Nachrichten

#„Wir haben die Ukraine nicht angegriffen“

„„Wir haben die Ukraine nicht angegriffen““

Formal waren die russisch-ukrainischen Verhandlungen, die am Donnerstag im türkischen Antalya stattfanden, auf hö­herem Rang angesiedelt als die vorherigen Begegnungen in Belarus: Der russische Außenminister Sergej Lawrow traf unter Vermittlung seines türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu auf seinen Kiewer Widerpart Dmytro Kuleba. Doch eine Gewähr für Ergebnisse war das nicht. Kuleba sagte nach dem Ge­spräch, er sei mit dem Ziel angereist, ei­nen Korridor nach und aus Mariupol zu erwirken. Die südostukrainische Stadt ist seit Tagen von der Versorgung abgeschnitten, wurde nach Angaben ihrer Verwaltung auch am Donnerstag von den russischen Belagerern beschossen. Kuleba sagte, man sei nicht in der Lage gewesen, einen solchen Korridor zu versprechen, werde aber „dieses Thema mit den entsprechenden Stellen besprechen“.

Lawrow selbst dagegen gab sich kämpferisch, sprach von Zivilisten, die von „Ba­taillonen sogenannter Freiwilliger und Kräften der sogenannten Territorialverteidigung als lebende Schutzschilde benutzt“ würden. Gemeint sind ukrainische „Nationalisten“, die Moskau von gegnerischen Soldaten unterscheidet. Mit Blick auf die Bombardierung einer Ge­burtsklinik in Mariupol vom Mittwoch, für die Moskau viel kritisiert wird, sagte Lawrow, die Einrichtung hätten „längst das Bataillon Asow und andere Radikale erobert, die alle Wöchnerinnen, alle Krankenschwestern und überhaupt alles Personal hinausgeworfen haben“. Das be­zeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Lüge und sagte, bei dem Angriff auf die Geburtsklinik seien drei Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen ein Kind.

„Werden aus dieser Krise mit gesundeter Psychologie herauskommen“

Auch bekräftigte Lawrow in Antalya das Ziel einer „neutralen“ Ukraine. In An­spielung auf ein zweites von Präsident Wladimir Putin ausgegebenes Kriegsziel, das einer „Entnazifizierung“ des Nachbarlands, fügte der Minister hinzu, Russland wende sich gegen eine „Tendenz, in der Ukraine einen Neonazi-Staat mit Neonazi-Traditionen zu schaffen“. Mit Blick auf die westlichen Sanktionen sagte Lawrow, Russland werde „aus dieser Krise mit gesundeter Psychologie und gesundetem Bewusstsein herauskommen. Wir werden keinerlei Illusionen hegen, dass der Westen ein zuverlässiger Partner sein kann.“ Man werde „alles tun, damit wir künftig in keiner Weise vom Westen abhängig sind“.

F.A.Z. Newsletter Ukraine

Täglich um 12.00 Uhr

ANMELDEN


Das Treffen von Lawrow und Kuleba fand am Tag vor dem Beginn des jährlich in Antalya stattfindenden Diplomatieforums statt. Zu dem Forum waren beide bereits vor dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine eingeladen worden und hatten zugesagt. Wiederholt hat Cavusoglu die türkischen Vermittlungsversuche damit begründet, dass die Türkei Kontakte zu beiden Seiten unterhalte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bereits vor dem Beginn des Kriegs versucht, zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln.

Die Türkei ist in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten außen- und sicherheitspolitischen Partner der Ukraine geworden – trotz der sogenannten Männerfreundschaft zwischen Erdogan und Putin. So verurteilte Ankara die An­nexion der Krim, forderte die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine und wurde deren wichtigster Rüstungslieferant. Mit der Stärkung der Ukraine wollte die Türkei verhindern, dass das Schwarze Meer ein „russisches Meer“ wird. Bei seinem jüngsten Telefonat mit Putin blitzte Erdogan am vergangenen Sonntag ab; er setzte sich in dem einstündigen Gespräch für eine Waffenruhe und die Einrichtung humanitärer Korridore ein.

Die Türkei hat die Brücken mit dem Kreml nicht ganz abgebrochen. Zwar hat Ankara die Passage russischer Kriegsschiffe durch die Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer ge­sperrt, jedoch hat sich die Türkei den Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen. Denn Russland ist ihr Hauptlieferant von Gas und Kohle, ein russisches Konsortium baut das erste Atomkraftwerk der Türkei, und russische Touristen bilden die größte Urlaubergruppe. Zudem fürchtet die Türkei, dass es in den Krieg hineingezogen wird und dass bei einem Angriff auf ein ukrainisches Atomkraftwerk der radioaktive Fallout die Türkei erreichen würde.

Cavusoglu sagte nach der Begegnung in Antalya, man habe auch über die Möglichkeit eines Treffens zwischen Selenskyj und Putin gesprochen. Letzterer hat sich einer Begegnung mit dem ukrainischen Präsidenten allerdings bisher stets verweigert, auch wenn Lawrow nun auf die Frage nach einem solchen Treffen sagte, Putin lehne „niemals Kontakte ab. Wir wollen nur, dass diese Kontakte nicht als Selbstzweck organisiert werden.“ Auch sagte Lawrow: „Wir planen nicht, andere Länder anzugreifen, und haben auch die Ukraine nicht angegriffen.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!