#Küchen für den Herrn: Wenn der Mann den Kochlöffel schwingt

Blitzeblank. Kein Körnchen auf der Arbeitsplatte, keine Krümel in der Spüle, keine Schlieren auf dem Induktionsherd. „Bei mir sieht das immer so aus, wenn ich mal gerade nicht koche“, sagt Soßen-Willi, nur Fremde nennen ihn Wilfried Neudecker und siezen ihn beim Kennenlernen. Den Spitznamen hat er von Profikoch Ralf Zacherl erhalten. Die beiden trafen sich vor Jahren bei Willis Auftritt in der Sendung Masterchef. Noch heute haben die beiden Kontakt.

In seinem Kochreich am Rande von Lampertheim fühlt sich Soßen-Willi wohl. Zahllose Stunden hat er hier verbracht, nicht ohne Grund hat er im „CC-Club kochender Männer in der Bruderschaft Marmite“, einer Vereinigung von Hobbyköchen in Deutschland, den höchsten Rang des Grand-Maitre de Chuchi erreicht. Nun lehnt er sich entspannt an den hohen Tisch inmitten seiner überschaubaren, aber gemütlichen Küche. Sie ist kein Ballsaal, aber auch keine Kammer – genau richtig für Willi, der die meiste Zeit alleine am Herd arbeitet. „Mir ist es wichtig, beim Kochen kurze Wege zu haben“, sagt der 74 Jahre alte Hobbykoch. „Und ich brauche etwas Platz für meine Gäste.“ Während er schneidet, brät und rührt, können sie schon am großen Stehtisch gemeinsam anstoßen. „Ich habe nicht den Fehler gemacht, die Fläche für eine Kochinsel zu nutzen“, sagt Willi. Denn dann wäre die einladende Ecke dahin, keiner halte sich gerne direkt am heißen Herd und in der Nähe Fett spritzender Pfannen auf.