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Krisengebiet Brandenburg

Berlin ist als Corona-Hotspot schon lange bekannt und berüchtigt. Schließlich haben junge Leute hier vermeintlich wilde Partys in Parks gefeiert, und Zehntausende Querdenker hielten ihre maskenlosen Demonstrationen in der Hauptstadt ab. Das Berlin umschließende Brandenburg erschien im Vergleich dazu als vergleichsweise ungefährliches Terrain. Mittlerweile haben sich die Verhältnisse aber stark verschoben. Denn die Lage in Brandenburg hat sich dramatisch verschärft.

Markus Wehner

Am Freitag verzeichnete das Gesundheitsministerium in Potsdam 1328 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden – das ist ein neuer Höchstwert. Der bisherige stammte erst vom Donnerstag, als 1217 Neuinfektionen gemeldet worden waren. Zwar hat auch Berlin am Freitag noch 1473 Neuinfektionen registriert. Doch gemessen an der Einwohnerzahl – Berlin 3,7 Millionen, Brandenburg 2,5 Millionen Einwohner –, ist die Lage in dem fünftgrößten deutschen Flächenland dramatischer als in der Hauptstadt. Die Zahl der Ansteckungen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag in Brandenburg am Freitag bei einem Wert von 255, in Berlin bei 199.

Knapp tausend Corona-Patienten werden derzeit in Brandenburg stationär in Krankenhäusern behandelt. Am Freitag waren es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 118 mehr als am Vortag. Besonders kritisch ist die Lage im Süden Brandenburgs. Im Landkreis Elbe-Elster betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag 518, gefolgt von den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz (446) und Spree-Neiße (444).

Die ersten Patienten müssen verlegt werden

Am Freitag wurde wegen der angespannten Situation mit der Verlegung von 51 Covid-19-Patienten aus Südbrandenburg nach Berlin begonnen. Sie kamen aus Krankenhäusern in Cottbus, Senftenberg, Finsterwalde und Lübben. Krankentransporter der Johanniter, des Deutschen Roten Kreuzes und des Katastrophenschutzes verlegten die Patienten auf Covid-19-Stationen in Berlin. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte am Donnerstag das Nachbarland um Hilfe gebeten. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) erklärte sich unmittelbar bereit, Patienten aus den schwer belasteten Krankenhäusern Brandenburgs aufzunehmen.

Nonnemacher hatte am Donnerstag im Gesundheitsausschuss des Landtags die Lage als sehr ernst geschildert. Viele Kliniken im Süden Brandenburgs seien wegen der vielen Covid-19-Patienten überlastet, einige Landräte ständen kurz davor, den Katastrophenfall auszurufen. Deswegen habe sie ihre Berliner Kollegin um Hilfe gebeten. „Uns stehen schwierige Zeiten bevor“, sagte Nonnemacher. In den nächsten ein bis zwei Wochen sei mit einem erheblichen weiteren Anstieg zu rechnen, was die Krankenhäuser an die Kapazitätsgrenze bringen könne. Brandenburg rufe daher den „Kleeblatt-Fall“ aus, laut dem ein Land seine Nachbarländer um die Aufnahme von Patienten bitten kann.

In Ostdeutschland sollen sich Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Kleeblatt-Region gegenseitig unterstützen. Da die Lage in Sachsen aber noch weit schlimmer sei und auch Thüringen stärker betroffen, komme neben Berlin nur noch ein Ausweichen nach Sachsen-Anhalt in Frage, so Nonnemacher. Am Freitag wurden nach ihren Angaben zehn Covid-19-Patienten in Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt gebracht, so dass insgesamt 61 Patienten aus Brandenburg verlegt wurden.

„Massenanfall von Erkrankten“

Während der Süden des Landes besonders betroffen ist, verschärft sich auch die Lage in der Landeshauptstadt Potsdam. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) rief am Freitag für Potsdam das Großschadensereignis „Massenanfall von Erkrankten“ aus. Damit könnten weitere Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern genutzt werden und der Katastrophenschutz würde unter eine einheitliche Führung gestellt, teilte die Stadtverwaltung mit. Das „Großschadensereignis“ gilt als letzte Stufe vor der Ausrufung des Katastrophenfalles. Zwar sei die Lage nicht so schlimm wie im Süden des Landes, aber sie habe sich in den letzten Tagen auch in Potsdam „weiter zugespitzt“, sagte Schubert. Er wolle nicht abwarten, bis die Entwicklung auch in Potsdam so weit gekommen sei.

Die Pandemie im Überblick: Hier gibt es alle Zahlen und Grafiken zum Coronavirus.

Gesundheitsministerin Nonnemacher, selbst Ärztin für innere Medizin, hatte am Donnerstag im Landtag ihrem Ärger über die AfD-Fraktion in einer Rede Luft gemacht. „Hören Sie doch endlich auf mit dieser Corona-Leugnerei. Ich kann es nicht mehr ertragen!“, rief sie den AfD-Abgeordneten zu. Sie sollten einmal in den Süden Brandenburgs fahren und dort mit Landräten, Klinikdirektoren, Ärzten und Krankenschwestern reden. „Dann wüssten Sie, was wirklich los ist.“ Dem AfD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Christoph Berndt, von Beruf Zahnarzt, warf sie vor, keine Ahnung von Corona zu haben. Er habe nie in einer Notaufnahme gearbeitet, wo Patienten ankämen, die keine Luft mehr kriegten. Sie sei es leid, sich seine Ausführungen darüber anzuhören, dass es angeblich gar keine Übersterblichkeit gebe. „Sie bleiben Zahnarzt und Rechtsextremist“, rief Nonnemacher dem AfD-Fraktionschef zu.

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