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#Warum viele Franzosen gegen den Impfpass protestieren

Warum viele Franzosen gegen den Impfpass protestieren

Frankreich entwickelt sich zur neuen europäischen Hochburg der Corona-Proteste. Eine den deutschen Querdenkern vergleichbare Bewegung hat sich über die sozialen Netzwerke formiert. Angetrieben wird der Anti-Vax-Protest von kommunikationserfahrenen ehemaligen „Gelbwesten“-Wortführern. Die Parolen werden immer radikaler. Gelbe Sterne mit der Aufschrift „Ohne Impfung“ haben die Warnwesten abgelöst. Was bleibt, ist der schier unbegrenzte Hass auf die Regierung unter Präsident Emmanuel Macron. Im Visier steht fortan die vorgebliche „Gesundheitsdiktatur“ Macrons.

An diesem Wochenende gingen laut Angaben des Innenministeriums mehr als 160.000 Franzosen auf die Straße. Etliche hefteten sich Ohne-Impfung-Sterne an die Kleidung, um sich mit den verfolgten Juden zu vergleichen. Auf Plakaten waren Fotomontagen des Auschwitz-Tores zu sehen mit der Inschrift „Der Gesundheitspass macht frei“, auf anderen stand „Nein zum Nazi-Pass“. Geschwenkt wurden auch Macron-Porträts mit Hitlerbärtchen. Bislang wurden die unsäglichen Nazi-Vergleiche nicht geahndet. Die ganze Woche machten die französischen Querdenker mit Einzelaktionen auf sich aufmerksam. In Bordeaux, Straßburg und Toulouse gab es Demonstrationen. In Chambéry stürmten sie das Rathaus und rissen grölend das Amtsporträt Macrons von der Wand.

Die Wut richtet sich vordergründig gegen den verpflichtenden Gesundheitspass, die französische Namenswahl für das Covid-Zertifikat der EU. Tatsächlich hat sich Macron angesichts schleppender Impffortschritte dazu entschieden, die Vorteile für Geimpfte auszuweiten. Sie können mit ihrem Nachweis im Gesundheitspass vom 1. August an Restaurants, Cafés und Bars besuchen, während Ungeimpfte sich erst testen lassen müssen. Das gilt auch für Fernreisen im Flugzeug, Zug oder Bus.

Seit langem gärende Ablehnung von Politik, Wissenschaft und Medien

Der Gesundheitspass ist für viele nur ein billiger Vorwand, um ihre seit Langem gärende Ablehnung von Politik, Wissenschaft und Medien auf die Straße zu tragen. Frankreich zählte schon vor der Pandemie zu den impfskeptischsten Ländern der Welt. Das Meinungsforschungsinstitut von Sciences Po hat in einer jüngsten Studie einen klaren Zusammenhang zwischen Politikverdrossenheit und Impfverweigerung festgestellt.

Bedenklich stimmt vor allem der Fund, dass eine höhere Qualifikation nicht vor einem gewissen Verschwörungsdenken und Wissenschaftsfeindlichkeit schützt. Die Regierung hat in der Anfangsphase der Pandemie allerdings auch dazu beigetragen, Zweifel an ihren Empfehlungen zu befördern. Um die Masken-Knappheit zu verbergen, bezeichneten führende Regierungsmitglieder das Masken-Tragen als nutzlos. Wenige Monate später wurde eine allgemeine Maskenpflicht eingeführt.

Wie in Deutschland bilden die Anhänger der Corona-Demonstrationen eine kleine, medial stark abgebildete Minderheit. Weniger augenscheinlich ist, dass Präsident Macrons Strategie von Zuckerbrot und Peitsche erste Erfolge zeitigt. Annähernd vier Millionen Franzosen haben sich seit der Präsidentenansprache auf freie Impftermine gestürzt. In Umfragen heißen 62 Prozent die Strategie gut. Es liegt jetzt am politischen Geschick des Präsidenten, eine weitere Radikalisierung der Minderheit zu verhindern.

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