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#Malerin um die 40, fünf Kinder, sucht König zum Malen

Malerin um die 40, fünf Kinder, sucht König zum Malen

Anna Dorothea Therbuschs letztes Selbstbildnis von 1782 ist heute eine Art Ikone und Abziehbild zugleich für intelligente Malerinnen geworden. Als Tochter eines polnischen Gastarbeiters in Berlin, des Hofmalers Friedrich Wilhelms I., Georg Lisiewski, wurde sie zwar früh vom Vater ausgebildet. Ihre Malkarriere begann aber erst ab vierzig, nachdem sie als Frau eines wohlhabenden Wirts fünf Kinder zur Welt gebracht hatte. Nach Stationen in Stuttgart, Mannheim und Paris, wo sie als Preußin Mitglied der Académie Royale wurde – im achtzehnten Jahrhundert noch keinesfalls selbstverständlich – kehrte sie in ihre Heimatstadt Berlin zurück, porträtierte die gesamte Königsfamilie und gefühlt die Hälfte des preußischen Adels. Der Berliner Künstler-Doyen Daniel Chodowiecki rühmt ihre Porträts als „ganz herrlich“.

Unaufhörlich bildete sie sich durch Lesen weiter und korrespondierte mit klugen Köpfen ihrer Zeit. In ihrem letzten Selbstporträt führt sie wie in einem Testament vor, was ihr im Leben wichtig war und was sie in fast fünfzig Jahren Malpraxis perfektioniert hat: Das in metallischem Blau schimmernde Gewand aus Seide ist nicht nur maltechnisch ein Glanzstück, es zitiert mit dem wie Silberfolie knickenden und knisternden Stoff auch das weiland jedem Kunstinteressierten bekannte Hauptwerk auf diesem Gebiet, Terborchs „Galante Konversation, das als Besitz der Gemäldegalerie zum unmittelbaren Vergleich daneben hängt. Tatsächlich wird Therbusch den Terborch in Paris gesehen haben, wo das Gemälde seinerzeit hing, war sie doch mit dem Besitzer Georg Wille befreundet und oft zum Souper eingeladen – damals disputierte man noch nächtelang über Kunst. Dass sie niveauvoll zu disputieren im Stande war, zeigen auf dem Selbstporträt das aufgeschlagene Buch in ihrer Hand sowie ein Stapel weiterer Bücher neben dem Sessel. Vor allem verleiht ihr ein dickes Augenglas auf der Nase das Air einer Elder Stateswoman, die rational sofort durchschaut, was in der Welt vor sich geht.

Das Augenglas als Symbol der Aufklärung

Perfekt bedient ihr Selbstbildnis also die Wünsche und Sehnsüchte der Jetztzeit an die malenden Aufsteigerinnen des Rokoko, und hängt daher zurecht an der Stirnwand des ersten von – horribile dictu – lediglich zwei Sälen, in denen die Gemäldegalerie Berlin der Malerin eine Geburtstagsschau zum Dreihundertsten mit insgesamt dreißig Bildern ausrichtet. Das Bild ist in Teilen des Gewandes nicht ganz vollendet, was bedeutet, dass sie darüber verstorben ist und auch besagt, dass sie bis zuletzt gefragt war und malte (eher nicht, dass sie aus finanziellen Gründen bis zum letzten Atemzug hätte arbeiten müssen). Das Augenglas steht bei diesem Programmbild somit nicht nur für den geschärften Blick der Künstlerin, es fungiert auch als Symbol der Aufklärung insgesamt.

Buchstäblich das „Vorbild“ für Therbuschs erstes Bild: Antoine Pesne, „Marie de Rège, geb. Pesne mit einem Mopshund“, um 1745





Bilderstrecke



Intelligenz der Rokokomalerei
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Anna Dorothea Therbusch in Berlin

Dass dies auch so verstanden wurde, zeigt das rechts neben die weise Therbusch gehängte Selbstbildnis des Schweizer Akkordporträtisten Anton Graff: Nicht von seinen fast zweitausend Bildnissen ist er kurzsichtig geworden, vielmehr zeugt die Brille auf seiner Nase als Prothese der Aufklärung ebenfalls von seinem technisch verstärkten Scharfblick. Und Graff war in Berlin und im Hause Lisiewski-Therbusch – auch ihr Zwillingsbruder Christoph malte – wohlbekannt.

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