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#Ex-Chefredakteur Diekmann schreibt über die großen Dramen



Nach „Noch wach?“ von Stuckrad-Barre kommt der nächste Lesestoff über die Bild. Deren Ex-Chefredakteur schreibt über mächtige Männer, einen aber erwähnt er fast nicht.

Bei Bild ist immer Drama. Bild ist das Drama. Ein Skandal nach dem anderen sorgt derzeit für Schlagzeilen, erst kürzlich: Die Staatsanwaltschaft Berlin nimmt Ermittlungen gegen den früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt auf wegen des Anfangsverdachts des Betrugs. Die Strafanzeige kam vom Bild-Verlag Axel Springer. Dessen CEO Mathias Döpfner wiederum steht insbesondere seit der Veröffentlichung interner Dokumente in der Zeit als jemand da, der „Bild als sein Werkzeug anzusehen schien, um Politik zu machen“ (Zeit), als angeblicher „Ossi“-Verächter und als Klimawandel-Gutfinder.

Es ist wie eine wendungsreiche Daily Soap über einen international expandierenden Medienkonzern und dessen mächtige Männer. Vielleicht ein bisschen zu wendungsreich für das ganz große Publikum, aber zweifellos großes Kino, wie man sagt.

Kai Diekmann mit Helmut Kohl im Jahr 2011. In seinem Buch „Ich war BILD“ widmet der frühere Chefredakteur von Europas auflagenstärkster Boulevardzeitung seinem „väterlichen Freund“ ein Kapitel.

Foto: Uwe Anspach, dpa

Eine der Hauptrollen besetzt Reichelt, der im Zentrum eines MeToo-Skandals um Machtmissbrauch steht und geschasst wurde. Nicht unwesentliche Teile „des 384-Seiten-Schlüssel-und-Enthüllungsromans „Noch wach?“ (Kategorie: Fiktion) von Benjamin von Stuckrad-Barre drehen sich, kaum nicht erkennbar, um ihn. Als ob das nicht genug Stoff wäre, reicht nun Reichelts Vorvorgänger Kai Diekmann ein 544-Seiten-Werk nach, das die Bild in einer „großen Serie“ regelrecht feiert. Titel: „Ich war BILD“ (Kategorie: Sachbuch). Dass das wie die legendäre Bild-Zeile „Wir sind Papst!“ klingt, ist natürlich gewollt.

Im Prolog schreibt Kai Diekmann, dass er viele Geschichten erzähle, „die einer ganzen Reihe von Leuten nicht gefallen werden“

Der Buchtitel passt, zumal auf einen, der sich 16 Jahre an der Bild-Spitze halten konnte. Der Inhalt: Diekmann und Wulff, der wegen Bild-Recherchen zu einem Privatkredit auf Diekmanns Mailbox von „Krieg“ sprach und dann als Bundespräsident zurücktrat. Diekmann und Putin, den er nackt sah und mit dem er im Schwarzen Meer schwamm. Diekmann und Trump und so fort. Und schon im Prolog die Sätze, dass er, Diekmann, viele Geschichten erzähle, „die einer ganzen Reihe von Leuten nicht gefallen werden“. Alles belegbar, denn über Jahrzehnte habe er Dokumente, Briefe, Tagebuchnotizen und Kalender aufbewahrt.

Kai Diekmann und Donald Trump 2017. Das Interview machte weltweit Schlagzeilen. Diekmann, 58, berichtet in seinem Buch über seine Zeit an der Spitze von „Bild“ zwischen 2001 und Anfang 2017.

Foto: Daniel Biskup, dpa

Sein Verlag formuliert/jubiliert: „Ich war BILD“ sei „eine überraschend andere Geschichte der Berliner Republik“. Nun ja. „Ich war BILD“ ist vor allem eine Geschichte darüber, wie Diekmann Geschichte (mit-)geschrieben haben will. Eine Ehrerbietung an seinen „väterlichen Freund“ Helmut Kohl, dem er das Kapitel „Meine Jahre mit dem Kanzler der Einheit“ widmet. Und in dem er den beiden Kohl-Söhnen unter anderem vorwirft, sie hätten ihren Vater als „reine Gelddruckmaschine“ betrachtet. Walter Kohl lässt bereits rechtliche Schritte prüfen. Nicht zuletzt ist „Ich war BILD“ eine Heldengeschichte: Der Held ist Diekmann.

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Aufschlussreich sind die Passagen, in denen er („BILD-Chef ist eine Haltung“) eine Ahnung davon aufkommen lässt, wie bei Bild gearbeitet wird. Gegen keine andere Zeitung hagele es mehr Beschwerden beim Deutschen Presserat, stellt er korrekt fest. Um Beschwerden gegen Bild unmittelbar danach als meist „irrsinnig“ zu bezeichnen. Dazu der Lektüre-Tipp: „Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet“.

„Ich bin schon seit über sechs Jahren nicht mehr bei ‚Bild‘ und daher Gott sei Dank nicht Teil dieses Dramas“, sagt Diekmann

Nicht ohne Ironie, dass Diekmann aus SMS-Nachrichten von CEO Döpfner zitiert. Spektakulär wie die aus der Zeit sind sie nicht. In einem Interview sagte er dazu und über die Folgen des Reichelt-Skandals: „Ich bin schon seit über sechs Jahren nicht mehr bei Bild und daher Gott sei Dank nicht Teil dieses Dramas.“ Reichelt erwähnt er namentlich sechsmal. Auch eine Art Drama.

Das Buch: Kai Diekmann: Ich war BILD. Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffären und Skandalen. Deutsche Verlags-Anstalt, 544 Seiten, 34 Euro

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