden. Auch unsere eigenen Ausdünstungen verändern die Luftchemie in unserer unmittelbaren Umgebung. Die Fette unserer Haut reagieren mit Spuren von Ozon aus der Luft. Dabei entstehen reaktive Hydroxylradikale (OH), die wiederum in Sekundenschnelle andere Chemikalien in unserer Nähe oxidieren.

Test unter realistischeren Bedingungen
„Ein solches natürliches Oxidationsfeld kann unsere Chemikalienexposition in Innenräumen verändern“, berichtet ein Team um Nora Zannoni vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Im Jahr 2022 hatte das Forschungsteam die Existenz eines persönlichen Oxidationsfeldes nachgewiesen und die zugrundeliegenden chemischen Reaktionen an der Haut aufgeklärt. „Damals haben wir Testpersonen unter streng kontrollierten Bedingungen untersucht, wobei die Nutzung von Körperpflegeprodukten vor den Versuchen verboten war“, erklären die Forschenden. Doch wie wirken sich Parfüm, Körperlotion und Co. in der realen Welt auf unsere körpereigene Atmosphäre aus? Das haben Zannoni und ihre Kollegen nun in einer aktuellen Studie getestet. Dazu trugen vier Freiwillige entweder eine geruchsneutrale Körperlotion oder ein Parfüm auf unbedeckte Stellen ihrer Haut auf, bevor sie sich in eine Versuchskammer begaben, in der die Luftchemikalien um sie herum gemessen wurden.
Das Ergebnis: Sowohl die Körperlotion als auch das Parfüm sorgten für einen geringeren OH-Gehalt in der Luft unmittelbar um die Probanden herum. Beim Parfüm liegt das den Forschenden zufolge daran, dass der Hauptbestandteil, Ethanol, mit den Hydroxylradikalen reagiert. Anders als die Fette unserer Haut produziert es jedoch bei der Reaktion mit Ozon keine neuen OH-Radikale, sodass der Vorrat stärker verbraucht als aufgefüllt wird. Den gleichen Effekt haben auch Bestandteile der Bodylotion, darunter das Konservierungsmittel Phenoxyethanol. Hinzu kommt, dass die Creme auf der Haut als physikalische Barriere wirkt, die Reaktionen von Ozon mit den Hautfetten reduziert, sodass weniger OH-Radikale entstehen. „Im direkten Vergleich beeinflussen Düfte die OH-Reaktivität sowie ihre Konzentration über einen kürzeren Zeitraum. Demgegenüber hatte Bodylotion einen anhaltenderen Effekt“, sagt Zannoni.
Effekte noch unklar
Ob das allerdings positiv oder negativ ist, können die Forschenden auf Basis der bisherigen Erkenntnisse noch nicht beantworten. Denn welchen Einfluss die OH-Radikale auf die Chemikalien in unserer Atemluft haben, ist gemischt. „In einigen Fällen können die chemischen Umwandlungen, die sich aus erhöhten OH-Konzentrationen ergeben, zu Produkten führen, die im Vergleich zu ihren Vorläufern weniger toxisch sind“, erklären Zannoni und ihr Team. „Unterm Strich scheinen erhöhte OH-Konzentrationen aber zu einer weniger gesunden Innenraumluft beizutragen. Bevor also eine Empfehlung ausgesprochen werden kann, ist eine umfassendere Bewertung der relativen Toxizität der entsprechenden Vorläuferstoffe und Produkte erforderlich.“
Doch auch, wenn sich aus den Ergebnissen bisher nicht ableiten lässt, ob wir lieber mehr oder weniger Körperlotion nutzen sollten, sind die Erkenntnisse relevant für Risikobewertungen. „Wenn wir ein Sofa neu kaufen, wird es vor dem Verkauf auf Schadstoffe geprüft. Doch während wir auf dem Sofa sitzen, verändern wir durch unser Oxidationsfeld die Ausdünstungen des Sofas“, erklärt Zannonis Kollege Jonathan Williams. „Dadurch entstehen neue chemische Verbindungen in unmittelbarer Nähe unserer Atemwege, deren Eigenschaften bisher weitestgehend unbekannt und unerforscht sind. Interessanterweise wissen wir nun, dass sowohl Bodylotion als auch Parfüms diesen Effekt abdämpfen.“
Quelle: Nora Zannoni (Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz) et al., Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.ads7908

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