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#Elektronische Verschreibungen: E-Rezepte sind schnell, die Aussteller oft nicht

Häufig stehen Patienten mit einem E-Rezept in der Apotheke, das der Arzt noch gar nicht freigegeben hat. Generell wird die elektronische Verordnung gut angenommen, heißt es in einer der F.A.Z. vorab vorliegenden Umfrage.

Zwei Monate nach der Umstellung wird die überwiegende Mehrheit der Arzneimittelverordnungen inzwischen elektronisch eingelöst (E-Rezept). Aber die Apotheken berichten auch von erheblichen Schwierigkeiten. Ihrer Erfahrung nach entsteht der meiste Ärger dadurch, dass die Verschreibungen von den Ärzten nicht rechtzeitig digital unterzeichnet werden: Dann stehe der Patient schon in der Ausgabestelle, das Rezept sei aber noch nicht freigegeben, sodass Kunde und Apotheker warten müssten.

„Gegen die verspätete Versorgung muss die Politik schnellstmöglich handeln“, forderte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA, Gabriele Overwiening, am Sonntag gegenüber der F.A.Z.: Das E-Rezept komme gut voran, „bei der weiteren Implementierung müssen aber noch wichtige Hürden genommen werden“.

Digitalanteil von bis zu 70 Prozent

Einer repräsentativen ABDA-Umfrage unter fast 1100 Standortinhabern zufolge lösen inzwischen 79 Prozent der Apotheken mehr als die Hälfte ihrer Rezepte elektronisch ein. Die größte Untergruppe verzeichnet sogar einen digitalen Anteil von bis zu 70 Prozent. In sechs Prozent der Häuser zählen mehr als 90 Prozent der Verschreibungen zu der neuen Variante.

Hingegen nehmen weniger als drei Prozent maximal 20 Prozent elektronische Verschreibungen entgegen. „Das E-Rezept ist also in den Apotheken angekommen“, teilt die ABDA mit. Das häufigste Verfahren zur Datenabfrage ist das Einstecken der elektronischen Gesundheitskarte. Auf dem Mikrochip ist das Rezept zwar nicht gespeichert, er ermöglicht aber den Zugriff auf das in externen Servern verwahrte Rezept.

Die elektronische Variante ist seit Anfang Januar für alle Arztpraxen verpflichtend. Die Apotheken sind schon seit Längerem darauf eingestellt. Nach Auskunft der Gematik, der Telematikgesellschaft des Bundes, wurden von Jahresbeginn bis Anfang März 74,6 Millionen E-Rezepte verwendet. Laut Apothekerverband ­ABDA werden jedes Jahr insgesamt 730 Millionen Verordnungen aller Art ausgestellt, jeden Tag rechnerisch zwei Millionen. Vereinfacht gesprochen sind inzwischen also 62 Prozent digitale Medikamentenrezepte.

Apotheker klagen über „anhaltenden Mehraufwand“

Völlig reibungslos läuft der moderne Weg allerdings noch nicht, wie die Umfrage ergab, die der F.A.Z. vorab vorliegt. Mehr als drei Viertel der Apotheken gaben an, dass sie in bis zu 50 Prozent der Fälle auf Schwierigkeiten beim Einlösen der E-Rezepte stießen. Von den Befragten der relativ größte Teil verzeichnete aber in nur maximal 20 Prozent der Rezepteinlösungen Rückschläge, das waren 42 Prozent der Teilnehmer.

Gefragt nach den größten Hemmnissen meldeten fast 70 Prozent, dass „der Patient schon in der Apotheke, das E-Rezept aber noch nicht abrufbar war“. Auf dem zweiten Platz weit dahinter rangierte mit rund zehn Prozent die Wartezeit mit der Infrastruktur. Als drittgrößtes Problem für die Bearbeitung stellte sich die eigene Apothekensoftware heraus.

Mehr als die Hälfte der Befragten beklagte „anhaltenden Mehraufwand bei Technik und Personal“ seit der Einführung des E-Rezepts. Nur 5 Prozent sprechen von keinen oder höchstens minimalen Belastungen. Jeder Vierte hält die Anlaufschwierigkeiten allerdings für „schnell lösbar“.

Die Zusammenarbeit mit den Ärzten läuft für eine große Mehrheit der Apotheker unverändert gut, auch was die Bereitschaft der Mediziner angeht, bei Fehlern neue Verordnungen auszustellen. Eine klare Majorität erwartet zudem, dass der Umgang mit dem neuen Digitalprodukt bald besser vonstattengehen wird. Allerdings kreuzte auch ein Viertel an, dass die Lage „so schwierig bleibt, wie sie ist“. Ein Sechstel erwartet, dass man die Neuerung bald gar nicht mehr als solche wahrnehmen werde.

„Das E-Rezept ist innerhalb weniger Wochen zum festen Bestandteil der Arzneimittelversorgung geworden“, stellt die ABDA zusammenfassend fest. „Gleichzeitig zeigt sich aber, dass es weiterhin große technische Umsetzungsprobleme gibt, die die Versorgung der Patientinnen und Patienten verzögern und die Apothekenteams belasten.“

Die Hauptschwierigkeit, das verspätete Freischalten des Digitalrezepts, liege an den „Stapelsignaturen“, die viele Praxen noch verwendeten. Bei diesem Verfahren unterzeichnet der Arzt die Verordnungen für mehrere Fälle gebündelt und deshalb zuweilen mit Verzögerung. Viel schneller und einfacher gehe es mit der sogenannten Komfortsignatur.

„Ärzte sowie die Betreiber ihrer Praxisverwaltungssysteme sind anzuhalten, verbindlich die Komfortsignatur vorzunehmen“, forderte Apotheker-Präsidentin Overwiening. „Wenn die Apothekenteams die Last von nicht korrekt ausgestellten E-Rezepten in Form von unnötigen Wartezeiten, Patientenverunsicherungen und Mehrarbeit tragen sollen, so ist das nicht hinnehmbar.“ Gegen diese Missstände sei eine „schnellstmögliche Heilung“ nötig, verlangte sie gegenüber der F.A.Z.

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