Nachrichten

#Was die Astra-Zeneca-Entscheidung für die Impfkampagne bedeutet

Was die Astra-Zeneca-Entscheidung für die Impfkampagne bedeutet

Wissenschaftliche Erkenntnis ist immer nur vorläufig. Das lernen die meisten Studenten gleich im ersten Semester. Bei der gerade aktuellen Frage, wer den Corona-Impfstoff des britischen Herstellers Astra-Zeneca bekommen soll, kann man dieses Prinzip in Echtzeit beobachten. Weil zunächst Daten zur Wirksamkeit fehlten, sollten Ältere das Mittel anfangs gar nicht bekommen.

Kim Björn Becker

Dann löste der Verdacht schwerer Nebenwirkungen einen kompletten Stopp der Impfungen mit dem Präparat aus. Nun führen neue Erkenntnisse dazu, dass sich die Empfehlung abermals ändert: Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen am Dienstagabend auf der Grundlage einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission, dass nur noch Personen, die mindestens 60 Jahre alt sind, mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca immunisiert werden.

Mangelnde Akzeptanz

Wer Irrtum als Weg zur Erkenntnis gutheißt, könnte angesichts des Prozesses in Sachen Astra-Zeneca erfreut sein. Die politisch Verantwortlichen waren es nicht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach nach dem Beschluss von einem „Rückschlag“ für die deutsche Impfkampagne, und Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, dass die Entscheidung „Verunsicherung“ bei den Menschen mit sich bringen werde.

Außer Frage steht, dass die Kehrtwende es erforderlich macht, die Impfkampagne nun abermals anzupassen. Die Entscheidung werde die Arbeit in den Impfzentren „kurzfristig voraussichtlich etwas ausbremsen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der F.A.Z. „Auch der Akzeptanz des Impfstoffes tut die Entwicklung der letzten Wochen nicht gut.“

Damit die Impfungen nicht ins Stocken geraten, können die Länder laut dem Beschluss vom Dienstag alle über 60-Jährigen zur Impfung einladen. Die wären aufgrund ihres Alters eigentlich erst in Gruppe drei an der Reihe gewesen. Zudem können auch Jüngere das Präparat bekommen – „nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse“, wie es im Beschluss heißt. Das solle zwar nicht ausschließlich, aber zuvorderst in den Arztpraxen geschehen.

Nicht alle Länder wollen Reihenfolge ändern

Die neue Lage führt zu drei möglichen Problemen. Zunächst einmal hängt der Erfolg der Impfkampagne nun zum Teil daran, dass sich die Älteren für die Impfung mit Astra-Zeneca entscheiden. Nachdem diese zunächst wegen der eingeschränkten Zulassung nur Biontech und Moderna bekommen konnten, sollen sie nun „hauptsächlich“ das Mittel von Astra-Zeneca verabreicht bekommen, wie das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch klarstellte. Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus mahnte, es gelte, einen „weiteren Vertrauensverlust“ der Bürger zu verhindern. Es müsse deutlich werden, dass das Mittel bei Älteren „hocheffizient“ sei.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigte sich am Mittwoch optimistisch, was die Akzeptanz des Mittels bei den über 60-Jährigen angeht. „Die Älteren sind erfahrener in der Risikoabschätzung, viele haben vor einer Covid-19-Erkrankung großen Respekt und wissen, dass Astra-Zeneca ein Impfstoff mit geringem Risiko und somit die bessere Wahl ist“, sagte Lauterbach der F.A.Z. „Da sich die Risiken für Ältere auf Grundlage der Daten nicht verändert haben, gehe ich davon aus, dass Ältere den Impfstoff nehmen werden.“ Dies gelte insbesondere für die große Gruppe der 60- bis 69-Jährigen ohne Vorerkrankungen, die nun erstmals geimpft werden könne. Nach Schätzungen der Ständigen Impfkommission, welche die jüngste Einschränkung bei der Verwendung von Astra-Zeneca empfohlen hatte, umfasst diese Alterskohorte etwa 10,3 Millionen Menschen.

Das zweite Problem betrifft die Organisation der Impfkampagne vor Ort. Die Gesundheitsminister hatten den Ländern die Möglichkeit eingeräumt, die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen nun früher zu impfen, damit die Kampagne nicht an Fahrt verliert und in den Impfzentren wegen der erforderlichen Umorganisation keine Termine ausfallen. Dieser Schritt gebe den Ländern die Möglichkeit, „diese besonders gefährdete und zahlenmäßig große Altersgruppe angesichts der wachsenden dritten Welle nun schneller zu impfen“, heißt es in dem Beschluss.

Doch längst nicht alle Länder wollen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt haben am Mittwoch bereits zu verstehen gegeben, dass sie den Kreis der Impfberechtigten nicht ausweiten wollen. „In Sachsen-Anhalt warten noch viele Menschen über 70 Jahren auf eine Impfung“, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!