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#Gipfelaufstieg um jeden Preis?

Der 27. Juli 2023 war ein denkwürdiger Tag am K2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Welt. Fast 200 Bergsteiger versuchten, den Gipfel zu erreichen, etwa 100 schafften es – darunter die Norwegerin Kristin Harila mit ihrem nepalesischen Bergführer Tenjen Sherpa, die später in nur 92 Tagen auf allen 14 Achttausendern stehen und damit einen Rekord aufstellen sollte.

Bernd Steinle

Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

Was in der Gipfelbegeisterung an diesem Tag etwas unterging, war der Tod des pakistanischen Trägers Muhammad Hassan, der auf etwa 8200 Meter verunglückt war. Nun gibt es schwere Vorwürfe, wonach Dutzende Bergsteiger an ihm vorbeigestiegen seien, ohne dass jemand auch nur einen Versuch unternommen hätte, ihn zu retten. Weil es ihnen allen nur um den Gipfel ging? Koste es, was es wolle? Und sei es ein Menschenleben?

Widersprüchliche Augenzeugenberichte

Über den genauen Ablauf der Ereignisse gibt es widersprüchliche Augenzeugenberichte. Muhammad Hassan war für den pakistanischen Veranstalter Lela Peak Expeditions tätig, er half an diesem Tag, die Fixseile zu legen, an denen die zahlenden Kunden der Expeditionen dann Richtung Gipfel stiegen. Das bestätigte der Leiter des Veranstalters, Anwar Syed, dem Alpinjournalisten Stefan Nestler.

Das Unglück ereignete sich offenbar gegen 2.20 Uhr morgens, das legen übereinstimmende Aussagen von Bergsteigern nahe, die das Internetportal Explorersweb.com zusammengetragen hat. Es ereignete sich an der gefährlichsten Stelle der Aufstiegsroute, am „Flaschenhals“, einer steilen Querung auf etwa 8200 Metern, die extrem eisschlag- und lawinengefährdet ist. Aus noch unklarer Ursache stürzte Hassan demnach kopfüber ins Seil. Er sei danach wieder auf die Route nach oben gebracht worden, wo er offenkundig bewegungsunfähig liegenblieb. Dort sei er wenig später gestorben, berichteten Syed und ein anderer Beteiligter.

Drohnenbilder berichten anderes

Dem widerspricht der österreichische Kameramann Philip Flämig, der für Filmaufnahmen am K2 war. Auf seinen Drohnenbildern ist zu sehen, wie ein Bergsteiger direkt neben der viel begangenen Route liegt und sich eine andere Person um ihn bemüht. Das Video dazu, das er im ersten Tageslicht mit der Drohne aufgenommen habe, zeige eindeutig, dass der Mann einmal sein Bein bewege, also am Leben gewesen sei, sagte Flämig gegenüber Explorers.com. Flämig filmte nach eigenen Angaben von 4.30 bis 5.30 Uhr morgens. Demnach wäre Hassan Stunden nach seinem Sturz noch am Leben gewesen.

Flämig habe später mit dem Österreicher Wilhelm Steindl Hassans Hinterbliebene aufgesucht, um der Witwe und den drei Kindern etwas Geld zu übergeben, berichtete die österreichische Zeitung „Der Standard“. Nach Angaben von Hassans Witwe sei ihr Mann zum ersten Mal in dieser Höhe unterwegs und unzureichend ausgerüstet gewesen. Das bestätigen Bergsteiger, die ihm begegnet sind. Trotz deren Warnungen und Aufforderungen sei er aber nicht umgekehrt. Viele einheimische Träger sind auf die Einnahmen durch ihre Dienste an den hohen Berg angewiesen.

Rettungsaktionen jenseits von 8000 Metern sind immer extrem schwierig – aber beileibe nicht unmöglich. Ob all die Bergsteiger, die, wie auf Flämigs Aufnahmen zu sehen, unmittelbar an dem neben der Route liegenden Träger vorbeigingen, keine Hilfe leisten konnten oder wollten, können nur sie selbst beantworten. Die Umstände von Muhammad Hassans Tod bestätigen aber die Befürchtungen vieler, dass der K2 bald ähnlich von teils überforderten Bergsteigern überlaufen sein wird wie es der Mount Everest bereits ist. Mit allen negativen Folgen.

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