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#Marvel-Star Willem Dafoe im Interview: "Sch**ße ist immer lustig"

„Marvel-Star Willem Dafoe im Interview: "Sch**ße ist immer lustig"“

Egal ob als Marvel-Bösewicht oder grantiger Leuchtturmwärter: Willem Dafoe spielt oft extreme Rollen, so auch in seinem neuen Thriller Inside. Doch wo zieht er die Grenzen?

Willem Dafoe begann seine Karriere in einem der größten Hollywood-Flops, Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel. Vier Jahrzehnte später kann er eine beachtliche Filmographie vorweisen. Vom Grünen Kobold bis zu Jesus Christus hat er alles gespielt. In seinem neuen Film Inside verkörpert er den Meisterdieb Nemo, der von dem Apartment gefangen gehalten wird, in das er einbrechen will.

Eigentlich wollte er nur fünf Gemälde von Egon Schiele entwenden. Doch der hochmoderne Komplex im Herzen von New York verriegelt alle Fenster und Türen. Für Nemo beginnt ein Überlebenskampf, während die anderen Bewohner:innen des Hochhauses nicht einmal ahnen, dass im Apartment neben ihnen, ein Einbrecher verhungert, verdurstet und womöglich stirbt.

Vom Marvel-Universum ins Horror-Apartment: Willem Dafoe über den Thriller Inside

Als Inside im Februar auf der Berlinale seine Premiere feierte, habe ich mich mit Willem Dafoe zum Interview getroffen, um über den nervenaufreibenden Thriller zu reden. Seit Donnerstag läuft der Film auch regulär in den deutschen Kinos.

Hier könnt ihr den Trailer zu Inside schauen:

Inside – Trailer (Deutsch) HD

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Moviepilot: Inside spielt ausschließlich an einem Ort und erzählt von einer Figur, die diesem nicht entkommen kann. Ist das Projekt als Reaktion auf die Corona-Pandemie und die diversen Lockdowns entstanden?

Willem Dafoe: Nicht wirklich. Die Idee ist schon zehn Jahre alt. Der Regisseur [Vasilis Katsoupis] kam ungefähr vor fünf Jahren mit dem Projekt auf mich zu. Seitdem reden wir darüber. Es hat lange gedauert, bis wir drehen konnten. Besonders viel Zeit ist in die Recherche geflossen. Wie bauen wir das Apartment? Wie kommen wir an die Kunstwerke? Und wie finanzieren wir den Film? Gedreht haben wir während der Pandemie. Es gibt also durchaus Parallelen. Unser Film erzählt von einer Person, die nicht nach draußen kann. Im Gegensatz zu Corona, wo die ganze Welt Strategien entwickelt hat, ist der Dieb in Inside auf sich allein gestellt. Trotz Isolation gab es bei uns ein Gefühl von Gemeinschaft. Nemo wird komplett aus seinem Leben herausgerissen und dort eingesperrt.

Was hat dich am meisten an der Rolle interessiert?

Besonders gereizt hat mich, dass es in dem Film kaum Dialog gibt, was die Vorbereitung auf die Szenen komplett verändert. Plötzlich kommt man ans Set, betritt diesen Ort und ist selbst gefangen. Es war gar nicht notwendig, dass ich mir eine Hintergrundgeschichte für die Figur ausdenke. Alles entsteht in dem Moment, in dem wir ihn kennenlernen. Darüber hinaus mochte ich, dass der Film sehr überschaubar ist. Alles spielt an einem Ort. Und dann wäre da noch die Beziehung, die zwischen der Figur und den Kunstwerken im Apartment entsteht. Insgesamt war das ein schöner Balanceakt zwischen einer aktiven, körperlichen Rolle und vielen ruhigen, meditativen Momenten.

Wie genau kann ich mir ein Drehbuch ohne Dialog vorstellen?

Es gibt sehr, sehr viele Beschreibungen. Vieles davon kann man aber streichen, weil es im fertigen Film nicht auftaucht. Es war ein ziemlich dünnes Drehbuch. Im Endeffekt stand darin keiner der Dialoge, die du im Film hörst.

Das heißt, die Geschichte hat sich im Lauf der zehn Jahre oft verändert?

Genau. Die Idee kam ursprünglich vom Regisseur. Ich weiß aber nicht, wie viele verschiedene Versionen es von der Geschichte gibt. Wir haben vor und während dem Dreh viele Dinge geplant, die es nicht in den Film geschafft haben.

Inside

Kannst du verraten, was es nicht in den Film geschafft hat?

Da war eine sehr schöne Sequenz, in der wir mit dem Neonschriftzug an der Wand gespielt haben. Ich saß am Set und habe auf etwas gewartet, als ich gemerkt habe, dass man aus den Buchstaben noch andere Sätze formen kann, also etwas, das Nemo auch aus Langweile tun würde. Wir haben allerdings keinen Weg gefunden, die Szene überzeugend umzusetzen. Das passiert. Ein weiteres Beispiel wäre die Kochshow, von der nur eine sehr kurze Version im Film ist. Eigentlich sollte das eine viel längere Szene sein, in der ich die [Köchin] Julia Child mitsamt ihrer unverkennbaren Stimme nachmache. Leider mussten wir das schneiden.

Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob ihr wirklich in einem Apartment in New York oder in einem Studio gedreht habt.

Das war alles ein Studio. Gedreht haben wir in Köln, wo das Apartment gebaut wurde. Das war der einzige Weg, wie wir das alles mit unserem Budget umsetzen konnten. Denn im Grunde zerstören wir das gesamte Apartment in unserem Film.

Also ein echtes Apartment kam gar nicht erst infrage?

Nein, das wäre nicht möglich gewesen. Wir hätten allein 40 Millionen US-Dollar für ein Penthouse in New York gebraucht. Dafür hatten wir ein großes 360-Grad-Set, in dem man aus allen Winkeln drehen konnte. Nur eine Decke gab es nicht. Da waren die ganzen Scheinwerfer, aber das sieht man im Film natürlich nicht.

Was man aber sieht, ist die Skyline von New York. Wie habt ihr das gelöst?

Das ist alles eine Projektion. Die Aufnahmen wurden lange vor den Dreharbeiten in Köln gemacht, sodass die Hintergründe beim Dreh einfach projiziert und die Lichter dabei angepasst werden konnten.

Inside

Deine Figur ist sehr lange in dem Apartment eingesperrt und verliert zunehmend den Verstand. Hast du dich am Set auch manchmal verloren?

Eine der faszinierendsten Sachen war, dass man an diesem Set überhaupt kein Gefühl von Zeit hat. Es fühlt sich an, als würde dir die Sonne und das Sonnenlicht genommen werden. Du befindest dich immer im Studio und hast keine Ahnung, wie viel Uhr gerade ist. Ich war die ganze Zeit an einem Ort und habe das gleiche Kostüm getragen. Mein Handy bringe ich gar nicht erst mit ans Set. Das ist eine Regel, die ich mir selbst gesetzt habe. Ich bin also den ganzen Tag im Studio und verliere jegliches Gefühl von Zeit
– da verschwimmt die Geschichte, die wir erzählen, mit den Dreharbeiten.

Inside ist eine weitere Rolle, die körperlich und psychisch sehr viel von dir erfordert. Wo ziehst du die Grenze, dass du sagst, das machst du nicht?

Ja, es gibt einige eklige, vulgäre Momente in dem Film. Wo ich die Grenze ziehe? Ich weiß es nicht. [lacht] Pitch mir eine Szene, dann werden wir es herausfinden. Schlussendlich ist das meiste davon sehr lustig. Nehmen wir zum Beispiel die Szene mit der Scheiße in Inside. Scheiße ist immer lustig, weil wir das alle kennen. Jeder hat irgendeine Erfahrung damit gesammelt. Man könnte sagen, dass uns Scheiße alle vereint. [lacht]

Der Film kommt zu dem Schluss, dass man etwas Bestehendes zerstören muss, um Neues zu schaffen. Stimmst du dem zu?

Ich denke, genau das ist der Lauf der Dinge. Das ist die Natur der Existenz. Alles endet und aus diesen Enden wird etwas Neues geboren. Auf den Winter folgt der Frühling, auf den Frühling der Sommer usw. Wenn etwas stirbt, bereitet es den Boden vor, aus dem etwas Neues wachsen kann. Dieser Prozess umgibt uns alle.

Wie siehst du dich in einer Rolle als Künstler bzw. Schauspieler? Du erschaffst eine Performance vor der Kamera –
was zerstörst du dafür?

Am Anfang ist da eine weiße Wand. Alles ist möglich. Am Ende existiert diese Wand nicht mehr, weil ich sie mir zu eigen gemacht habe. Es ist ein transformativer Prozess, der im Film auch kommentiert wird. Nemo zerstört das Apartment, um sich einen Fluchtweg zu schaffen. Die ursprüngliche Funktion von etwas wird umgekehrt. Das besitzt auch eine gewisse Schönheit und es passiert mehrmals im Film. Wenn er am Ende seine Botschaft [an den Besitzer des Apartments] hinterlässt, steckt dahinter auch ein politischer Gedanke. „Du reicher Bastard mit all deinem Geld und deiner Kunst. Ich bin auf die Spitze des Bergs geklettert und habe gesehen, was sich dahinter verbirgt.“

Inside

Ein witziges Detail ist der Macarena-Song, der immer dann ertönt, wenn er den Kühlschrank zu lange offenlässt. Wie kam das zustande?

Ich habe den Song nicht ausgesucht, aber ich finde, er ist eine sehr gute Wahl. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass wir uns die Rechte daran leisten konnten. Er ist bekannt, macht Spaß, kann aber auch sehr nervig sein. Das passt sehr gut in den Film.

Wo wir bei der Musik sind. Du singst im Film auch ein Lied. Welche Geschichte steckt dahinter?

Bart und Haare werden länger. Du bist klatschnass und humpelst herum, weil dein Bein verletzt ist. Dann schneidest du dir auch noch in die Hand. Da musst du dir irgendetwas einfallen lassen, um nicht komplett den Verstand zu verlieren. Ich musste an ein Lied denken, das ich von einer Mutter kenne, die als Krankenschwester mit katatonischen Patienten gearbeitet hat. Einer dieser Patienten hat von morgens bis abends immer dasselbe Lied gesungen. [singt] „I’m going to heaven on a hillside, I’m going to heaven on a hillside.“ Das habe ich für den Film übernommen, weil es etwas ist, an dem man sich festhalten kann, wenn alles um eine herum wenig Sinn ergibt.

Inside läuft seit dem 16. März 2023 in den deutschen Kinos.

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