#Lehren aus Anschlag in Nizza: Woher kommt dieser Hass?
„Lehren aus Anschlag in Nizza: Woher kommt dieser Hass?“
In Nizza hat ein 21 Jahre alte Tunesier drei Menschen in einer Kirche mit einem langen Messer getötet. Eine Woche davor war es ein 18 Jahre alter Tschetschene, der vor einer Schule den Lehrer Samuel Paty vor einer Schule in Paris ebenfalls mit einem langen Messer enthauptet hat. Offenbar hat der Täter von Nizza die Ermordung von Paty nachgeahmt. Nachahmungen waren ein Muster auch bei früheren Terrorwellen. Eine Zeitlang rasten Attentäter mit Autos in Menschenmengen, lange hatten sich Selbstmordattentäter mit den Opfern in die Luft gesprengt. Oft haben Terroranschläge Nachahmer gefunden. Da die „Inspiration“ über die sozialen Medien stattfindet, ist es schwierig, dagegen vorzugehen.
Auch ein weiteres Muster zeigte sich nach den abscheulichen Morden in Nizza: der Reflex rechtsradikaler Kreise nach Vergeltung. Damit ginge nur das Kalkül der islamistischen Terroristen auf. Ihr Ziel ist, Vergeltungsaktionen zu provozieren, um weiteres Morden zu rechtfertigen. Sie wollen mit dem Hass, den sie zu säen versuchen, freiheitliche Gesellschaften in den „Clash of civilizations“ treiben. Ein Teufelskreis würde in Gang gesetzt, aus dem es nur noch schwierig einen Ausstieg gäbe. Bei der jüngsten Terrorwelle kam aber hinzu, dass der türkische Präsident aus innenpolitischen Erwägungen die Spannungen weiter geschürt hat.
Der jüngste islamistische Furor zeigt ferner, dass die Terrorgefahr nach dem Sieg über den territorialen „Islamischen Staat“ in der syrischen Wüste im März 2019 nicht aus der Welt ist. Die Ideologie des Terrors besteht fort, sie zieht weiterhin junge Menschen, überwiegend Männer, in ihren Bann. Für einen Terroranschlag, braucht es nur einen Zünder. Da die Sicherheitsbehörden inzwischen wirksam kooperieren, sind große koordinierte Anschläge aber kaum mehr möglich. In den Fokus rücken Einzeltäter, die im Internet zu ihren perversen Untaten getrieben werden und nur schwierig rechtzeitig aufzudecken sind.
Dschihadisten nutzen das Vakuum in Syrien und im Irak, um sich im Untergrund neu zu organisieren. Eine Wiedergeburt erlebt der IS im Lager von al-Haul im Nordosten Syriens, in dem mehrere Tausend Kämpfer und Mitglieder eingesperrt sind. Viele von ihnen stammen aus Europa. Eine Gefahr sind sie, weil die syrischen Kurden bei der Bewachung des Lagers auf sich alleine gestellt sind. Das wichtigste Rückzugsgebiet ist mittlerweile aber die Sahelzone. Seit 2014 bekämpfte dort die von Frankreich geführte Militäroperation Barkhane den transnationalen islamistischen Terror.
In Frankreich konkurrieren zwei Erklärungen zu den Gründen des islamistischen Terrors, die sich jedoch gegenseitig nicht ausschließen. Den Wettstreit liefern sich Olivier Roy und Gilles Kepel, die beiden prominentesten Wissenschaftler Frankreichs zu den Themen Islamismus und islamistische Gewalt. Beide forschten und lehrten dazu über Jahrzehnte an prominenten französischen Universitäten. Der 71 Jahre alte Roy war zuletzt Professor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, der 65 Jahre alte Kepel am Institut d’études politiques de Paris. Während Roy von einer nihilistischen Revolte spricht und vor allem soziale Ursachen des Terrors sieht, steht bei Kepel der Salafismus im Vordergrund und damit eine Version des Islams.
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