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#Märchenhaftes Hessen

„Märchenhaftes Hessen“

Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ Es dürfte eine der einprägsamsten Szenen in den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm sein, wenn das in einem Turm eingeschlossene Mädchen zur Essensversorgung die wallende Mähne herablässt. Das Türmchen stand aber doch nicht etwa beziehungslos „im Wald“, wie es in der Geschichte heißt? Natürlich nicht. Mögen die Märchen örtlich und zeitlich imaginär erscheinen, aus hiesiger Sicht können sie nur – schon durch den Sammelschwerpunkt und die Herkunft der Grimms – hinter den Sieben Bergen des weiten Hessenlandes angesiedelt sein.

Letzte Einwände beseitigte der aus Marburg stammende, vor hundert Jahren, am 8. Mai 1922 verstorbene Maler und Zeichner Otto Ubbelohde mit seiner illustrierten Prachtausgabe von 1907. Wie kein zweites Werk kanonisierten die 450 Zeichnungen dank ihrer Anleihen an der oberhessischen Landschaft und ihren Bauten die Herkunft der Grimmschen Märchen. Weltweit sind sie seither ein Begriff, die „Gänsemagd“ am Tor zum Marburger Schlosshof oder die Cölber Mühle beim „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und als vielleicht schönstes Sujet das sogenannte Lust- oder Teehäuschen in Amönau, aus dem das Haar von „Rapunzel“ zum Boden reicht.

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Inspiration der Idylle

Ubbelohde hätte auch das eigene Domizil als Vorlage nehmen können. Nach Lehr- und Wanderjahren zogen es ihn und seine Frau Hanna zurück in die Heimat, wo sie sich ab 1900 an der Lahn bei Goßfelden ein holzgetäfeltes, mit floralen Kratzputzmotiven verziertes Arbeits- und Wohngebäude erbauten sowie einen großen Nutz- und Ziergarten schufen.

Die bis 1999 in den Originalzustand rückversetzte Anlage ist heute denkmalgeschützt und wird von Mitgliedern einer Stiftung ehrenamtlich betreut. Ohne sie wäre das Haus sonntags auch nicht zu besichtigen.

Nach eigenen Plänen entstand ab 1900 das Atelier- und Wohnhaus von Otto Ubbelohde in seiner Wahlheimat (Lahntal-)Goßfelden. Mehrfach erweitert, fehlte nicht der für Oberhessen typische Kratzputz mit floralen Motiven.


Nach eigenen Plänen entstand ab 1900 das Atelier- und Wohnhaus von Otto Ubbelohde in seiner Wahlheimat (Lahntal-)Goßfelden. Mehrfach erweitert, fehlte nicht der für Oberhessen typische Kratzputz mit floralen Motiven.
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Bild: Thomas Klein

Selbst Pinsel und Staffelei sind wieder am Platz. Unter einem Vogelfries steht das weniger bekannte Schaffen im Mittelpunkt, ruhige, von der Landschaft zwischen Lahn und Ohm, ihren Menschen und ihrer Kultur inspirierte Gemälde. In Goßfelden finden sich gleichfalls noch Winkel mit Wiedererkennungswert. Die 16 Tafeln eines „Otto-Ubbelohde-Pfades“ stellen die Gemälde dem heutigen Aussehen gegenüber.

Manche der Motive, die Alte Lahnbrücke oder die kleine Saalkirche, blieben erhalten, vor allem zeigt der direkte Vergleich, wie stark verändernd Straßen, Haus- oder Gewerbebauten bis tief in den ländlichen Raum eingriffen. Die auennahen Lahnufer, die Wälder und Felder der begleitenden Höhenzüge – inbegriffen Keltenwall und eine Burgruine – sind aber intakt und dank gepflegter Wege gut zu erwandern.

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof Cölbe läuft man die Stichstraße vor und nimmt an der Kasseler Straße rechts die Markierung weißes X auf (hier auch Parkstreifen). Soll um den weiten Bogen über die Eibenhardt verkürzt werden, biegt man nach 400 Metern hinter dem Abzweig der eingleisigen Lahntalbahn in den Radweg nach Göttingen. Diesem lässt sich gut 500 Meter später rechts unmittelbar an der Lahn auch ausweichen.


Will dennoch die Cölber Mühle nicht versäumt sein, geht man erst einige Schritte bis zur rechtsseitigen Zufahrt und ganz um die Gebäude herum. Dichter Bewuchs verdeckt etwas das hohe Mühlengebäude, nicht jedoch das Wehr, das den Wasserstand am Zusammenfluss von Lahn und Ohm reguliert. Noch imposanter ist dann das von der Brücke der Kasseler Straße zu sehende, über die gesamte Länge der Lahn gespannte Wehr.

Wurde auch die B 62 unterquert, bleiben wir für 300 Meter auf dem Fußweg neben der Straße, ehe das X scharf links gen Reddehausen in den bewaldeten Hang abknickt und zu einer Gabelung hinanführt. Wahlweise lässt sich jetzt links beim X auf vorwiegend ebenen Weg verharren, oder man steigt mit gelbem RU 1 und rotem E unverändert bergan. Letzteres steht für die von äußerst dichter Vegetation bestandene Höhe Eibenhardt. Selbst ein keltischer Ringwall, den wir beim Abwärtslaufen durchstoßen, verschwindet fast unter der Moos- und Gestrüppdecke.

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