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#Was Helfer im Flutgebiet erleben

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Was Helfer im Flutgebiet erleben

Urlaub in Frank­reich, während die Hochwasseropfer im Ahrtal vor den Trümmern ihrer Existenz stehen? Das fühlt sich falsch an. Und so mache ich mich auf in ein unscheinbares Gewerbegebiet in Grafschaft an der A 61. Es ist zum Hauptquartier der freiwilligen Helfer in den Überschwemmungsgebieten rund um Bad Neuenahr-Ahrweiler geworden. Jeden Tag starten von hier aus Busse in die betroffenen Gemeinden. Der Helfer-Shuttle Ahrtal hat eine eigene Website. Dort können Hochwasseropfer Freiwillige anfordern, und die bekommen dort die wichtigsten Informationen. „Keine Voranmeldung nötig – einfach vorbeikommen“, heißt es. „Bitte bringe Gummistiefel und Handschuhe mit.“ Auch Masken sind wichtig, gegen Corona – und den Staub.

Die Freiflächen im Industriegebiet sind schon ziemlich zugeparkt, als ich ge­gen zehn Uhr ankomme. Wohnmobile sind dabei und Autos mit Dachzelten. Manche richten sich wohl auf einen längeren Aufenthalt ein. Viele kommen aus der Region, das sieht man an den Kennzeichen, andere aus Stuttgart, Nürnberg oder Eckernförde. Über uns knattern Hub­schrauber der Bundeswehr.

Mit einem Shuttle-Bus werden freiwillige Helfer in die Katastrophengebiete der Flut gefahren, um ein Verkehrschaos vor Ort zu vermeiden.


Mit einem Shuttle-Bus werden freiwillige Helfer in die Katastrophengebiete der Flut gefahren, um ein Verkehrschaos vor Ort zu vermeiden.
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Bild: Braunschädel, Michael

An der Bushaltestelle hat sich eine lange Schlange gebildet. Ich werde schnell als Neuling erkannt, weil ich keine Gummistiefel besitze und dachte, Wanderschuhe würden reichen. Das könne ich mal gleich vergessen, sagt Bärbel, 53 Jahre alt, Krankenschwester und Heilpraktikerin. In den Kellern stehe der Schlamm knietief, wenn nicht höher. Bärbel entscheidet, dass sie mich in ihr Helferteam aufnimmt, meine Zustimmung ist nicht erforderlich: „Wir adoptieren dich.“

Wir sind jetzt sechs, die zusammenarbeiten. Auch Bärbels Sohn Ben ist dabei, außerdem Gisela, eine Malerin und Lackiererin, die Lehramtsstudentin Mona sowie Birgit, die an einer Grundschule unterrichtet. Bärbel hat eine konkrete Einsatzadresse aus einer Whatsapp-Gruppe gefischt. Wir sollen in Ahrweiler helfen, den vollgelaufenen Keller eines Mehrfamilienhauses auszuräumen. Zum Glück stehen im Helferquartier Gummistiefel bereit, ich greife ein Paar, dann rollt auch schon unser Bus vor.

Es ist heiß, und im Gelenkbus stehen wir so dicht, dass der Schweiß läuft, bevor der Arbeitseinsatz überhaupt be­gonnen hat. Trotzdem tragen alle Masken. Die Polizei hat die Zufahrt zum Ort gesperrt, aber unser Shuttle darf durch. Es wird still im Bus, als wir durch den zerstörten Teil des Ortes rollen. „Wenn du einmal hier warst, musst du wiederkommen“, sagt Bärbel. „Denn dann findest du keine Ruhe mehr, weil du weißt, dass diese Menschen jetzt jede Hilfe brauchen.“

Gestapelte Autowracks, wie ein Mahnmal

An der einzigen noch befahrbaren Brücke entlässt uns der Fahrer mit ein paar Hinweisen. Um halb sieben am Abend würden wir an der Tankstelle auf der anderen Flussseite eingesammelt. Wer sich verletzt, solle sich unbedingt an den Sanitätsdienst wenden, es habe schon mehrere Blutvergiftungen gegeben.

Schutt am Straßenrand: Alles ist mit Schlamm überzogen.


Schutt am Straßenrand: Alles ist mit Schlamm überzogen.
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Bild: Michael Braunschädel

Im Gänsemarsch laufen wir über die Brücke, deren Geländer das Hochwasser weggerissen hat. Ich habe schon viele Bil­der aus dem Krisengebiet gesehen, aber das Ausmaß der Verwüstung begreife ich erst jetzt. Schulen, Kitas, Tankstellen, Werkstätten – alles war überschwemmt. Die Ahr stand hier bis zur Oberkante Erdgeschoss, wie an den Häuserwänden deutlich abzulesen ist. Auf einer Wiese liegen Autowracks ge­stapelt. Das wirkt wie ein Mahnmal.

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