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#Landwirte aus Lyon protestieren gegen fleischlose Menüs

Landwirte aus Lyon protestieren gegen fleischlose Menüs

Bohnensalat, danach Kräuter-Omelett an Bio-Spinat mit Bechamel, Käse und Obst: So lautet am Dienstag das Einheitsmenü der Schulkantinen in Lyon, das einen landesweiten Sturm der Entrüstung hervorgerufen hat. Die fleischlose Kost, die der grüne Bürgermeister der drittgrößten französischen Stadt aufgrund verschärfter Corona-Regeln für die Schulkinder beschlossen hat, ist nicht nach dem Geschmack führender Regierungsmitglieder. „Wir sollten die Ideologie nicht auf die Teller unserer Kinder legen“, sagte Landwirtschaftsminister Julien Denormandie.

Michaela Wiegel

Das Einheitsmenü sei eine „soziale Schande“ und „aberwitzig mit Blick auf eine ausgewogene Ernährung“, sagte der Minister am Dienstag im Radiosender RTL. Er hielt den Grünen vor, eine „Ökologie der Abschottung“ zu pflegen, die „auf Kosten der Schwächsten geht, die sich keine ausgewogene Ernährung leisten können“. Aus seiner Sicht gehört eine Portion Fleisch zu einer ausgewogenen Ernährung.

„Fisch und tierische Proteine vorgesehen“

Bürgermeister Grégory Doucet hatte zuvor erläutert, dass er sich zu dem fleischlosen Einheitsmenü entschlossen habe, um die Essensausgabe in den Schulkantinen zu erleichtern und die Einhaltung der verschärften Abstandsregeln zu verbessern. „Fisch und tierische Proteine sind vorgesehen“, betonte Doucet. Normalerweise gibt es mehrere Menüangebote, die religiöse Speisevorschriften insbesondere der muslimischen Schüler, aber auch Nahrungsmittelallergien berücksichtigen.

Doch der Landwirtschaftsminister hat kein Verständnis dafür, dass auf Fleisch verzichtet werden soll. Er habe den Präfekten angerufen, die Rechtmäßigkeit der Maßnahmen zu überprüfen, teilte er mit. Die Agrarlobby weiß der Minister auf seiner Seite. Am Montagnachmittag fuhr ein Dutzend Landwirte mit Traktoren aus Protest vor das imposante Rathaus von Lyon.

„Kein Weihnachtsbaum, keine Tour de France, kein Fleisch in der Kantine, was kommt als nächstes?“, fragte die Vorsitzende des Landwirtschaftsverbandes FNSEA, Christine Lambert, am Dienstag im Fernsehsender Public Sénat. Sie spielte darauf an, dass der grüne Bürgermeister von Bordeaux keinen „toten Baum“ in der Weihnachtszeit vor seinem Rathaus aufgestellt hat und der Bürgermeister von Lyon die Radfahrer der Tour als „Machos“ kritisiert und auf eine Etappe durch Lyon verzichtet hatte.

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Die Chefin des wichtigsten Landwirtschaftsverbandes wittert hinter dem Fleischverbot einen Pakt mit der dem Islam zugewandten Linken („islamo-gauchisme“): „Das muss ein Deal der Kommunalverwaltung sein, die ihre Ideologie auslebt.“ Lyon sei die einzige Stadt Frankreichs, die kein Fleisch mehr serviere. „Was für eine Intoleranz bei den Grünen!“, entrüstete sich Lambert. Innenminister Gérald Darmanin, der sich als Vorkämpfer gegen den islamistischen Separatismus profilieren will, sprach von einer „inakzeptablen Beleidigung für die Landwirte und Metzger Frankreichs“. Die Grünen würden eine „moralisierende, elitäre Politik“ betreiben, welche die unteren Schichten ausschließe. „Für viele Kinder gibt es nur die Kantine, um Fleisch zu essen“, sagte Darmanin.

Auch Ärger am Kabinettstisch

Das Kantinenessen sorgte auch für Ärger am Kabinettstisch. Umweltministerin Barbara Pompili, eine ehemalige Grüne, sprach von einer „prähistorischen Debatte“. Sie erinnerte daran, dass im gerade vom Kabinett verabschiedeten Gesetz „Klima und Resilienz“ ein Experiment mit vegetarischen Speiseangeboten in den Schulkantinen vorgesehen ist. Auch soll der Anteil von Erzeugnissen aus biologischem Anbau in den Kantinen auf zwanzig Prozent erhöht werden.

Der abtrünnige La-République-en-Marche-Abgeordnete Matthieu Orphelin sieht hinter dem Angriff auf den grünen Bürgermeister eine Donald Trump nachgeahmte Wahlkampfstrategie Präsident Macrons. „Die Minister sollten eigentlich das Land befrieden, aber sie machen genau das Gegenteil. Sie versuchen ständig, es zu spalten“, sagte Orphelin, ein enger Vertrauter des früheren Umweltministers Nicolas Hulot.

Ein aufgebrachter Landwirt entlädt am Montag Reifen vor dem Rathaus in Lyon.


Ein aufgebrachter Landwirt entlädt am Montag Reifen vor dem Rathaus in Lyon.
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Bild: AFP

„Macron weiß, dass grüne Themen einen wichtigen Markstein im Präsidentschaftswahlkampf bilden“, sagte Orphelin der Zeitung „Libération“. Deshalb versuche er, die Grünen als gefährliche Ideologen anzuprangern. Das habe er bereits in der Debatte über das 5G-Netz getan. Macron machte sich über die Gegner des 5G-Netzes lustig und verglich sie mit den Amischen, die im 19. Jahrhundert von Europa nach Amerika auswanderten und bis heute ohne Telefon, Fernsehen und Internet leben und mit Pferdewagen unterwegs sind.

Der Präsident hatte sich mokiert: „Ich höre viele Stimmen, die uns sagen, dass wir die Komplexität der heutigen Probleme angehen sollten, indem wir zur Öllampe zurückkehren! Ich glaube nicht, dass das Modell der Amischen die Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Ökologie ist.“

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