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#Kryptoanlagen: Die Entzauberung des Bitcoin

Kryptoanlagen: Die Entzauberung des Bitcoin

Dass die Preise von Kryptowährungen volatil sind, ist sicher keine neue Erkenntnis. Doch wie das oft so ist, verleitet Enthusiasmus für neue Technik dazu, sich dem Glauben hinzugeben, es sei nur die notwendige Begleiterscheinung einer unendlichen Erfolgsgeschichte.

Derzeit erweckt der Kryptomarkt dagegen den Eindruck, dass der Katzenjammer eingetreten ist. Der Kurs der bekanntesten, wichtigsten und gewichtigsten Kryptoanlage Bitcoin ist seit seinem Höchstwert von 63.531 Dollar nun um fast die Hälfte gefallen – und das innerhalb von noch nicht einmal zwei Monaten. Das macht aufs Jahr gerechnet ein Minus von etwas weniger als 99 Prozent.

Aktuell kostet ein Bitcoin rund 33.000 Dollar und kämpft darum, nicht unter den Tiefstand von Ende Mai von 32.280 Dollar oder sogar unter das Januartief von 30.558 Dollar zu fallen. Dann wäre technisch der Weg zu 20.000 Dollar offen. Und gerade am Kryptomarkt achten viele Anleger auf technische Faktoren – worauf sollten sie auch sonst achten? Fundamentale Gegebenheiten gibt es allenfalls in Ansätzen. Neil Wilson, leitender Marktanalyst des Derivatehändlers markets.com – also niemand, den man für sehr konservativ halten würde – fasst dies wie folgt knapp zusammen: Bitcoin sei nun mal keine Währung, nur eine monströse Spekulation. Für fast jede Verwendung müsse man Bitcoin in herkömmliche Währung zurücktauschen. Er könne es nicht anders betrachten als eine Art sinnloses digitales Gold.

Das Gold, das kein Gold ist

Eine Spitze gegen Kryptofans. Nachdem Bitcoin als Zahlungsmittel nicht wirklich erfolgreich war und auch weniger praktisch ist als behauptet – denn dafür sind vor allem kleine Transaktionen in Industrieländern oft zu teuer –, entdeckten sie die Analogie zu Rohstoffen, speziell zu Gold. Bitcoins wesentliche Funktion sei wie die des Edelmetalls die eines Wertspeichers, weil beide nicht beliebig vermehrbar seien. Geflissentlich übersehen wurden dabei mehrere Dinge. Gold hat sich seine Vertrauensstellung über Jahrtausende erarbeitet und diente fast ein Jahrhundert lang als Basis von Papierwährungen. Sein Preis ist deutlich weniger volatil, und auch wenn es klischeehaft klingen mag: Solange indische Hochzeiten nicht virtuell sind, wird Bitcoin Gold als Geschenk nicht ersetzen.

Ist das nun das Ende von Bitcoin und der Kryptoanlagen? Mitnichten. Das fängt einmal dabei an, dass der Bitcoin-Kurs auch früher schon ausgeprägte Zyklen zeigte. Es ist mittlerweile der sechste. Und jedes Mal lag der Kurs am Ende der Abwärtsphase deutlich oberhalb des Ausgangsniveaus. Und von diesem bei 4904 Dollar ist der Bitcoin auch heute noch meilenweit entfernt. Darüber hinaus sollte man sich hüten, Kursentwicklung und technischen Wert gleichzusetzen.

Das Nichtverfolgbare verfolgt

Was Bitcoin belastet, sind auch weniger die kritischen Tweets von Tesla-Chef Elon Musk, sondern gewisse Entzauberungstendenzen, bei denen diese eine Rolle spielen. Nicht zu unterschätzen ist etwa auch die Nachricht, dass amerikanische Ermittler fast das komplette, in Bitcoin gezahlte Erpressungsgeld aus dem jüngsten Hackerangriff auf den Ölpipeline-Betreiber Colonial finden konnten. Die Tatsache, dass diese das Nichtverfolgbare verfolgen und beschlagnahmen konnten, könne das Argument von der libertären, politisch unkontrollierbaren Währung untergraben, sagte Jeffrey Halley, leitender Marktanalyst des Brokers Oanda.

Bitcoin-Geldautomat in El Salvador: Hierzulande dürfte der Anblick noch länger nicht alltäglich werden.


Bitcoin-Geldautomat in El Salvador: Hierzulande dürfte der Anblick noch länger nicht alltäglich werden.
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Bild: dpa

Die Distanzierung Musks und Chinas, das als Bitcoin- und Krypto-Advokat begriffen wurde, wiegt schwerer als dass das kleine El Salvador nun plant, Bitcoin als Parallelwährung einzuführen oder dass der Softwarehersteller Microstrategy für den Kauf weiterer Bitcoin eine 400-Millionen-Dollar-Anleihe begibt. Das Unternehmen habe wegen des volatilen Bitcoin-Kurses zuletzt einen Verlust von 285 Millionen Dollar verbucht, schreibt Wilson. Es sei anscheinend davon abhängig, dass der Kurs über 24.000 Dollar bleibe.

Dies zeigt auch, dass das als Argument für den nichtspekulativen Charakter von Bitcoin-Anlagen herangezogene, kolportierte Interesse institutioneller Anleger nur bedingt tauglich ist. Die Risikoneigung ist auch bei diesen höchst unterschiedlich. Wäre sie es nicht, hätte es wohl die durch substanzlose Hypothekenanleihen entstandene Finanzkrise vor gut 13 Jahren nicht gegeben. Und natürlich kaufen immer diejenigen zuerst, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen. Gleich wie hoch und wie beschaffen nun das Engagement institutioneller Investoren nun tatsächlich ist, werden die Kryptomärkte im Wesentlichen von Privatanlegern bestimmt. Üblicherweise gestaltet sich der Lebenszyklus so, dass diese Investoren die Bewertung einer Anlageklasse zunächst ins schier Uferlose treiben, während sich die Profis zurückhalten. Bricht dann der Markt ein, so schlägt wiederum deren Stunde. Die Volatilität geht zurück und die Bewertung wird realistischer.

Das ist in puncto Bitcoin indes etwas schwierig, solange Defizite in der praktischen Anwendung bestehen. Einige andere Kryptowährungen wie etwa Ethereum, das gern in Verbindung mit blockchain-basierten Wertanlagen genutzt wird, sind da im Vorteil. Der Ether-Kurs hat sich seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt. Während Ether immer noch ein Plus von 240 Prozent verzeichnen kann, sind es bei Bitcoin nur noch knapp 16 Prozent.

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