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#Leipzig, du geliebter Feind

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Plötzlich war alles neu. Die Mitspieler. Das Wappen. Der Hass. Robert Klauß ahnte, dass der erste Spieltag der Saison 2009/10 alles andere als ein normaler Auftakt werden würde. Er saß in der kleinen, stickigen Kabine in Jena und fragte sich, wie sein ruhiges Leben in solchen Aufruhr geraten konnte. Drei Jahre zuvor war er aus dem brandenburgischen Straußberg nach Leipzig gezogen zum Studieren.

Die klamme Kasse besserte er mit Fußball auf. Klauß war ein passabler Mittelstürmer im Amateurbereich, und in der Oberliga gab es schon damals einige Hundert Euro zu verdienen. In Markranstädt, einer Satellitenstadt von Leipzig, fand er, was er suchte: solides Mittelmaß, keine großen Ambitionen.

Das änderte sich im Sommer 2009. Der aus Österreich stammende Getränkekonzern Red Bull drängte mit Vehemenz in den deutschen Fußball. Man suchte nach einem Schlupfloch und fand es in Leipzig. Genauer gesagt in Markranstädt. In Düsseldorf, St. Pauli oder München wurde dem Unternehmen die Tür gezeigt, aber in und um Leipzig war die Situation anders. Die Großstadt lechzte nach Profifußball, so wie der gesamte Osten Deutschlands.

Skepsis beim Einstieg

Das Staatsgebiet der ehemaligen DDR war zur sportlichen Diaspora verkommen, die großen Vereine Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena und 1. FC Magdeburg hatten sich nach der politischen Wende nie zurechtgefunden im neuen System. Genau wie die Leipziger Vertreter Chemie und Lokomotive. Red Bull wusste um das Potential, benötigte zum Start aber einen Kniff. Vom SSV Markranstädt übernahm das Unternehmen das Startrecht in der fünftklassigen Oberliga für sein neugegründetes Fußballkonstrukt Rasenballsport Leipzig. Das war besser, als in der vierzehnten Liga beginnen zu müssen, wie es die Statuten sonst vorgesehen hätten.

Der Einstieg wurde von Skepsis begleitet. In Österreich hatte Red Bull den Traditionalisten schon den Stinkefinger ge­zeigt und den Traditionsklub Austria Salzburg in ein kickendes Werbeprospekt verwandelt, bei dem vom ursprünglichen Klub gar nichts mehr übrig geblieben war: neuer Name, neues Wappen, neue Farben. In Deutschland sorgten die Absichten für Entsetzen unter all jenen, die dem romantisierten Fußball der Sechziger- und Siebzigerjahre anhingen. Leipzig sollte kein Verein, sondern ein Geschäftsmodell werden.

2009 startet RB Leipzig in der fünften Liga. Im Mai 2014 steigt der Klub in die zweite Bundesliga auf.


2009 startet RB Leipzig in der fünften Liga. Im Mai 2014 steigt der Klub in die zweite Bundesliga auf.
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Bild: dpa

Wie sich Hass im Fußball bemerkbar macht, spürte Robert Klauß vom Moment an, an dem er in Jena aus dem Bus stieg. Verzerrte Fratzen überall, Augen, aus denen Wut und Unverständnis sprachen, Beleidigungen. Dabei ging es an diesem Tag im September nicht mal gegen die erste Mannschaft von Carl Zeiss, den dreimaligen DDR-Meister, sondern gegen die Reserve. Auf einem Nebenplatz des Ernst-Abbe-Sportfeldes pöbelten und spuckten die Zuschauer in Richtung der Leipziger, die Stimmung war aggressiv aufgeladen.

Neid trieb die Menschen um. Ihrer Meinung nach mühte sich Carl Zeiss vergeblich in einem kranken System, während dem Neuling die Konzernmillionen nur so zufielen. In Dresden, Magdeburg und Rostock dachten sie genauso. Jena war der Auftakt eines jahrelangen Spießrutenlaufes. „Es ging so weit, dass wir ohne uns umzuziehen und ungeduscht in den Bus gerannt sind“, erzählt Klauß.

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